Telekom startet "die größte 5G-Initiative Deutschlands"
Wer nun als erster Netzbetreiber in Deutschland DSS einsetzt, ob auf 700 oder 2100 MHz, ob Vodafone oder Telekom, das mögen die Historiker entscheiden.
Jedenfalls hat die Telekom heute nach eigenen Angaben "die größte 5G-Initiative Deutschlands" gestartet und verspricht: "Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung wird im Laufe des Jahres von 5G profitieren können."
Ungewohnt selbstbewusst
Damit - so die Bonner auffallend selbstbewusst - wollen sie ihre Spitzenposition bei der 5G-Abdeckung weiter ausbauen. Möglich mache den schnellen Rollout ein technisches Upgrade für bereits vorhandene Antennen im Netz. Derzeit wird die Technik in ersten Testfeldern erprobt.
Der weitere Ausbau soll in den kommenden Wochen starten. „Wir haben Großes vor mit 5G und bringen den neusten Mobilfunk-Standard noch dieses Jahr in weite Teile Deutschlands“, verspricht Telekom-Deutschland-Chef Dirk Wössner und freut sich, "dass das Netz für unsere Kunden damit noch besser wird."
5G-Upgrade für Bestandstechnik
Aktuell werden zu diesem Zweck im 5G-Netz der Telekom Testläufe durchgeführt. Ein Beispiel dafür sind zwei Standorte in der Nähe von Wittlich in Rheinland-Pfalz, die wir schon vorgestellt haben. Dort wird aktuell die Technik des Standorts erweitert. Anschließend wird über die modernisierte Systemtechnik die vorhandene Antenne angesteuert und bekommt quasi ein Upgrade auf 5G: „So sind wir deutschlandweit unterwegs, um diese 5G-Variante in unserem Netz zu erproben“, so Walter Goldenits, Technikchef der Telekom in Deutschland. „Die Teststandorte sind dann die Blaupause für Deutschland, um noch in diesem Jahr mehr als die Hälfte der Bevölkerung im Telekom-Netz mit 5G zu versorgen.“
DSS im Probetrieb
Die Telekom erhöht die Reichweite bei 5G durch Nutzung von 2,1 GHz und kombiniert die Frequenz über DSS mit LTE
Foto: Deutsche Telekom
Mit dieser neuen 5G-Variante wird parallel zu aktiven Antennen die vorhandene passive Antennentechnik optimal für Zukunftstechnologien wiederverwendet. Darüber hinaus wird eine Technologie umgesetzt, die den parallelen Betrieb von zwei Mobilfunk-Standards in einem Frequenzband ermöglicht: Dynamic Spectrum Sharing (DSS).
Der Charme dieser Lösung, den auch Vodafone erstmalig an einer Sendestation im Sauerland einsetzt, ist der Parallel-Betrieb von 4G und 5G auf der gleichen Frequenz. Die Telekom 5G-Highspeed-Antennen sind in acht Städten im Einsatz. Auch dieses Ausbauprogramm läuft parallel weiter.
Noch mehr Tempo mit LTE und 5G
Bis zum Jahresende sollen Telekom-Kunden in allen Bundesländern breiten Zugriff auf das 5G-Netz der Telekom haben. Und das soll nicht nur in dicht besiedelten Städten, sondern auch in ländlichen Gebieten erfolgen. Damit will die Telekom ihre Netzstrategie betonen: Schnelles Internet in der Stadt und auf dem Land – mit 4G und 5G.
Für die schnelle und erfolgreiche Einführung von 5G hatte die Telekom bereits vor zwei Jahren ein Acht-Punkte-Programm vorgelegt: Damals wurde eine 5G-Abdeckung von 99 Prozent der Bevölkerung bis zum Jahr 2025 angekündigt. Auf die Fläche umgerechnet sollen das 90 Prozent werden.
„Mit der jetzigen Ausbau-Offensive machen wir einen großen Schritt in diese Richtung“, verspricht der Geschäftsführer Technik Walter Goldenits. „LTE und 5G – beide Technologien legen zu. Während das 5G-Netz weiter wächst, wird auch LTE nochmal stärker.“
Wie bereits berichtet, können bereits 98,1 Prozent der Bevölkerung mit LTE und Geschwindigkeiten von bis zu 300 MBit/s im Netz der Telekom surfen.
Intelligente Technologien zur Netzoptimierung
Den "Schub im Mobilfunk" soll der variable Einsatz von Mobilfunk-Frequenzen sowie von neuen, innovativen Technologien möglich machen. Die Telekom will künftig fünf Megahertz (MHz) aus ihrem bisherigen 3G-Spektrum im 2,1-Gigahertz-Band für LTE und 5G verwenden, die für UMTS nutzbare Bandbreite wird also reduziert.
Spätestens bis zum Jahresende will die Telekom das genutzte Spektrum "verdreifachen". So sollen noch mehr Kunden von Surfgeschwindigkeiten auf LTE- und 5G-Niveau profitieren können.
In den Großstädten wird 5G weiter auf 3,5 GHz funken, einer sehr hohen Frequenz. Diese bietet spürbar höhere Geschwindigkeiten, dafür aber deutlich geringe Reichweiten. Auf der niedrigeren 2,1-GHz-Frequenz sind die Reichweiten der künftigen 5G-Antennen schon deutlich höher als auf 3,5 GHz. Durch die Kombination der Frequenzen beschleunigt die Telekom den 5G-Ausbau – gerade im ländlichen Raum – erheblich.
Telekom setzt Schwerpunkt auf 2,1 GHz
Im Gegensatz zu Vodafone, die beim Ausbau voll auf 700 MHz setzen, um endlich in der Fläche mehr Versorgung aufzuholen, setzt die Telekom zunächst auf 2,1 GHz. Den Frequenzbereich bei 700 MHz (Band n28 bzw. b28), so hieß es auf Nachfrage von teltarif.de, habe man auch im Blick.
Durch den Einsatz von "Dynamic Spectrum Sharing" (DSS) wird zusätzliches Spektrum für LTE-Kunden bereitgestellt, das zusätzlich zum bestehenden Spektrum verwendet werden kann. Das Funkband wird dann nicht mehr nur von einem Mobilfunk-Standard genutzt, sondern kann bedarfsorientiert das Spektrum zwischen LTE und 5G aufteilen. Mit der neuen Technologie entscheidet das Netz "intelligent" und je nach aktueller Lage, für welchen Standard es die vorhandenen Frequenzen idealerweise nutzt.
Der Effekt: Die knappen vorhandenen Frequenzen werden so besser ausgelastet und das Netz in Summe wesentlich effizienter. Das freut insbesondere Kunden, die noch gar kein 5G-fähiges Smartphone haben.
Denn LTE wird durch die neue Technik nochmal Schub bekommen. Die Kunden können ein weiteres Frequenzband mit LTE nutzen und haben dadurch mehr nutzbare mehr Bandbreite. So kann ein Teil des (bisherigen) 3G-Spektrums bereits für leistungsfähigere Technologien eingesetzt werden, während aber 3G weiterhin nutzbar bleibt.
Verschiedene Hersteller haben neue 5G-Modelle angekündigt, welche die neue DSS-Technik, dann nicht nur auf 2100 MHz, sondern auch auf 700 MHz unterstützen werden. 5G-Tarife sind bei der Telekom bereits seit knapp einem Jahr buchbar, sogar für Prepaid-Kunden.