Themenspezial: Handy-Fotografie Technologie

Handy-Kamera: Fachbegriffe erklärt - von Blende bis Sensor

Beim Wett­eifern um die beste Smart­phone-Kamera über­schütten die Hersteller die Nutzer mit immer mehr tech­nischen Bezeich­nungen. Wir verraten, was es mit Blende, Sensor, Brenn­weite, Auto­fokus und Co. auf sich hat.
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Bild­sta­bili­sator – Verwack­lungen kompen­sieren

Gimbal-Bildstabilisator Gimbal-Bildstabilisator
Vivo
Um verwa­ckelten Fotos vorzu­beugen, ist eine kürzere Belich­tungs­zeit notwendig, aber diese ist nicht immer ratsam. Kürzeres Belichten bei schlechtem Licht sorgt für dunkle Bilder. Als Kompen­sation könnte man die Licht­emp­find­lich­keit (ISO) erhöhen, was aber wiederum die allge­meine Qualität beein­träch­tigt. Ein wich­tiges Merkmal ist deshalb der Bild­sta­bili­sator. Er sorgt auch bei längeren Belich­tungen für möglichst scharfe Aufnahmen. Die Leis­tung des Bild­sta­bili­sators hängt vom verwen­deten System ab. Ganz unten in der Nahrungs­kette steht der „EIS“ (Elec­tronic Image Stabi­liza­tion).

Bei diesem Verfahren berechnet eine Soft­ware (teils mit KI-Unter­stüt­zung) den idealen Bild­aus­schnitt. Schlecht funk­tio­niert der Mecha­nismus nicht, ist aber physi­schen Lösungen unter­legen. Besitzt die Smart­phone-Kamera einen „OIS“ (Optical Image Stabi­liza­tion), verfügt sie über einen opti­schen Bild­sta­bili­sator. Hierbei wird in der Regel ein beweg­lich gela­gertes Objektiv genutzt, das den Verwack­lungen entge­gen­wirkt. Manchmal gibt es auch einen beweg­lich gela­gerten Sensor. Die Königs­dis­ziplin ist die Gimbal-Bild­sta­bili­sie­rung (etwa beim Vivo X80 Pro). Eine moto­risierte Aufhän­gung gewährt nuan­cierte Korrek­turen des Objek­tivs.

Zoom – nah dran am Geschehen

Periskop-Objektiv Periskop-Objektiv
Oppo
Eine lange Brenn­weite fängt weit entfernte Objekte format­fül­lend ein. Diese Brenn­weite wird entweder simu­liert (digital) oder physisch (optisch) reali­siert. Der Digi­tal­zoom ist so schlecht wie sein Ruf. Bild­aus­schnitte werden soft­ware­mäßig gestreckt, um den Eindruck einer längeren Brenn­weite zu vermit­teln. Trotz moderner Soft­ware und KI ist dieser Fake-Zoom kaum zu gebrau­chen. In kleinem Rahmen lässt sich der Digi­tal­zoom noch verwenden, ohne dass die Fotos und Videos allzu viel Quali­täts­ver­lust erleiden. Die von den Herstel­lern bewor­benen Zoom-Faktoren von 60x oder sogar 100x sind aller­dings wenig ratsam.

Beson­ders nütz­lich ist hingegen der opti­sche Zoom. Jener wird entweder mit einer Fest­brenn­weite (Tele­objektiv) oder einer varia­blen Brenn­weite (Tele­zoom) umge­setzt. Die meisten Smart­phones besitzen ein Tele­objektiv oder ein vertikal ins Gehäuse einge­las­senes Peri­skop-Objektiv. Dabei gibt es nur eine Zoom­stufe, beispiels­weise 2x, 3x, 5x oder 10x. Alles darunter oder darüber wird digital berechnet. Ein Tele­zoom bietet ein stufen­loses Zoomen zwischen verschie­denen Brenn­weiten. So kann das Motiv etwa nicht nur um den Faktor 3 oder Faktor 5, sondern auch um den Faktor 3,5 oder Faktor 4 heran­geholt werden.

Tiefen­sensor – nütz­lich für die Schär­fen­tiefe

ToF-Sensor ToF-Sensor
infineon / LG
Mit einem Tiefen­sensor lassen sich krea­tive und detail­lierte Aufnahmen kreieren. Die Qualität ist aller­dings stark abhängig vom verwen­deten Modul. Selbst die güns­tigsten Smart­phones werden mit 2D-Tiefen­sen­soren ausge­stattet. Dabei handelt es sich um eine assis­tie­rende Kamera, oftmals mit 2 Mega­pixel und Blende f/2.4. Sie soll für ein schö­neres Bokeh (unscharfer Hinter­grund) beim Motiv sorgen. Die Daseins­berech­tigung darf ange­zwei­felt werden, da soft­ware­seitig iden­tische Ergeb­nisse erzielt werden. Wie die 2-MP-Makro-Kamera ist solch eine Kamera eher ein Marke­ting-Gag. Drei Kameras klingen eben besser als eine.

Hingegen wirk­lich nütz­lich sind die soge­nannten ToF-Sensoren. Das Kürzel steht für „Time of Flight“ und bezeichnet eine Methode zur drei­dimen­sio­nalen Abtas­tung von Objekten. Die zurück­gelegte Zeit wird von einem Photo­misch­detektor (PMD) über einen Licht­impuls bestimmt. Dank der gewon­nenen Infor­mationen lassen sich nicht nur beson­ders schöne Bokehs, sondern auch äußerst detail­lierte Struk­turen, beispiels­weise von Gesich­tern, abtasten. Apples LiDAR (Light Detec­tion and Ranging), das beispiels­weise im iPhone 13 Pro steckt, tastet eben­falls drei­dimen­sional, aber auf Laser-Basis ab.

ToF und LiDAR eigenen sich auch für AR-Anwen­dungen sowie eine 3D-Gesichts­erken­nung. Manche guten Smart­phone-Kameras gibt es schon für unter 200 Euro.

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