Optimierung

Project Owl: Google-Suche wird gegen Fake News trainiert

Google und Facebook sollen für die Verbreitung von gefälschten Nachrichten im Netz mitverantwortlich sein. Google setzt nun im Kampf gegen Fake News auf menschliche Hilfe. Den eigentlichen Job erledigt der Algorithmus.
Von dpa / Ulrike Michel

Die Google-Suchmaschine Project Owl: Die Google-Suchmaschine wird gegen Fake-News trainiert
Screenshot: google.de
Google hat eine Initiative gestartet, um stärker gegen gefälschte Nachrichten und Hassbotschaften im Netz vorzugehen. Der Internet-Konzern kündigte gestern das Project Owl (Projekt Eule) an, mit dem "minderwertiger Content" aus seinen Suchergebnissen und anderen Diensten weitgehend verbannt werden soll. Dabei sollen menschliche Testpersonen den Suchalgorithmus entsprechend trainieren, sagte Google-Ingenieur Pandu Nayak der Deutschen Presse-Agentur.

Die Google-Suchmaschine Project Owl: Die Google-Suchmaschine wird gegen Fake-News trainiert
Screenshot: google.de
Für Google seien seit geraumer Zeit weltweit zehntausende Internet-Anwender aktiv, um Änderungen der Suchformel in einem Blindtest zu bewerten. Dabei bekommen die Tester die Suchergebnisse vor und nach der Algorithmus-Änderung zu sehen und müssen beurteilen, welches besser ist. In Deutschland seien rund 600 Testpersonen im Einsatz. Die Richtlinien für die Testpersonen seien nun komplett überarbeitet worden.

Testpersonen erhalten Unterstützung beim Training des Suchalgorithmus

Anhand von ausführlicheren Beispielen zu Webseiten von minderer Qualität wolle Google es Bewertern erleichtern, Seiten angemessen zu melden und zu kenn­zeichnen, die irreführende Informationen, unerwartet anstößige Suchergebnisse, Falschmeldungen und unbestätigte Verschwörungstheorien enthalten. "Dieses Feedback hat keinen unmittelbaren Einfluss auf das Ranking einzelner Seiten, hilft uns jedoch dabei, Daten zur Qualität unserer Suchergebnisse zu sammeln und Bereiche mit Verbesserungsbedarf zu erkennen", schrieb Ben Gomes (VP, Enginee­ring, Google Search) in einem Blogeintrag.

"Plant der ehemalige US-Präsident Barack Obama einen Staatsstreich?" Google-Antwort (März 2017): Ja. "Plant der ehemalige US-Präsident Barack Obama einen Staatsstreich?" Google-Antwort (März 2017): Ja.
twitter / dannysullivan
"Es gibt ähnlich wie bei Spam-Mails Leute, die unser System austricksen wollen. Dagegen werden wir nun noch schärfer vorgehen", sagte Nayak. Die Testpersonen sollen im Auftrag von Google allerdings nicht massenhaft ungeeignete Seiten aus den Suchergebnissen herausfiltern, sondern den Algorithmus der Suchmaschine auf eine bessere Erkennung der minderwertigen Inhalte trainieren.

Als Beispiel nannte Nayak die Such­anfrage, ob der ehemalige US-Präsident Barack Obama einen Staatsstreich plane. Bis zum März hatte Google dabei noch an erster Stelle auf einen obskuren Artikel der Website "Secrets of the Fed" verwiesen, in dem Obama vorgeworfen wurde, zusammen mit "kommunistischen Chinesen" einen Coup zu planen. Künftig sollten solche Fehlleistungen vermieden werden.

Die Google-Autovervollständigung soll diskriminierungsärmer werden

Project Owl sieht auch Änderungen beim Ranking vor: Google habe Suchfaktoren mit Signalwirkung angepasst, damit verlässlichere Seiten angezeigt und Inhalte von minderer Qualität herabgestuft werden können.

Die Initiative umfasst weiterhin die Autocomplete-Funktion bei der Google-Suche. Mit der automatischen Vervollständigung von Suchbegriffen will Google den Nutzern Tipparbeit ersparen. Zum Beispiel bei der Eingabe von "women are" (Frauen sind) habe das System aber zuletzt das Wort "evil" (böse) vorgeschlagen, weil die Funktion bislang ohne Wertung die Begriffe anzeigt habe, die im Netz häufig aufgerufen würden.

Google wird künftig bei den Vorschlägen auf Begriffe verzichten, die als sexuelle Beschimpfung, Hassrede oder als Bedrohung bestimmter Gruppen empfunden werden können. Außerdem bekommen die Google-Anwender die Möglichkeit, Autocomplete-Vorschläge zu bewerten und anstößige Worte zu melden. Diese Funktion wird aber zunächst nur auf Englisch verfügbar sein.

Bei der Suche nach "Angela Merkel ist" schlägt Google auf Deutsch aktuell die Worte "tot", "wahnsinnig", "Polin", "schwanger" und "verheiratet" vor.

Was die Google-Suche alles zu bieten hat, erklärt unser Ratgeber Google: Mehr als nur klassische Suchmaschine.

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