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IFA-Trends 2014: Von der smarten Lampe bis zum 100 000-Euro-Fernseher

Fernseher, Zuspieler und Hi-Fi-Anlage: Das klassische Trio der Unter­haltungs­elektronik hat aus­gedient - zumindest, wenn man die Geräte isoliert betrachtet. Im Trend ist die Verbindung der Komponenten untereinander, mit dem Netz und mit Haus­halts­geräten.
Von Jennifer Buchholz mit Material von dpa

Die Trends und Themen der IFA 2014 Die Trends und Themen der IFA 2014
Bild: teltarif.de
Für alles gibt es eine App. Längst haben auch die Geräte­her­steller die Stärken von Smart­phones und Tablets als Steuer­ein­heiten und Lieferanten von Inhalten im Heimnetzwerk erkannt. Deshalb stehen auf der Elektronik­messe IFA (5. bis 10. September) nicht allein riesige Flat-TVs oder klang­gewaltige AV-Receiver im Fokus. Wichtig ist vor allem, wie smart die Geräte sind. Dabei gilt: Was nicht netz­werk­fähig ist, wird netzwerkfähig gemacht.

Smart-TVs liegen im Trend

Ein Flach­bild­fern­seher steht laut einer aktuellen gfu-Studie [Link entfernt] in fast jedem Haushalt (86 Prozent), in mehr als jedem dritten (38 Prozent) sogar ein Smart-TV mit Netzzugang und Zugriff auf Mediatheken, Streaming-Dienste und An­wendungen vom Messenger bis zum sozialen Netzwerk. Aller­dings wird jedes vierte Smart-TV-Gerät (27 Prozent) erst gar nicht mit dem Netz verbunden - jeder vierte Befragte gab technische Hürden, Über­forderung oder Daten­schutz­bedenken an (je 26 Prozent).

Dass übers Netz TV-Nutzungs­daten ohne Zustimmung des Zuschauers an Sender oder deren Dienst­leister übertragen werden können, haben bereits Forscher vom Center for Advanced Security Research Darmstadt (CASED) am Beispiel des Hybrid-TV-Dienstes (HbbTV) nachgewiesen.

Ultrahochauflösende Videoformate

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Bild: teltarif.de
Geht es auf der IFA um Fernseher, fallen ständig zwei Abkürzungen: 4K und UHD. Doch nur 13 Prozent der Verbraucher wissen laut gfu-Studie, wofür 4K steht, und noch nicht einmal jeder Zehnte (9 Prozent) kann UHD korrekt einordnen. Dabei sind die ultrahochauflösenden Videoformate UHD (3 840 mal 2 160 Pixel) und 4K (4 096 mal 2 160 Pixel) mit rund viermal mehr Bildpunkten als beim Full-HD-Format Kennzeichen der neuen TV-Aushängeschilder. Dazu kommen bei LGs 105UC9 und bei Samsungs S9W gebogene Displays mit Diagonalen von fast 2,7 Meter (105 Zoll) - unfassbar groß, wie auch die Preise um 100 000 Euro.

Erschwing­licher werden die kleineren, planen UHD-Fernseher sein - wie der in 48 (1,22 Meter) oder 55 Zoll (1,4 Meter) angekündigte Vision 8 UHD von Grundig mit Gestensteuerung. Oder neue UHD-Geräte von Hisense wie der 55-Zöller 55XT900. Er arbeitet mit 144 Zonen für die Hinter­grund­be­leuchtung, die zur Verbesserung des Kontrastes individuell und abhängig vom Bild geregelt werden, und lässt sich vom Smartphone oder Tablet drahtlos mit Videos und Fotos beschicken.

In jedem Fernseher steckt heute ein Rechner mit Betriebs­system, der die Smart-Funktionen realisiert. Nun kommen erprobte mobile Systeme auf die TVs. LG setzt etwa auf neuen Geräten WebOS ein, während Philips Android nutzen will und mit dem 65PUS9809 ein entsprechendes 65-Zoll-UHD-TV (1,65 Meter) mit Zugang zum Play Store präsentiert.

Hersteller setzen auf Smart Home

Die Vernetzung und Steuerung von Geräten, Licht oder auch der Heizung daheim (Smart Home) ist auf der IFA ein großes Thema. Per WLAN oder Bluetooth werden selbst Lampen smart, etwa die LED-Leuchten namens Hue von Philips, Smart Bulb von Samsung oder Striim Light von Awox. In letzteren steckt auch noch ein Laut­sprecher fürs Musik-Streaming. Mit Hue Tap (60 Euro) hat Philips eine netz­werk­fähige Fern­bedienung angekündigt, die ihre Energie kinetisch per Tasten­druck bezieht. Eine smarte LED-Lampe kostet ab 50 Euro.

Devolo zeigt in Berlin seine neue Home-Control-Serie, mit der man Smart-Home-Funktionen realisieren kann. Zu der Serie gehören etwa Bausteine wie Bewegungs- und Rauch­melder, Heiz­körper­thermostate oder schaltbare Steckdosen. Auch Netz­werk­spezialist D-Link will Smart-Home-Neuheiten präsentieren, bei denen die Geräte per App oder über eine Internetseite gesteuert und programmiert werden können. Dell, Intel, Samsung und andere arbeiten im Open Interconnect Consortium an einem Smart-Home-Standard zur nahtlosen Vernetzung.

Das Schweizer Unternehmen Digitalstrom setzt auf ein universelles Konzept mit schaltbaren Chip-Lüsterklemmen. Die können vor beliebige Geräte oder Schalter geklemmt werden und lassen sich über eine zentrale WLAN-Einheit im Sicherungs­kasten kontrollieren und vom Nutzer per App bedienen. Das umfasst nicht nur das Ein- oder Ausschalten, sondern auch Interaktionen von Geräten: Ist der Wasserkocher fertig, flackert die Wandlampe kurz auf, klingelt jemand an der Haustür, stoppt die Musik, oder die Waschmaschine twittert das Ende des Waschgangs, nennt das Unter­nehmen Beispiele.

Gefährdet Smart Home die Privatsphäre?

Was Smart-Home-Systeme bieten, ist praktisch. Auf der anderen Seite kann vor allem die drahtlose Kommunikation der vernetzten Geräte unter­einander viel über die Haus­bewohner preisgeben und zum Daten­schutz-Problem werden, haben Forscher an der Universität des Saarlandes beim Belauschen von Heim­vernetzungs­systemen per Mini-PC heraus­gefunden. "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass selbst bei verschlüsselter Kommunikation allein aufgrund der Anzahl der aus­getauschten Nachrichten noch Informationen über An­wesenheits­zeiten gewonnen werden könnten", lautet ihr Fazit. "Um die drahtlosen Haus­automations-Systeme sicher zu machen, besteht noch ein großer Handlungs­bedarf." Dazu gehöre auch die Entwicklung von Ver­schleierungs­technologien. Denn sonst haben An­greifer selbst bei Verschlüsselung gute Chancen, allein aus Sende­zeitpunkten oder Größe von Daten­paketen Rück­schlüsse zu ziehen.

Smart­phones und Tablets sind als Fernbedienung, Abspielgerät oder Medienserver längst die Joker im Heimnetzwerk. Auf sie hat sich ein großer Teil der Nutzung von Fotos, Videos, Musik oder Filmen verlagert. Ein Trend auf der IFA sind günstige LTE-Smartphones. Dazu zählen etwa die 5-Zoll-Androiden Hisense Sero 5 L691 oder Acer Liquid Jade Plus (279 Euro), das nur 7,5 Millimeter dünn ist.

Bis Jahresende will sich noch jeder fünfte Verbraucher (20 Prozent) ein neues Smartphone kaufen, wie aus der gfu-Studie hervorgeht. Und 17 Prozent planen einen Tablet-Neukauf bis Jahresende. Auch aus diesem Bereich gibt es Neuheiten auf dem Berliner Messegelände zu sehen, etwa Acht-Zoll-Geräte mit Atom-Vierkern-CPUs von Intel: Während Acer beim Iconia Tab 8 (199 Euro) auf Full-HD-Auflösung und Android (4.4) setzt, kommt Toshibas Encore 2 (249 Euro) mit HD-Display und Windows 8.1 als Betriebssystem.

Ein Großteil der Anlagen, AV-Receiver oder Zuspieler ist inzwischen ebenfalls netzwerkfähig. Viele Nutzer, die ganz auf Smart­phones und Tablets als Medien­zentralen setzen, brauchen aber eigentlich nur noch Aktiv­boxen. Diesem Trend tragen die Hersteller mit WLAN-Lautsprechern Rechnung. Auf der Messe sind etwa die neuen Boxen SRS-X9 (600 Euro) und SRS-X7 (250 Euro) von Sony sowie M7 (400 Euro) und M5 (300 Euro) von Samsung zu sehen und zu hören.

Was auf der IFA-Preview 2014 noch für Themen und Trends angesprochen wurden, haben wir Ihnen in einer gesonderten Meldung zusammengefasst.

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