Post-It

Google Keep: Notizen-App tritt gegen Evernote an

Erster Eindruck: Post-It-Programm tritt extrem minimalistisch auf
Von Thorsten Neuhetzki

Google Keep im Web Google Keep im Web
Screenshot: teltarif.de
Evernote ist bei vielen Smartphone- und Internet-Nutzern schon zu einem geflügelten Begriff geworden. Das Notizen-Programm steht für digitale Notizen wie der Tesa-Streifen für Klebeband oder der Post-it für Notiz-Zettel. Nun versucht Google ein Stück von diesem Kuchen abzuzwacken. Google Keep heißt die Oberfläche, die auf den ersten Eindruck aufgeräumt und durchdacht wirkt, aber den Nutzer auch schnell an die Grenzen stoßen lässt - vor allem, wenn er die Features von Evernote gewohnt ist. Wir geben Ihnen einen ersten Eindruck von Google Keep.

Keep setzt auf den Google-Onlinespeicher Google Drive auf, ist aktuell jedoch nicht direkt über Drive aufrufbar. Im Internet finden sich die digitalen Notizen unter http://drive.google.com/keep/. Diese Seite lässt sich auch vom Smartphone aus aufrufen, so dass auch Nutzer von Nicht-Android-Handys Google Keep nutzen können, ohne eine App zu installieren. Denn diese App gibt es aktuell nur für Android-Handys.

Viele Notizen: Große Unordnung - Keine Ordner-Funktion

Google Keep im Web Google Keep im Web
Screenshot: teltarif.de
Wer Keep das erste Mal aufruft, sieht nicht viel. "Notiz eingeben" heißt es da, egal ob in der App oder auf der Webseite. Wer das macht, gibt zumindest in unseren Tests auch direkt die Notiz ein. Zur Überschrift muss man später zurück gehen. Wer das nicht erledigt, findet eine überschriftslose Notiz im Account. Positiv fällt auf: Die eigenen Notizen lassen sich mit Farben markieren und die Anordnung kann nicht nur als Liste, sondern wie auf einer Pinnwand in Rastern erfolgen. Das sieht zwar gerade auf dem Smartphone stylisch - vor allem wenn auch noch Fotos eingestreut sind - kann auf Dauer jedoch unübersichtlich werden. Denn anders als bei Evernote können keine Ordner angelegt werden.

Evernote ermöglicht es seinen Nutzern, sämtliche Notizen von Anfang an in bestimmte Notizbücher abzulegen. So lassen sich berufliche Notizen in ein eigenes Buch ablegen, Kochrezepte (mit Einkaufsliste) im nächsten und so weiter. Bei Google Keep hingegen pinnt der User alles auf eine Pinnwand. Lediglich ins Archiv lassen sich Notizen verschieben, das kommt jedoch - um bei der analogen Pinnwand zu bleiben - dem Papierkorb gleich, der selten geleert wird. Auch lassen sich die Notizen nicht verschlagworten.

Google Keep mit Checklisten-Funktion

Farben für die Übersicht auf Android-Smartphones Farben für die Übersicht auf Android-Smartphones
Screenshot: teltarif.de
Positiv: Wie bei einem echten Papierzettel lassen sich bei Google Keep nicht nur ganze Texte, sondern auch Listen aufschreiben und auch abhaken. So lassen sich Einkaufzettel oder Checklisten erstellen. Ist der Artikel im Einkaufswagen, kann ein Haken vor dem Spiegelpunkt aktiviert werden. Das ist bei anderen Notiz-Diensten so oft nicht möglich. Allerdings ermöglicht es Google Keep auch nicht, gemeinsam eine Einkaufsliste zu schreiben. Zugriff zu den Notizen hat immer nur der User des genutzen Google-Kontos. Teilen ist nicht möglich.

Ablegen lassen sich auch Fotos, andere Dateien und Audioaufzeichnungen jedoch nicht. Dafür ermöglich die Google-Keep-App die Spracheingabe, so dass kurze Notizen auch per Spracheeingabe aufgezeichnet werden können. Für ein "Heute noch Urlaub buchen" reicht diese Eingabemethode sicher aus.

Fazit: Google Keep für kurzfristige Notizen, aber kein Evernote-Ersatz

Falls es Googles Intention war, Evernote paroli zu bieten, so ist dieser Schuss nach hinten losgegangen. An vielen Stellen ist Evernote dem neuen Google Keep überlegen. Allerdings: Gerade bei schnellen Post-It-ähnlichen Notizen wie Einkaufszetteln oder Checklisten könnte Keep mit seinem "keep-it-simple"-Prinzip einige Nutzer für sich begeistern. Abzuwarten gilt jedoch, ob Google Keep noch erweitern wird und dieses nun nur der erste Wurf ist. Gleichzeitig sollten sich Nutzer jedoch auch selbst hinterfragen, ob sie alle ihre persönlichen Daten bei Google ablegen wollen. Denn gerade erst hat Google angekündigt den vielgenutzen Reader-Dienst einzustellen und hat damit eine große Protestwelle unter den Nutzern ausgelöst.

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