Smartphone-Test

Huawei P50 Pocket im Test: Top Foldable mit Problemen

Huawei hat mit dem Foldable P50 Pocket die Verfol­gung des Galaxy Z Flip 3 5G aufge­nommen. Kann der Display­falter aus China das Samsung-Klapp­handy einholen?
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Bei dem P50 Pocket handelt es sich um das erste Foldable von Huawei, das an das Design früherer Klapp­handys erin­nert. Das läng­liche 6,9-Zoll-Display kann in der Mitte gebogen werden. So wird für das große Phablet ein deut­lich kompak­teres Format erzwungen. Promi­nen­tester Konkur­rent ist das Galaxy Z Flip 3 5G von Samsung, das genauso funk­tio­niert.

Ob das Huawei P50 Pocket aller­dings einen ähnli­chen Erfolg verzeichnen wird, bleibt aus verschie­denen Gründen frag­lich. Selbst, wenn es sich beim P50 Pocket um ein sehr gutes Smart­phone handelt, das das Flip 3 in einigen Diszi­plinen sogar alt aussehen lässt.

Details zum P50 Pocket lesen Sie im nach­fol­genden Test­bericht. Dabei werden wir auch unsere Erfah­rungen mit dem Galaxy Z Flip 3 5G einfließen lassen.

P50 Pocket: Wie fühlt es sich an?

Das Display des Huawei P50 Pocket ist 6,9 Zoll groß Das Display des Huawei P50 Pocket ist 6,9 Zoll groß
Bild: teltarif.de

Huawei P50 Pocket

Das P50 Pocket fühlt sich sehr gut in der Hand an, ist hoch­wertig verar­beitet und sieht schick aus. Zum Test lag uns die goldene Version mit gerif­feltem Gehäuse vor, was einem komfor­tablen Hand­ling zuspielt. Wir nutzen seit über einem halben Jahr in der Redak­tion das Galaxy Z Flip 3 5G im Alltag, haben entspre­chend einige Erfah­rungen mit diesem Foldable gesam­melt. Im direkten Vergleich fiel uns sofort die deut­lich mini­maler ausge­prägte Falte in der Mitte des Displays beim P50 Pocket auf. Diese muss sein, schließ­lich braucht es eine Falt­stelle, um das Panel biegen zu können. Fährt man beim Flip 3 bewusst darüber, stört sie. In der Regel kommt man mit dem Finger beim Scrollen und Tippen auf der virtu­ellen Tastatur nicht so hoch. Dennoch ist es begrü­ßens­wert, dass die Falte beim P50 Pocket weniger fühlbar ist.

Das Galaxy Z Flip 3 5G ist nicht so breit wie das P50 Pocket. Das begüns­tigte in unserem Falle ein besseres Tipp­gefühl auf der Tastatur. Beim P50 Pocket leis­teten wir uns auf Anhieb weniger Vertipper als auf dem Flip 3. Das brei­tere Format werten wir als Vorteil, was sicher­lich auch andere Nutzer ähnlich sehen dürften. Aller­dings bleibt das rein subjektiv. Von einer Flip-3-Nutzerin mit schlanken Händen erfuhren wir, dass sie grund­sätz­lich keine Probleme beim Tippen hat und Vertipper nicht öfter vorkommen als mit anderen Handys. Das Huawei P50 Pocket (l.) schließt zusammengeklappt ab, das Flip 3 nicht Das Huawei P50 Pocket (l.) schließt zusammengeklappt ab, das Flip 3 nicht
Bild: teltarif.de
Zusam­men­geklappt ist das P50 Pocket wie zu erwarten kompakt. Wie beim Flip 3 kann das Format mit dem einer Ziga­ret­ten­schachtel vergli­chen werden. Damit passt es zunächst einmal besser in so manche Hosen­tasche. Dadurch, dass aber Rahmen auf Rahmen trifft, wird das Foldable dicker als ein herkömm­liches Smart­phone. Das sollten Nutzer trotz der Kompakt­heit im Hinter­kopf haben. Das Gewicht von 190 Gramm ist für ein Foldable im Rahmen. Damit ist das P50 Pocket nur wenige Gramm schwerer als das Flip 3.

Ist das Display des P50 Pocket zusam­men­geklappt, schließen die aufein­ander­lie­genden Teile des Gehäuses ab. Das sieht eleganter aus als beim Flip 3, bei dem es einen deut­lichen Spalt gibt.

Display(s) und Akku­ver­brauch

Wenn mitt­ler­weile sogar Einsteiger-Modelle mit höheren Bild­wie­der­hol­raten über­zeugen wollen, wird ein Display mit 120 Hz von einem Ober­klasse-Smart­phone in einer bestimmten Preis­klasse erst recht erwartet - es sei denn, ein Modell heißt iPhone 13. Im besten Falle ist das Display wie beim P50 Pocket mit einer Tech­nologie ausge­stattet, die adap­tive Bild­wie­der­hol­raten ermög­licht. Das bedeutet, es wird nicht ständig eine höhere Aktua­lisie­rung erzwungen, sondern die Frequenzen werden je nach Anwen­dung hoch- oder runter­geschraubt. Das soll den Akku­ver­brauch schonen. Die Blickwinkelstabilität des Displays Die Blickwinkelstabilität des Displays
Bild: teltarif.de
In unserem Test hielt der 4000 mAh große Akku länger durch als der im Test des Flip 3. Auch in unserer halb­jäh­rigen Praxis­erfah­rung ist die Lauf­zeit des Flip 3 nicht der Renner. Das hängt aber auch wiederum von der indi­vidu­ellen Nutzung ab. Bei der Displayhel­lig­keit schneidet das P50 Pocket besser ab als das Flip 3 - ein Vorteil, wenn das Display bei stär­kerem Licht­ein­fall noch halb­wegs gut ablesbar bleiben soll. An die Displayhel­lig­keit von iPhones und (herkömm­licher) Galaxys in unserer Besten­liste schafft es das Huawei P50 Pocket aber nicht heran.

Auf der Rück­seite hat das P50 Pocket eine kreis­runde Kamera. Direkt darunter ist ein weiterer Kreis ange­bracht. Dabei handelt es sich um das Außen­dis­play, das unter anderem dazu dient, den Eingang von Benach­rich­tigungen und die Uhrzeit anzu­zeigen. Spie­lerei ist die Abbil­dung eines Emojis. Die Funk­tion des Außen­dis­plays ist damit klar: Es soll das kompakte Format des P50 Pocket unter­stützen, in dem das Display nicht jedesmal ausein­ander­gefaltet werden muss, nur um sich über neue Nach­rich­ten­ein­gänge zu infor­mieren. Beim P50 Pocket ist das Außen­dis­play mit 1,07 Zoll (2,71 cm) bei weitem nicht so groß wie das des Flip 3 mit 1,9 Zoll (4,83 cm), reicht aber für das Nötigste aus. Hier hat sich Samsung im Gegen­satz zum Vorgänger Flip 5G (1,06 Zoll, 2,69 cm) verbes­sert.

Perfor­mance, Konnek­tivität und Soft­ware

Huawei P50 Pocket (l.) neben Samsung Galaxy Z Flip 3 5G Huawei P50 Pocket (l.) neben Samsung Galaxy Z Flip 3 5G
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Huawei hat sich beim P50 Pocket für einen Snap­dragon 888 entschieden, das gleiche Modell also, was auch Samsung im Flip 3 5G verbaut hat. Es gibt jedoch einen bedeu­tenden Unter­schied: Eine Auswir­kung des anhal­tenden US-Handels­embargos für Huawei sind fehlende 5G-Chips. An der Perfor­mance schei­tert es mit dem Snap­dragon 888 nicht, das Flip 3 ist aufgrund der Unter­stüt­zung des aktu­ellen 5G-Mobil­funk­stan­dards aber klar im Vorteil.

Das Gleiche gilt auch für die Soft­ware. Während Nutzer bei Samsung mit aktu­ellem Google-Betriebs­system (Android 12) und sehr guten Update-Prognosen in der Regel auf der sicheren Seite sind, sieht es bei Huawei gänz­lich anders aus. Huawei verwendet für das P50 Pocket Android 10, was aufge­bohrt wurde, in dem Huawei die Benut­zer­ober­fläche EMUI 12 entspre­chend ange­passt hat. Da sind auch Elemente vom eigenen Betriebs­system HarmonyOS zu finden, „veraltet“ erscheint die Soft­ware des P50 Pocket damit nicht.

Es ist aber nach­voll­ziehbar, dass Nutzer dadurch abge­schreckt sein könnten, zumal nicht eindeutig klar ist, was die Zukunft bringt: Entscheidet sich Huawei noch für Android 11 bzw. EMUI 13 oder wird der Konzern Android künftig durch HarmonyOS ersetzen? Laut einem Bericht aus dem vergan­genen Jahr sollen 2022 nämlich auch Smart­phones in Europa mit HarmonyOS ausge­stattet werden. Das möchte viel­leicht nicht jeder. Huawei P50 Pocket zusammengeklappt Huawei P50 Pocket zusammengeklappt
Bild: teltarif.de
Android ist Open-Source-Soft­ware, die Huawei weiterhin verwenden darf. Gänz­lich fehlen auf dem P50 Pocket bekannte Google-Dienste und so die Möglich­keit, Apps wie WhatsApp, Insta­gram, Google Maps, Face­book und Co. aus dem Google Play Store herun­ter­laden und instal­lieren zu können. Die Alter­native ist Huaweis eigener App Store „App Gallery“. Dort sind mitt­ler­weile viele Apps enthalten, die auch hier­zulande bekannt sind. Apps, wie die genannten Social-Media-Anwen­dungen sind dort aber nicht zu finden. Huawei gibt zumin­dest passable Hilfe­stel­lungen, um sich die Apps über Umwege auf das Handy zu laden. Optimal ist das aber nicht und dürfte wieder eher für Abschre­ckung sorgen als für Moti­vation, es auszu­pro­bieren.

Die Preis­frage

Beim Preis lehnt sich Huawei sehr weit aus dem Fenster. Bei 1299 Euro geht es los. Die Premium Gold genannte Edition (Test­gerät) kostet gar 1599 Euro. Damit ist das Foldable des chine­sischen Konzerns deut­lich teurer als das Galaxy Z Flip 3 5G, dessen UVP bei 1049 Euro startet. Die Situa­tion, in der sich Huawei befindet, lässt nun kein 5G-fähiges Modem und keine Google-Dienste zu, die Soft­ware-Aussichten sind unge­wiss. Mit einem so hohen Preis dürfte es das Huawei P50 Pocket sehr schwer haben, im hart umkämpften Markt die nötige Akzep­tanz zu finden. Zu groß sind die - vor allem güns­tigeren - Alter­nativen mit 5G und Google, nicht nur im Segment der Fold­ables.

Auf der nächsten Seite nehmen wir die Kamera des P50 Pocket unter die Lupe. Am Ende lesen Sie ein Fazit zum Test­bericht.

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