LG G8X ThinQ im Test: Reißt es der Dual-Screen raus?
Wie eingangs erwähnt, ist der Dual-Screen letztlich ein Case für das LG G8X ThinQ mit zusätzlichem Display. Um das Smartphone einzusetzen, muss das Case aufgeklappt werden. Auf der rechten Seite
ist dann Platz für das Handy, das über einen integrierten USB-C-Anschluss verbunden wird. Auf der linken Seite steht anschließend das zweite Display zum Gebrauch bereit.
Positiv ist, dass es sich bei dem zweiten Display um das gleiche 6,4-Zoll-OLED-Panel handelt, das auch im LG G8X ThinQ verbaut ist. Somit müssen Nutzer keine Kompromisse eingehen,
um neben dem Smartphone noch ein zweites Display nutzen zu können. Designtechnisch hat das Panel auch eine Wassertropfen-Notch erhalten, damit es nicht nur technisch, sondern auch
optisch keinen Unterschied zwischen den Bildschirmen gibt. Das zweite Display hat wie zu erwarten keine eigene Frontkamera.
Das Dual-Screen-Case
Bild: teltarif.de
Das Gesamtkonstrukt führt zu einem Mehrgewicht. Die 329 Gramm liegen spürbar in der Hand und haben mit der Leichtigkeit vieler moderner Smartphones
nichts zu tun. Ist die Hosentasche weit genug, so passt das Smartphone samt Screen durchaus hinein. Ob das aber etwas für die Dauer ist, muss jeder für sich entscheiden. Um das Smartphone aufzuladen,
muss es übrigens nicht aus dem Case genommen werden. LG legt im Lieferumfang einen passenden Adapter bei. Ist das Smartphone in das Dual-Screen-Case eingesetzt, bleibt eine Aussparung zum Anschluss des Headsets mittels eines 3,5-mm-Klinkenanschluss sowie Raum für den runden Lautsprechergrill.
Mit einem passenden Adapter lässt sich das Smartphone auch im Case befindlich laden
Bild: teltarif.de
Der zweite Bildschirm mit seinem Case ist recht flexibel und verfügt über ein 360-Grad-Scharnier. Auf diese Weise lässt sich das zusätzliche Panel auch nach hinten klappen
und das Smartphone alleine benutzen. Die Nutzung geht so gerade in Ordnung, wenn man das zweite Display mal nicht braucht, aber das Handy nicht ganz aus dem Case holen will.
Zugeklappt brüstet sich der Dual-Screen mit einem Cover-Display. Dort lassen sich Uhrzeit, Datum, Akkustand und Benachrichtigungen anzeigen. Das Display des LG G8X ThinQ selbst
verfügt über ein Always-on-Feature. Die Anzeige verbleibt aber rein auf dem Handy-Bildschirm und kann nicht auf dem Cover-Display gespiegelt werden.
Der Blick auf letzteres wird allerdings ein wenig durch die Fingerabdrücke getrübt, die sich rasend schnell auf der Fläche breit machen. In der Regel erwähnen
wir diesen Nachteil in unseren aktuellen Smartphone-Tests nur noch selten, hier muss es jedoch sein, weil der Fett-Magnetismus beeindruckend auffällig ist.
Das zweite Display ist technisch mit dem des Smartphones identisch
Bild: teltarif.de
Das, was LG auf der Präsentation angepriesen hat und wovon wir uns bereits selbst im Hands-on zum LG G8X ThinQ überzeugen konnten,
funktionierte auch im Rahmen des Tests erstaunlich gut. Um es mal so auszudrücken: Die beiden Displays gehen Hand in Hand und interagieren entsprechend gut miteinander.
Ein gutes Feature ist die automatische Displayhelligkeit, die für beide Displays gilt. So muss der Nutzer nicht umständlich versuchen, beide Screens manuell
auf eine Helligkeitsstufe zu hieven. Das Feature kann aber auch ausgestellt werden. Das ist in den Situationen sinnvoll, wenn auf dem Dual-Screen ein YouTube-Video läuft, das gerne etwas heller
sein darf als die Browser-Darstellung auf dem Display des Smartphones. Praktisch ist auch, dass sich eine App festlegen lässt, die auf dem Dual-Screen automatisch geöffnet wird, wenn das Case aufgeklappt wird.
Die Frage ist: Wer braucht das?
Die Antwort: Multitasker, die immer irgendwie zwei Dinge auf einmal tun müssen. Im Querformat gehalten,
kann auf dem Smartphone-Display gelesen und auf dem zweiten Screen eine andere Applikation ausgeführt werden. Das ist zweifelsohne praktisch.
So lässt sich auch das Smartphone-Display als Tastatur verwenden und der zweite Bildschirm fungiert als Darstellungsmedium für
ein E-Mail-Programm oder zur Not auch als neues Dokument zwecks Textverarbeitung.
Die Displays erlauben eine Parallelnutzung verschiedener Apps
Bild: teltarif.de
Für Zocker ist das virtuelle Gamepad interessant. Das Smartphone-Display lässt sich als Gamepad-Anzeige nutzen und der zweite Bildschirm entsprechend zur
Spielanzeige. Neben den Vorkonfigurationen "Konsolen Style", "Rennspiel Style", "Arcade Style" und "Basis Style" erlaubt die Software auch
das Erstellen eines eigenen Gamepads. Wir haben das am Beispiel von Brawl Stars ausprobiert. Um das Gamepad anzupassen, muss zunächst das Spiel gestartet werden. Das LG Customized Gamepad erlaubt die freie
Positionierung der Steuerelemente auf dem Smartphone-Bildschirm. Fazit: Grundsätzlich praktisch. Nicht selten sind vordefinierte virtuelle
Gamepads statisch und man muss die Finger ineffizient verbiegen, um eine Taste erreichen zu können. Bei Spielen wie Call of Duty Mobile, die viele Steuerelemente haben, erwies sich die manuelle Anpassung des Gamepads allerdings eher als schwierig.
Das zweite Display kann nach hinten geklappt werden
Bild: teltarif.de
Kritik wird laut, wenn das Dual-Screen-Smartphone-Konstrukt im Querformat gehalten wird und beide Bildschirme den Homescreen anzeigen. Dann verweilt die Darstellung im
Hochformat. Erst wenn eine App gestartet wird, wechselt die Anzeige in das erwünschte Querformat. So kann es also sein, dass auf dem Dual-Screen
im Querformat gebrowst wird und der Homescreen des Smartphone-Bildschirms erst dann in das Querformat wechselt, wenn auch dort eine
App gestartet wird. Diese Lösung erscheint noch nicht ganz ausgereift.
Der Dual-Screen hat ein "Cover-Display" für Notifications
Bild: teltarif.de
Der Dual-Screen ist ein nettes Gimmick. Gut ist, dass man nicht gezwungen ist, ihn zu benutzen, wenn man ihn nicht wirklich braucht.
Auch wenn LG das G8X ThinQ darauf auslegt, es zusammen mit Dual-Screen ausgiebig zu nutzen, lässt sich das Smartphone problemlos aus der
Hülle entfernen. Das Case, in das das Smartphone eingesetzt wird, ist nämlich kein klassisches Hard-Case, sondern flexibel genug, um das Handy aus der Hülle
leicht herausklappen und wieder einsetzen zu können.
Vergleicht man das Konzept mit echten Foldables, so ist ein Smartphone mit andockbarem Screen unserer Meinung nach derzeit die bessere Lösung, wenn es darum geht, die Smartphone-Displayfläche sinnvoll zu erweitern. Die technologische Umsetzung von knickbaren Displays steckt noch zu sehr in den Kinderschuhen, um sie als zuverlässige und vor allem bezahlbare Alltagslösungen zu etablieren.
Auf der nächsten Seite gehen wir auf die Leistung, Telefonie, Sound und Software ein.