Mobilfunk-Türme: Fusion von DFMG, Vantage + Cellnex?
Schon länger berichten wir aus den Quartalszahlen-Telefonkonferenzen, dass die Deutsche Telekom überlegt, ihr in der Deutschen Funkturm Management Gesellschaft (DFMG) konzentriertes Geschäft verkaufen möchte. Dabei wurde von der Telekom immer betont, dass man keinen Zwang hätte zu verkaufen, aber ein günstiges Angebot nicht ausschlagen würde. Und immer wieder kamen dann Meldungen, dass ein Abschluss "unmittelbar" bevor stehe.
Bloomberg: Fusion von DFMG und Vantage Towers mit Cellnex?
Werden die Turmgesellschaften der Netzbetreiber zusammengelegt? Folgt früher oder später eine gemeinsame Netzgesellschaft?
Foto: Telefónica, Logos: Anbieter, Montage: teltarif.de
Nun meldet der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg "unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertrauten Personen", dass die Deutsche Telekom eine Fusion ihrer Funktürme und Standorte mit denen ihrer Konkurrenten wie z.B. Vodafone (Deutschland / Europa durch die Gesellschaft Vantage Towers) und Orange (Frankreich / Europa) in Erwägung ziehe.
Wie branchenüblich stehe die Deutsche Telekom mit Wirtschaftsberatern in Kontakt, um die verschiedenen Möglichkeiten wie einen Verkauf, oder einen Börsengang der Turmgesellschaft zu bewerten oder zu organisieren. Denkbar wäre auch eine "strategische Partnerschaft für gemeinsame Vermögenswerte".
Spanien auch interessiert
In Barcelona und Madrid (Spanien) hat die Turmgesellschaft Cellnex Telecom ihren Sitz, die derzeit rund 53.000 Standorte in Europa betreut. Cellnex verwaltet gemeinsam mit der Deutschen Telekom die Funktürme in den Niederlanden. Cellnex würde diese Zusammenarbeit gerne ausbauen.
Nur Türme und Flächen - keine aktive Technik
Offiziell soll es bei dem Verkauf nur um die "passive Infrastruktur", also um Türme, Dachflächen und die Zugänge dahin gehen, aber nicht um die eigentliche Vermittlungs- und Sendetechnik auf diesen Türmen und Standorten.
Telekom hat 130 Milliarden Schulden
Aktuell hat die Deutsche Telekom etwa 130 Milliarden Euro "Miese" auf dem Konto, die sie gerne abbauen würden. Dieser Schuldenberg hat sich durch die Übernahme von Sprint durch T-Mobile USA sowie durch Kauf- oder Lizenzkosten etwa für neue 5G-Frequenzen angesammelt.
Telekom stellt sich 20 Milliarden Euro vor
Verschiedene Finanzinvestoren suchen Anlagemöglichkeiten im Bereich Infrastruktur. Ein Objekt der Begierde sind Funktürme. Daraus errechnet sich die Telekom eine Bewertung "von bis zu 20 Milliarden Euro einschließlich Schulden", was dem 30-fachen des erwarteten Ergebnisses (Ebitda) entsprechen würde. Dabei spielen die bereits abgeschlossenen Verträge zur Nutzung der Masten durch die Telekom (und anderer Anbieter) eine entscheidende Rolle.
Wenn man sich das Funkturmgeschäft anschaut, reichen die "Assets", wie das im Branchenjargon heißt, von großen Türmen wie der für Besucher nicht zugängliche Colonius in Köln oder der Berliner Sendeturm am Alexanderplatz mit Drehrestaurant über viele weitgehend unbekannte Türme im Land bis hin zu verschiedenen Dachflächen.
DFMG seit 2016 aktiv
Die Telekom hatte ihre Funktürme schon im Jahre 2016 (überwiegend) in der Deutsche Funkturm GmbH (DFMG) in Münster (Westfalen) zusammengelegt. DFMG verwaltet etwa 33.000 Standorte in Deutschland. Neue Türme werden von der DFMG errichtet und dann von der Telekom genutzt, können aber auch von Konkurrenten wie Vodafone oder Telefónica (o2) gemietet werden. In Österreich hat die DFMG rund 7.000 Standorte für das Netz von Magenta Austria (früher T-Mobile Austria) gelistet. Daneben gibt es noch einige Standorte im übrigen Europa, die nicht direkt von der DFMG betreut oder verwaltet werden.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Idee, ein Land mit drei oder vier parallel montierten Netzen zu versorgen, war aus marktwirtschaftlicher Sicht anfangs richtig. Sie ist aber auf die Dauer schwer zu finanzieren, weil in den dünner besiedelten Regionen zu wenige Leute leben und telefonieren oder surfen, um alleine die örtlichen Kosten zu refinanzieren. Beim Ausbau der grauen und weißen Flecken gehen daher Telekom, Vodafone und o2 längst auf gemeinsame Türme oder beginnen langsam und ohne große Werbung, über ihre Sender gleich auch die Kennung der/des Mitbewerber(s) auszustrahlen, damit deren Kunden auch Netz haben, ohne zu merken, dass es ein Sender der Konkurrenz ist.
Von daher wäre eine Zusammenlegung der Sendeturmgesellschaften sicherlich keine schlechte Idee. Als Synergieeffekte ließe sich Flächenabdeckung des Landes verbessern. Der nächste Schritt könnte eine gemeinsame Netzgesellschaft werden, vielleicht eine, die speziell die schlecht versorgten Regionen massiv ausbaut und versorgt.
Nachteil jeder "Einheitsturm-" oder "Einheitsnetzgesellschaft" ist, dass dann künftig Mieten und Konditionen nach eigenem Ermessen festgelegt werden können, weil es keine Alternative mehr gibt. Dadurch würden die Preise wieder steigen oder nicht weiter sinken. Da müssen Kartellamt und Bundesnetzagentur ein waches Auge drauf haben.
Nur: Wenn aber die Digitalisierung unserer Gesellschaft ein Erfolg werden soll, wird es früher oder später darauf hinauslaufen.
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