Netflix-Werbeabo im Test: Das erwartet die Kunden
Seit Ende 2022 bietet Netflix ein Abonnement an, das mit einer günstigen monatlichen Grundgebühr von 4,99 Euro vielleicht auch Interessenten anlockt, denen andere Streaming-Tarife schlicht zu teuer sind. Den günstigen Grundpreis erkaufen sich die Kunden dadurch, dass Spielfilme und Serien-Episoden - ähnlich wie im kommerziellen linearen Fernsehen - durch Werbung unterbrochen werden.
Wie störend ist die Reklame bei Netflix in der Praxis? Wie funktioniert das Netflix-Standardabo mit Werbung ganz generell? Das haben wir in den vergangenen Monaten ausprobiert. Dazu kamen ein Apple TV 4K am Fernseher, ein Apple iPad Pro sowie ein Samsung Galaxy S23 Ultra für die mobile Nutzung zum Einsatz.
Netflix Startseite
Quelle: netflix.com, Screenshot: teltarif.de
Auf allen genannten Geräten konnte das Werbe-Abo genutzt werden. Das ist nicht selbstverständlich. So kam das Apple TV erst im Frühjahr 2023 als unterstütztes Gerät hinzu. Dazu musste Netflix die App-Version für tvOS aktualisieren. Für welche Smart-TVs und Streaming-Hardware der Netflix-Zugang zur Verfügung steht (bzw. welche Geräte ausgeschlossen sind), hat der Dienst auf einer Hilfe-Seite veröffentlicht.
Tarifwechsel problemlos
In unserem Fall wurde ein Downgrade (oder Upgrade?) vom mittlerweile nicht mehr verfügbaren Basis-Abonnement für 7,99 Euro pro Monat auf das Werbe-Abo zum Monatspreis von 4,99 Euro durchgeführt. Das klappte in Echtzeit und wurde von Netflix per E-Mail bestätigt.
Mit dem Abo-Wechsel steigerte sich die Video-Auflösung von 720p auf 1080p. Der Unterschied mag im direkten Vergleich und auf sehr großen Bildschirmen sichtbar sein. Bei unserem im Test verwendeten Fernseher mit 50-Zoll-Display war von der nominell besseren Bildqualität kaum etwas zu sehen.
Hinweis zum Abo-Modell im Kundenmenü
Quelle: netflix.com, Screenshot: teltarif.de
Wir haben erste Spielfilme und Serien-Episoden geschaut und waren positiv überrascht. Es gab jeweils nur einen Werbeblock. Dessen Länge wurde jeweils direkt zum Start angezeigt. Oft waren es nur 30 Sekunden oder weniger. Zudem erfolgte die Werbeunterbrechungen stets an Stellen im Film, wo dies nicht weiter gestört hat - also beispielsweise bei einem Szenenwechsel und nicht mitten in einem Dialog.
Nach wenigen Wochen deutlich mehr Werbung
Nach einigen Wochen Nutzung erhöhte Netflix den Werbeanteil sukzessive deutlich. Zum einen wurden Filme teilweise erst nach der Wiedergabe eines Werbeblocks gezeigt, was in der ersten Zeit nach Buchung des Billig-Abos nicht der Fall war. Zum anderen wurden selbst Serien-Folgen mit einer Länge von weniger als 60 Minuten nun bis zu dreimal durch Werbung unterbrochen. Die Werbeblöcke waren nun bis zu eine Minute lang.
Das erhöhte Werbeaufkommen trübte die Freude am Netflix-Billigabo deutlich. Doch nach Weihnachten wurden die Werbeunterbrechungen wieder kurzer und weniger. Vor dem Abspielen des eigentlich gewünschten Inhalts läuft seitdem nur noch selten Reklame. Zudem werden Spielfilme und Serien-Episoden nur noch ein bis zwei Mal durch Werbung unterbrochen.
Download-Funktion mit Einschränkungen
Ende vergangenen Jahres führte Netflix die Download-Funktion für Nutzer des Werbe-Abonnements ein. Ganz so komfortabel wie in den höherwertigen Tarifen des Streamingdienstes ist das Angebot allerdings nicht. Zwar sind Downloads auf bis zu zwei Geräte möglich. Allerdings sind die Kunden auf 15 Downloads pro Gerät und Abrechnungszeitraum begrenzt. In den Abos ohne Werbung sind bis zu 100 Downloads möglich.
4,99-Euro-Abo als Alternative zu höherwertigen Preisplänen
Foto: Netflix
Im Alltag benötigen wir die Download-Funktion nicht. Spannend ist das Feature aber für Bahn- und Flugreisen. Reichen da auch 15 Downloads? Nun, das kommt auf die Reisedauer und darauf an, wie intensiv man unterwegs das "Offline-Streaming" nutzen möchte. Wer in solchen Fällen Spielraum für mehr Downloads braucht, könnte in Erwägung ziehen, temporär in ein höherwertiges Abonnement zu wechseln.
Fehlende Inhalte
Netflix weist darauf hin, dass beim werbegestützten Preismodell einige Inhalte nicht gezeigt werden können. Was unter "einige" zu verstehen ist, zeigt das Online-Portal WerStreamt.es. Hier steht eine Liste der Inhalte zur Verfügung, die mit dem Standard-Abonnement mit Werbung nicht zu sehen sind. Ein zweites Verzeichnis listet die Filme, Serien und Dokumentationen auf, die in allen Netflix-Abonnements - und somit auch mit dem werbefinanzierten Preisplan - zugänglich sind.
Ob der Netflix-Tarif für unter 5 Euro im Monat eine echte Alternative zu den höherwertigen Abos ist, muss jeder Nutzer für sich selbst beantworten. In unserem Fall hing das auch ein bisschen damit zusammen, wie aggressiv Netflix mit dem Thema Werbung umgegangen ist. Mit Vorschalt-Werbung sowie einer oder zwei Reklameinseln pro Film konnten wir gut leben. Als Netflix in der Vorweihnachtszeit noch mehr Werbung zeigte, war das aber - subjektiv betrachtet - nicht mehr akzeptabel.
In einer weiteren Meldung haben wir darüber berichtet, wie Netflix in der App noch mehr Werbung zeigen will.