Vor 5G: Nokia Private LTE mit 10 ms Latenzzeit
Bei "Private LTE" von Nokia sind Pingzeiten von 10 ms (siehe gelbes Rechteck) möglich.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Ein Thema auf der Hannover Messe ist 5G. Nur 5G ist für die Industrie noch gar nicht verfügbar.
Bei allen neuen Normen, die von der GSMA in der 3GPP ausgearbeitet werden, gibt es sogenannte "Releases". Für 5G gibt es den Release 15, der den Non Stand Alone (NSA) Betrieb erlaubt, dazu muss bereits ein komplettes 4G-(LTE)-System vorhanden sein, worauf dann 5G-NR (New Radio = neue Modulationsübertragungsverfahren) aufsetzt. Im kommenden Release 16 werden zeit- oder sicherheitskritische Themen behandelt, aber soweit ist es noch nicht.
Bei "Private LTE" von Nokia sind Pingzeiten von 10 ms (siehe gelbes Rechteck) möglich.
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Zauberformel: Private LTE
Nun möchte die Industrie heute schon ihre Anlagen mobil steuern und das geht mit "Private LTE", was heute schon Pingzeiten von 10 ms erlaubt. "Private LTE" ist ein LTE-Netz, das vom öffentlichen Netz abgeschirmt läuft. Als Frequenzbereich ist der für Industrieanwendungen vorgesehene 3,7-GHz-Bereich vorgesehen. Prinzipiell könnte auch ein etablierter Netzbetreiber (wie Telekom, Vodafone oder Telefónica) den Dienst "Private LTE" auf seinen bereits vorhandenen oder bald ersteigerten Frequenzen fahren. Der Netzwerkausrüster Nokia, zu dem auch die ehemaligen Mitbewerber Siemens Networks und Alcatel-Lucent gehören, zeigte in Hannover einige spannende Anwendungen, die heute schon "Private LTE" verwenden.
Der vernetzte Akkuschraubendreher "weiß", welche Schraube wohin gehört und wie fest sie anzuziehen ist.
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Vernetzter Schraubendreher im Industrie-Netz
Ein gutes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit dem Industriesteuerungs-Hersteller Bosch-Rexroth. Ein elektrischer Akku-Schraubendreher ist über Mobilfunk mit dem Zentralcomputer vernetzt, sodass das System erkennt, wenn die falsche Schraube in die falsche Bohrung gesetzt wird, oder wenn die Schraube zu hart oder zu schwach angezogen ist.
Das Demo-Sicherheitssystem von Nokia "checkt" das Messegelände, genauer die Standbesucher.
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Nokia Sicherheit
Dass Nokia Mobilfunknetzwerke ausrüstet, ist allgemein bekannt. Nokia ist aber schon seit vielen Jahren im Thema Sicherheit unterwegs. Dabei geht es nicht nur im Firewalls, sondern auch um Objektsicherheit. Ein Beispiel: In einem Werksgelände ist eine Person unterwegs, die dort möglicherweise nicht hingehört. Nokia Systeme erkennen die Person, gleichen sie mit der Mitarbeiterdatenbank ab und melden Person samt Bild und Standort an eine Leitstelle. Wäre es ein berechtigter Besucher, könnte Entwarnung gegeben werden, andernfalls werden bei Nacht Lampen eingeschaltet und weitere Kameras aktiviert.
Auf Kundenwunsch betreibt Nokia diese Sicherheitssysteme auch mit Personal aus einer Zentrale, die sich nicht unbedingt auf dem Werksgelände befinden muss. Dabei können mehrere Firmen aus dieser Zentrale verwaltet werden, was bei kleineren Unternehmen interessant sein kann, wo sich ein kompletter eigener Sicherheitsdienst nicht lohnen würde.
Predictive Maintenance
"Predictive Maintenance" ist die große Kunst, vorherzusagen, wann eine Anlage den Geist aufgibt. Wenn daheim die Waschmaschine direkt nach dem Urlaub den Geist aufgibt, ist das ärgerlich, weil man erst dann die Angebote prüfen wird, wo es eine neue Maschine gibt. Auf die Industrie bezogen ginge das anders: Durch permanente Messungen und Erfahrungen mit anderen Maschinen entsteht eine Datenbank, aus der sich mit etwas "KI" (künstlicher Intelligenz) gut vorhersagen lässt, wann es ein Problem geben könnte, dann stehen die Ersatzteile schon bereit oder durch gute Wartung hält die Anlage doch länger durch.
Das softwaregesteuerte SD-WAN von Nokia verknüpft weltweit, auf Wunsch auch mit einer Cloud
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Nokia vernetzt weltweit
Dass Nokia Netzwerke baut, ist bekannt, die müssen aber gar nicht unbedingt per Funk verbunden sein. SD-WAN ist ein Software-Defined-Wide-Area Netzwerk, das weltweit ausgerollt werden kann. Eine Außenstelle in Neuseeland steht mit dem Hauptquartier in Finnland oder dem Zulieferer in den USA in permanenter Verbindung. Der Clou: Es wird nur ein spezieller Nokia (Alcatel-Lucent) Minirouter (so groß wie eine Pralinenschachtel) aufgestellt, die Geräte angestöpselt, und kurz darauf sind alle Teilnehmer vernetzt, auf Wunsch vom öffentlichen Netz abgeschirmt. Es muss am Einsatzort nur ein stabiles Internet zur Verfügung stehen.
Zur Indoor-Navigation in großen (Lager-)Hallen wird Bluetooth verwendet. Die Dame trägt am Hals eine Bluetooth-Bake.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Exakte Indoor-Navigation
Wer kennt nicht das Problem, in riesigen Messehallen den richtigen Stand zu finden? Oder in der Lagerhalle ein Paket aufzuspüren, dass in irgendeinem Regal liegen sollte? Nokia zeigte eine Lösung mit einer Bluetooth-Bake. Für den Mitarbeiter könnte das sein umgehängter Werksausweis sein, am Karton ein Aufkleber, der wie ein RFID aussieht. An der Decke der Halle hängen Bluetooth-Basisstationen, die ein spezielles lokales Netz aufspannen, worüber navigiert werden kann. Statt Bluetooth wären auch LTE/5G-Technologien denkbar.
Die Nokia Factory in a Box ist ein Miniproduktionswerk in einem Standard-Industrie-Container. Hier können Maschinen oder Anlagenteile schnell von Standort A nach Standort B transportiert werden, um zeitweise bestimmte Aufgaben zu erledigen. Diese Container sind über Netzwerktechnologie von Nokia mit der Außenwelt verbunden. In Hannover wurde die Version 2.0 des Containers vorgestellt.
Eines wurde in Hannover nicht gezeigt: Neue Handys mit dem Nokia-Schriftzug. Die Nokia-Handys werden mit einer Lizenz von Nokia bekanntlich von der Firma HMD Global entwickelt, produziert und verkauft, die in Hannover nicht vertreten war. Der neueste Spross ist das Nokia 9 PureView, das wir bereits kurz getestet haben.