Frankreich: TV-Fusion von Bouygues und RTL geplatzt
RTL zieht sich seit einiger Zeit aus verschiedenen europäischen Märkten zurück und konzentriert sich auf den Heimatmarkt Deutschland. So hat sich der Medienkonzern zuletzt unter anderem von seiner Beteiligung in Kroatien getrennt. Auch in Frankreich sollte es zum großen Wurf kommen, geplant war ein Zusammenschluss von M6 mit TF1. Das Projekt ist nun allerdings geplatzt, offenbar konnte RTL die Kartellwächter nicht von einer Fusion überzeugen.
Zustimmung nur bei Teilverkauf
RTL-Zentrale in Luxemburg
Foto: Anouk Antony
Letztendlich hätte ein Zusammenschluss laut Kartellbehörden vorausgesetzt, dass sich das Unternehmen von zentralen Assets trennt. Damit wäre es zu einem Verkauf von TF1 oder M6 gekommen. Strategisch war diese Option für beide Vertragsparteien allerdings nicht sinnvoll, weshalb man sich gegen den Deal entschied. Insbesondere für Bertelsmann-Chef Thomas Rabe ist der geplatzte Deal ein herber Rückschlag.
Rabe setzt sich seit längerer Zeit für eine Konsolidierung der europäischen TV-Branche ein, damit will er ein Gegengewicht zu großen US-Medienkonzernen bilden, welche sich zunehmend mit ihren Streaming-Diensten in Europa etablieren. So liebäugelte der Medienmanager auch mit einem Zusammenschluss von RTL mit ProSiebenSat.1 in Deutschland.
Bertelsmann kritisiert Kartellbehörden
In einem Statement äußerte sich RTL-Mutter Bertelsmann zur Entscheidung der Kartellbehörden: "Bertelsmann teilt die Haltung der französischen Wettbewerbsbehörde nicht und sieht darin eine verpasste Chance für den französischen Medienmarkt im Wettbewerb mit den globalen Plattformen." In den kommenden Monaten wird es nun darum gehen, wie sich beide Konzerne nach der Entscheidung neu sortieren.
Auch für Bouygues ist die aktuelle Situation mehr als problematisch. So steht der französische Medienmarkt gleichermaßen vor einer Neuordnung. Vor allem das öffentlich-rechtliche Fernsehen steht in Frankreich erheblich unter politischem Druck. Staatspräsident Emmanuel Macron kritisierte die Sender immer wieder öffentlichkeitswirksam, im Zuge einer großen Reform werden die Sender mittlerweile aus dem Staatshaushalt finanziert.
Rückbesinnung auf deutschen Markt?
Interessant wir nun sein, ob Bertelsmann-Chef Rabe weiterhin versucht, einen nationalen Medienchampion mit ProSiebenSat.1 zu formen. Deren CEO Rainer Beaujean zeigte sich bislang gegenüber einem solchen Vorhaben eher kritisch. Zudem gilt es als unwahrscheinlich, dass die deutschen Kartellwächter sich hierzulande leichter als in Frankreich überzeugen lassen.