Schlechte Lage

Nokia Siemens Networks: Mütter wollen nicht mehr länger zahlen

Stellenabbau und neue "Task-Force" sollen die Wende bringen
Von Marc Kessler

Rajeev Suri NSN-Chef Rajeev Suri
Foto: Nokia Siemens Networks
Die Lage beim Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) ist offenbar noch schlimmer als befürchtet. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel in seiner morgigen Ausgabe. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass der Telekommunikations­zulieferer rund 17 000 Stellen weltweit - davon etwa 3 000 Arbeitsplätze in Deutschland - innerhalb der nächsten zwei Jahre abbauen will. Dem Spiegel liegt nun ein Brandbrief des NSN-Vorstandsvorsitzenden Rajeev Surier vor, der an die gut 9 000 deutschen Beschäftigten ging.

Implizite Drohung: "Zum letzten Mal" Finanzspritze von Nokia und Siemens

Rajeev Suri NSN-Chef Rajeev Suri
Foto: Nokia Siemens Networks
"Unsere Profitabilität ist nach wie vor viel zu niedrig", stellt der Inder darin nüchtern fest. "Wir verbrennen Barreserven, haben zu viele Geschäftsfelder, die niemals adäquate Erträge geliefert haben, und Regionen, die stets Verluste einfahren", heißt es in dem Schreiben weiter. Auch "die Qualität" sei "nicht da, wo sie sein sollte". Der finnische Handykonzern Nokia und Siemens hätten NSN nun "zum letzten Mal" mit Kapital ausgestattet, erwarteten aber, "dass diese Investition einen Ertrag liefert". Dies soll durch ein eigens gebildetes "Task-Force-Team" unter NSN-Finanzchef Marco Schröter sichergestellt werden.

Mangels Käufer musste frisches Geld bereitgestellt werden

Ende Juni war bekannt geworden, dass Nokia und Siemens keinen Käufer für ihr defizitäres Gemeinschaftsunternehmen finden konnten und das Unternehmen daher selbst sanieren wollten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits vermutet worden, dass beide Unternehmen erneut frisches Geld in Nokia Siemens Networks pumpen würden. Nokia Siemens Networks hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 12,8 Milliarden Euro verzeichnet, was einen Anteil von rund 30 Prozent des gesamten Umsatzes von Nokia ausmachte. Der operative Verlust des Unternehmens betrug im vergangenen Jahr 686 Millionen Euro, im Jahr davor 1,6 Milliarden Euro.

Nokia und Siemens hatten in Nokia Siemens Networks ihre Netzwerk-Sparten eingebracht und halten je die Hälfte des Gemeinschaftsunternehmens. Mitte Juni 2006 hatten die beiden Konzerne die Fusion beschlossen, NSN war am 1. April 2007 an den Start gegangen.

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