Aufbau

Hintergrund: Der Aufbau eines Mobilfunknetzes

Details zur Funktionsweise eines Mobilfunknetzes
Von Thorsten Neuhetzki

Mobilfunk-Netze arbeiten hierzulande mit einem Verfahren, das zwei mögliche Übertragungsprinzipien einer Luftschnittstelle koppelt: Möglich ist zum einen, dass eine Frequenz für Down- und Uplink (also Gesprächsteile Sendemast-Handy bzw. Handy-Sendemast) zeitlich geteilt wird in einem Bruchteil einer Sekunde in die eine und in einem anderen Bruchteil in die andere Richtung gesendet wird (Fachbegriff Time Division Duplex, TDD). Angewendet wird dieses beispielsweise bei DECT-Telefonen. Variante zwei nennt sich Frequency Division Duplex (FDD). Hierbei hat ein Teilnehmer für die Zeit seines Gesprächs eine feste Frequenz für die Empfangs- und eine feste Frequenz für die Senderichtung. Weiterer entscheidender Unterschied: bei FDD kommt ein Frequenz-Paar zur Anwendung, bei TDD nur eine Frequenz. Zwei BTS-Schränke für UMTS und GSM Zwei BTS-Schränke für UMTS und GSM. Über HF-Kabel wird das Signal zum Sendemast geleitet
Foto: teltarif.de

GSM-Netze sind zwei Übertragungsformen in einer

Die Kombination sieht so aus, dass ein Handynutzer für jede Senderichtung zunächst einmal unterschiedliche Frequenzen nutzt. So kann es sein, dass ein o2-Kunde bei einem Gespräch seinen Partner auf der Frequenz 930,1 MHz empfängt, selbst aber auf 885,1 MHz sendet. Diese beiden Frequenzen nutzt der entsprechende o2-Kunde allerdings nicht alleine, sondern auf den gleichen Frequenzen können je nach Konfiguration des Sender noch sechs bzw. sieben weitere Gespräche stattfinden, ohne dass die Teilnehmer sich gegenseitig stören.

Der Wechsel der Zeitschlitze und somit der Zeitfenster in denen die Sprach-Daten übertragen werden erfolgt so schnell, dass das menschliche Gehör es nicht wahrnehmen kann. Vergleichbar ist das mit einem Kinofilm, der pro Sekunde aus 25 einzelnen Bildern besteht. Die Länge eines solchen Zeitschlitzes beträgt 577 Millisekunden. Bei GSM enthält jeder Kanal 8 Zeitschlitze, die nacheinander auf das Medium zugreifen dürfen. Ein Zeitschlitz dauert 577 Mikrosekunden. Acht Benutzer teilen sich diesen Kanal, das heißt erst wenn Nutzer zwei bis acht ihre Daten übermittelt haben, darf Nutzer eins wieder Daten senden. Durch Kompression des Gesprochenen in den übrigen sieben Zeitschlitzen schaffen es Handy und Netz, die komplette Sprache in diesem kleinen Zeitrahmen zu übermitteln. Über einen solchen Zeitschlitz werden auch Signalisierungsdaten, etwa die bei einem Gesprächsaufbau übertragenen Authentifizierungs-Daten, aber auch SMS übertragen.

Nicht alle Frequenzen können an einem Standort genutzt werden

Sendemasten von o2 mit Richtfunkschüssel Vom Sendemast aus geht das Signal dann an die Handy. Am Mast zu erkennen: Die Richtfunkschüssel für den Abtransport der Daten zum nächsten Controller.
Foto: teltarif.de
Jede Zelle benötigt mindestens zwei Schlitze für diese Signalisierungen und die Synchronisation der Handys mit den Basisstationen. Nicht alle GSM-Frequenzen können an jedem Standort eingesetzt werden, da sie sich überlagern würden. Daher spricht man hier von einem Re-Use-Faktor, der Unterschiedlich hoch sein kann. Das bedeutet, dass um einen Sendemast herum in Waben-artiger Form andere Masten mit jeweils anderen Frequenzen aufgebaut werden müssen und erst dann die gleiche Frequenz wieder verwendet werden darf.

Anders formuliert: Einem Netzbetreiber steht an jeweils pro Mast nur ein Teil der eigentlich zur Verfügung stehenden Frequenzmenge zur Verfügung. Würde der Re-Use-Faktor nicht eingehalten, kann es zu Störungen kommen. Ausnahme: Klein- und Kleinsender (Picozellen), die nur wenige Meter weit strahlen, aber die Kapazität erhöhen, können auch innerhalb eines Sendemast-Radiuses aufgebaut werden, da ihre Sendeleitung so gering ist, dass sie den nächsten Sendemast nicht stören.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, wie die Sendemasten in der Praxis bestückt sind und was GSM von UMTS unterscheidet.

Weitere Artikel aus der Serie "So funktioniert ein Mobilfunknetz"

Artikel aus dem Themenmonat "Mobiles Telefonieren"