Zweites Display

Erste Eindrücke vom E-Ink-Smartphone YotaPhone

Handy zeigt Informationen auch dann an, wenn es ausgeschaltet ist
Von der IFA in Berlin berichtet Hans-Georg Kluge

Das YotaPhone aus Russland einem E-Ink-Display auf der Rückseite. Das YotaPhone aus Russland mit einem E-Ink-Display auf der Rückseite.
Bild: Yota Devices
Der russische Internet-Dienst­leister hat auf der IFA in Berlin sein YotaPhone vorge­führt. Wir hatten die Gelegen­heit, ein paar Worte mit Vlad Martynov, dem CEO von Yota Devices, zu wechseln. Doch zunächst zu den technischen Daten. Über diese hatten wir schon berichtet, es haben sich aber Änder­ungen ergeben. Yota setzt auf einen Dual-Core-Prozessor von Qualcomm, dessen Kerne mit 1,7 GHz takten - daneben kommen im YotaPhone 2 GB Arbeits­speicher zum Einsatz. Das Haupt-Display hat eine Diagonale von 4,3 Zoll und löst mit 720 mal 1280 Pixel auf. Das rück­seitige E-Ink-Display verfügt über eine ebenso große Dia­gonale, löst aber mit nur 360 mal 640 Pixel auf. Das reicht aufgrund der ver­wendeten Techno­logie aus - doch zum zweiten Display später mehr.

Die technischen Daten des Yotaphone

Das YotaPhone aus Russland einem E-Ink-Display auf der Rückseite. Das YotaPhone aus Russland mit einem E-Ink-Display auf der Rückseite.
Bild: Yota Devices
In Sachen Speicher gibt der Hersteller nun nur noch 32 GB an - zuvor wollte man auch eine 64-GB-Variante bringen. Ein microSD-Speicher­karten-Slot ist nicht vorgesehen. Ver­bindung zum mobilen Internet nimmt das Smartphone über UMTS und HSPA+ mit bis zu 42,2 MBit/s auf. Auch LTE ist mit den in Deutschland verwendeten Frequenz-Bändern dabei. Zusätzlich gibt es Bluetooth 4.0 und WLAN mit den Standards b/g/n - unbekannt ist, wie es in puncto 5-GHz-WLAN-Netze aussieht.

Der Akku hat aktuellen Informationen zufolge eine Kapazität von 1 800 mAh. Das Gehäuse des Smartphone wird eine Größe von 133,6 mal 67 mal 9,99 Millimeter aufweisen und wiegt rund 140 Gramm. Am oberen Rand auf der Rückseite ist das YotaPhone etwas flacher. Die Haupt-Kamera löst mit 12 Megapixel auf - die für Video-Chats gedachte Kamera nach vorne verfügt über eine Auflösung von 1 Megapixel.

Das E-Ink-Display: Die andere Seite der Medaille

Die Besonderheit des YotaPhone besteht in der Rückseite. Hier ist, wie bereits geschrieben, ein E-Ink-Display zu finden. Der Vorteil dieser Display-Technik ist bekannt: Die Pixel behalten ihre Farbinformationen auch ohne Strom. Sprich: Auch wenn dem Smartphone der Akku ausgeht, zeigt die Rückseite weiterhin Informationen an.

Yota verspricht sich von dem zweiten Display die Art und Weise zu revolutionieren, wie Smartphones verwendet werden. Das kann auch funktionieren. Wir hatten kurz Gelegenheit, einige der Funktionen auszuprobieren. Aus Google Maps heraus konnten wir uns mit einer Wischgeste - mit zwei Fingern von oben nach unten - die Karteninformationen auf das E-Ink-Display holen. Dabei konnten wir immer noch gut Straßennamen entziffern. Die gleiche Wischgeste soll mit allen anderen Apps ebenfalls funktionieren.

Auf dem E-Ink-Display lassen sich zum Beispiel Karten anheften. Auf dem E-Ink-Display lassen sich zum Beispiel Karten anheften.
Bild: Yota Devices
Yota hat zusätzlich einige Funktionen entwickelt, mit deren Hilfe ein Smartphone nicht mehr nutzlos herumliegt. Eine zeigt zum Beispiel einen aktuellen Twitter-Feed an, eine andere App zeigt den Akku-Stand mit Hilfe einer Comic-artigen Darstellung an. Das E-Ink-Display aktualisiert sich automatisch, wenn ein neuer Tweet eintrifft. Alternativ zeigt das E-Ink-Display auch eingehende SMS oder verpasste Anrufe an.

Am unteren Rand des E-Ink-Displays findet sich eine berührungsempfindliche Zone. Hier lässt sich mit einer Wischgeste die Anzeige verändern. Dafür setzt Yota auf eine spezielle API - eine App muss dies also explizit unterstützen. Martynov zeigte uns anhand einer eigenen E-Book-Reader-App, wie dies funktioniert. In dieser lässt sich auswählen, dass der Inhalt des Buchs auf der Rückseite angezeigt wird. Dort wechselt dann eine Wischgeste die aktuelle Seite. Fußnoten oder unbekannte Worte lassen sich auf dem Hauptscreen anzeigen.

Hintergrund: Mehr als zwei Jahre von der Idee zum fertigen Produkt

Die Idee sei Yota bereits vor gut zwei Jahren gekommen, so Vlad Martynov in unserem Gespräch. Er weist darauf hin, dass ein Smartphone meist funktionslos herum liegt, wenn das Display aus ist. Das YotaPhone verändere daher, wie ein Smartphone als Informationsquelle genutzt wird. Insgesamt zeigte uns der Hersteller einige spannende Konzepte. Wie sich diese sich im Alltag auswirken, kann aber erst ein Testbericht zeigen. Das YotaPhone soll noch dieses Jahr auf den Markt kommen - auch in Deutschland. Wahrscheinlicher Termin ist hier Anfang Dezember. Der Preis steht noch nicht fest. Dieser dürfte sich um 500 Euro bewegen - jedenfalls im High-End-Bereich.

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