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Abhörsichere Telefonie-App OpusTel kommt mit Festnetznummer

Im Zeitalter der Telefonüberwachung durch Geheimdienste wächst der Wunsch nach Vertraulichkeit. Schweizerische Entwickler starten mit einer App, die weltweite verschlüsselte Telefonate ermöglichen soll - und das per Festnetznummer und abhörsicher. Doch was wird das kosten?
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Eine erste Alpha-Version der App von OpusTel Eine erste Alpha-Version der App von OpusTel
Bild: OpusTel
Dass internationale Geheimdienste nicht nur den Datenverkehr, sondern auch Telefonate abhören können, steht fest. Darum boomt das Geschäft mit - vorzugsweise in Europa entwickelter - Verschlüsselungs- und Sicherheitstechnik. Schweizerische Entwickler bereiten aktuell den Marktstart ihrer App OpusTel vor, die weltweite verschlüsselte Telefonate anbietet, und zwar auf Basis einer Festnetznummer.

Schon aufgrund der Kosten für die Festnetznummer kann die App daher nicht kostenlos sein - im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne können Interessenten momentan diverse Monatspakete oder auch die lebenslange Nutzung der App kaufen, die für Android und iOS kommen soll.

Schweizerisches Zertifikat und AES-Verschlüsselung

Eine erste Alpha-Version der App von OpusTel Eine erste Alpha-Version der App von OpusTel
Bild: OpusTel
Auf ihrer Webseite OpusTel erläutern die Macher das Konzept der Telefonie-App. Nach der Installation bekommt der Nutzer eine schweizerische Festnetznummer zugeteilt, über die er für Anrufer erreichbar ist. Gespräche von OpusTel-App zu OpusTel-App sind kostenlos. Die Signalisierung und die Konversation werden laut den Entwicklern AES-verschlüsselt, bevor sie die OpusTel-App auf dem Mobiltelefon verlassen. Dies werde garantiert, solange ein goldenes Schloss auf beiden Mobiltelefongeräten angezeigt wird. Einzig ein Gericht könne in strafrechtlichen Einzelfällen die Herausgabe von Kundendaten erzwingen, schreiben die Entwickler.

OpusTel legt nach eigenen Angaben speziellen Wert auf Abhörsicherheit. Die digitale chiffrierte Zertifikatslösung stammt von SwissSign, das durch die Schweizerische Post zur Verfügung gestellt wird. Die Schweizerische Post und SwissSign seien nicht unter der Kontrolle der USA oder der EU, behaupten die Entwickler. OpusTel nutzt die Datenverbindung des Smartphones, also WLAN oder das mobile Datennetz.

In technischer Hinsicht unterstützt die App, die bereits im Google Play Store als Alpha-Version heruntergeladen werden kann, unter anderem die Komfort-Merkmale "Stumm schalten", "Lautsprecher aktivieren", sowie das Aufnehmen, Weitervermitteln und Halten eines Gesprächs und den Wechsel zwischen mehreren Telefonaten.

Crowfunding: Nutzer müssen Dienst mitfinanzieren

Auf Indiegogo läuft momentan eine Crowfunding-Kampagne für die Finanzierung des Dienstes. Die Geldgeber spenden hierbei allerdings nicht selbstlos für das geplante Ziel von 1000 00 US-Dollar, sondern erwerben Nutzungspakete für die App, beispielsweise für einen Monat oder sechs Monate. Der Kauf ist auch gleich für ein, zwei oder drei Jahre sowie für lebenslange Nutzung möglich. Dies bezieht sich allerdings nur auf die Bereitstellung der Festnetznummer, die Grundgebühr und die Telefonie innerhalb von OpusTel. Telefonate in nationale oder internationale Fest- und Mobilfunknetze werden separat berechnet. Auch für eine oder mehrere Wunschrufnummern können Interessenten mehr bezahlen.

OpusTel wird - außerhalb eines über Indiegogo erworbenen Kontingents - monatlich 4,80 Franken Grundgebühr kosten, das sind rund 4 Euro. Auf der Preisliste sind die Gesprächspreise zu weltweiten Fest- und Mobilfunknetzen ebenfalls in Schweizer Franken aufgeführt. Telefonate ins deutsche Festnetz kosten zum Beispiel 2,9 Rappen pro Minute, was rund 2,4 Cent entspricht. In deutsche Mobilfunknetze werden 24 Rappen pro Minute fällig, also etwa 20 Cent. Dazu kommt eine Verbindungsgebühr von 5 Rappen/4,2 Cent pro Minute. Auf alle Tarife wird noch 8 Prozent Mehrwertsteuer aufgeschlagen.

Ein Anrufer ohne OpusTel bezahlt soviel, wie wenn er auf eine Schweizerische Festnetznummer anruft. Ob die Einführung weiterer Festnetznummern aus anderen Ländern geplant ist, steht noch nicht fest. Der Nutzer muss - zusätzlich zur Grundgebühr - Guthaben für die Gesprächskosten aufladen. Sobald der Saldo auf dem OpusTel-Konto für mehr als sechs Monate kein Guthaben aufweist, geht die OpusTel-Festnetznummer automatisch an den Anbieter zurück.

Abzuwarten bleibt, ob die App das Finanzierungsziel erreicht, mit den angegebenen Tarifen attraktiv ist - und ob die Macher wirklich ein abhörsicheres System zur Verfügung stellen können, das nicht softwareseitig ausgehebelt werden kann.

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