Eingestellt

Remix OS: Das PC-Android ist tot

Android ist das meist genutzte mobile Betriebssystem und so mancher wünscht sich, es auch auf einem PC nutzen zu können. Genau das ermöglichte Remix OS von Jide, doch damit ist nun wohl endgültig Schluss.
Von Stefan Kirchner

Remix OS for PC von Jide Technology Inc. Jide Technology Inc. zieht Remix OS den Stecker
Bild: Jide Technology Inc.
Android steht als offener Quellcode im Rahmen des Android Open Source Project kurz AOSP als kosten­loser Download zur Verfügung, auch wenn sich damit noch kein funktionierendes Betriebs­system an sich bauen lässt. Dazu fehlen ganz einfach Hardware-Treiber für Prozessoren, Display-Controller, WLAN-Chips und der­gleichen. Dennoch dient das von Google initiierte Projekt als Grund­lage für andere Projekte, darunter auch Android-x86. Ziel ist es, das Android-Betriebssystem auf handels­üblichen Desktop-PCs mit Prozessoren von Intel und AMD lauffähig zu machen.

Eines dieser auf dem AOSP-Quellcode aufbauenden Projekte ist Remix OS von Jide Technology Inc., was 2014 auf Kickstarter als Tablet-Projekt namens Ultra Remix begann. Hierbei handelt es sich um ein Android-Tablet in Anlehnung an das erste Microsoft Surface. Nur eben mit Android als Betriebssystem und speziell angepasster Ober­fläche. Ziel war es, eine möglichst Desktop-nahe Nutzer­erfahrung zu bieten, was 2015 in einem separaten Ableger von Remix OS for PC [Link entfernt] führte. Seitdem hat sich das Betriebs­system auf Android-Basis stark weiter­entwickelt und steht als kostenloser Download zur Verfügung.

Nun sind jedoch die Tage gezählt für Remix OS: Die Weiter­entwicklung für Privat­anwender wird in nächster Zeit eingestellt.

Neuausrichtung bei Jide

Remix OS for PC von Jide Technology Inc. Jide Technology Inc. zieht Remix OS den Stecker
Bild: Jide Technology Inc.
Die genauen Gründe sind nicht bekannt, nur dass sich Jide als Entwickler von Remix OS in Zukunft stärker dem Unternehmens­markt zuwenden will. Schon länger soll das Interesse aus dieser Richtung sehr groß gewesen sein, um angepasste Lösungen mit Android-Unterstützung zu liefern. Vermutlich werden letzten Endes nichts anderes als die finanziell besseren Aus­sichten den Anlass für die Um­strukturierung gegeben haben. Immerhin lässt sich speziell angepassten Lösungen für Geschäfts­kunden erheblich mehr Geld verdienen.

Denn über die sozialen Netzwerke verbreitete die Unternehmens­führung von Jide, dass man "mit Blick auf die eigenen Ressourcen entschieden habe, die eigenen Bemühungen nur noch auf den Enterprise-Markt zu konzentrieren." Oder anders gesagt, die kosten­lose Variante von Remix OS hat einfach keinen Umsatz gebracht.

Für Privat­anwender bedeutet das lediglich, dass es keine Updates mehr für die PC-Portierung von Android geben wird. Weder Patches gegen Sicher­heits­lücke, geschweige denn neue Android-Versionen an sich. In Zukunft wird daher wieder Android-x86 einen Auf­schwung erleben, da es die einzige ernsthafte und vor allem auch aktuelle Alternative bleibt. So ist Remix OS bei Android 6.0 Marshmallow stehen geblieben, während Android-x86 bereits auf Android 7.1 Nougat basiert.

Im Idealfall wird Jide zumindest seine Ober­fläche mit klassischem Fenster-Management und den nötigen Anpassungen, Android-Apps im Fenster­modus laufen zu lassen, als Open Source veröffentlicht. Spätestens dann dürfte das Abenteuer "Android auf dem PC" eine viel­versprechende Zukunft bescheinigt sein.

Zuletzt sorgte das Unternehmen für neugierige Blicke, da man mit Singularity [Link entfernt] einen eigenen Ansatz für das Continuum-Konzept von Microsoft im Sinn hatte. Sozusagen, wo manche Konkurrenten schon gescheitert sind und Samsung mit dem Galaxy S8 und der DeX Station selbst in Angriff nimmt. Remix OS for PC von Jide Technology Inc. Das war die letzte Neuerung: Singularity als eine Art Windows Continuum für Remix OS
Bild: Jide Technology Inc.

Kein Support mehr für Hardware

Fraglich ist nur, was mit bereits verkaufter Hardware und vor­installiertem Remix OS passiert. Aktuell will man den Backern der Crowdfunding-Plattformen für das Remix IO und dessen Plus-Variante die Kosten ersetzen und auch den­jenigen, die über den Online-Shop des Unternehmens ein Gerät vor­bestellt haben. Ab dem 15. August sollen die entsprechenden Über­weisungen starten. Laut Jide brauchen sich Kunden und Nutzer nicht selbst darum kümmern.

Frühere Hardware wie das Ultra­tablet oder Jide Remix Mini erhalten auch keine Updates mehr. Weder neuere Android-Versionen noch Sicher­heits­patches gegen entdeckte Lücken.

Schade ist es allemal, dass Jide nun im Privat­kunden­bereich aufgibt. Dabei hat Remix OS einige sehr viel­ver­sprechende Ansätze für Android auf dem Desktop-PC.

Mehr zum Thema Betriebssystem