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Gigaset MobileDock im Test: Zu unausgereift und zu teuer

Mit dem Gigaset MobileDock soll Telefonie per iPhone im Festnetz möglich sein. Doch das klappt im Test nur eingeschränkt. Wir fragen: Wer braucht dieses Gerät?
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Gigaset MobileDock mit Verpackung, Netzteil, Lightning-Kabel Gigaset MobileDock mit Verpackung, Netzteil, Lightning-Kabel und Anleitung
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Router-Hersteller wie AVM wildern seit geraumer Zeit im Revier der Festnetz-Hersteller: Mit einem günstigen FRITZ!Fon, das kinderleicht mit der FRITZ!Box zu koppeln ist, lässt es sich bequem und in guter Qualität über den Router telefonieren (aktuelle Modellübersicht). Zu allem Überfluss stellt AVM auch noch Smartphone-Apps bereit, mit denen der Nutzer per Smartphone übers Festnetz telefonieren kann. Dasselbe ermöglicht auch die Hometalk-App der Telekom für den IP-basierten Anschluss (momentan nur für Android). Warum also überhaupt noch ein klassisches Festnetztelefon kaufen?

Offenbar hatte Gigaset als Hersteller hochwertiger Festnetztelefone geplant, mit einem Gegenschlag auszuholen. Vor gut einem Jahr wurde das Gigaset MobileDock für Android-Smartphones vorgestellt. Mit diesem Zusatz-Gerät können auf dem Smartphone eingehende Anrufe ohne Weiterleitungsgebühren auf ein oder mehrere DECT-Telefone im Festnetz umgeleitet werden. Mittlerweile gibt es auch ein Gigaset MobileDock für das iPhone. Dieses haben wir getestet und fragen: Wozu soll diese nicht ganz billige Lösung gut sein? Gigaset MobileDock mit Verpackung, Netzteil, Lightning-Kabel Gigaset MobileDock mit Verpackung, Netzteil, Lightning-Kabel und Anleitung
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

MobileDock ins eigene DECT-Netz einbinden - mit Hindernissen

Das Gigaset MobileDock LM550i für das iPhone kostet bei Gigaset 70 Euro, im Online-Handel ist es ab etwa 40 Euro erhältlich. In der Packung befindet sich das MobileDock, das ein wenig aussieht wie eine Ladeschale. Außerdem befindet sich ein Steckernetzteil mit einem recht langen Kabel in der Verpackung. Das iPhone kann auf dem Gigaset MobileDock tatsächlich geladen werden, allerdings nicht kabellos: Auf der Unterseite des Gigaset MobileDock sind zwei Buchsen: Eine für das Netzteil und eine USB-Buchse. Ein USB-auf-Lightning-Kabel befindet sich im Lieferumfang (beim Schwesternmodell Gigaset MobileDock LM550 für Android ist es ein Micro-USB-Kabel). Für beide Kabel gibt es eine vorbereitete Kabelführung am Gigaset MobileDock.

Das MobileDock sieht aus wie eine Ladeschale Das MobileDock sieht aus wie eine Ladeschale
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Das MobileDock konnten wir im Test schnell anschließen und mit der Lightning-Buchse des iPhones verbinden. Das iPhone wird auch geladen, wenn keine Funkverbindungen bestehen. Diese müssen als nächstes eingerichtet werden. Nachdem wir die Powertaste auf dem MobileDock gedrückt hatten, begannen am rechten Geräterand zwei LED zu blinken - eine weiße und eine blaue. Nun mussten wir das Gerät umdrehen, den auf der Unterseite befinden sich zwei Tasten, deren Beschriftung allerdings fast nicht lesbar ist. Die untere ist für die DECT-Verbindung zum Router gedacht, die obere für die Bluetooth-Verbindung zum iPhone.

Nun drückten wir die DECT-Taste am MobileDock und gleichzeitig den DECT-Knopf an unserer FRITZ!Box 7490. Das MobileDock kann auch unabhängig von einem Router mit jeder DECT-kompatiblen Basisstation eines Standalone-Telefons gekoppelt werden. Als die Koppelung geklappt hatte, leuchtete die weiße LED dauerhaft. Nun aktivierten wir Bluetooth im iPhone und drückten auf der Unterseite des MobileDock die Bluetooth-Taste. Das MobileDock wurde nun als Gerät für die Koppelung vorgeschlagen, wir bestätigten dies und anschließend leuchtete die blaue LED ebenfalls dauerhaft.

In Verbindung mit unserer FRITZ!Box 7490 funktionierte die Anrufweiterleitung nun allerdings noch nicht. Mehrere Testanrufe auf dem iPhone wurden nicht weitergeleitet. Hatten wir etwas falsch gemacht? Die etwas spärliche Kurzanleitung gab keinen Hinweis darauf, was noch fehlte. LED für Bluetooth und DECT LED für Bluetooth und DECT
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

An FRITZ!Box: Nur mit App funktionsfähig

Bei einem Gerät wie dem Gigaset MobileDock erwartet ein Kunde, dass das Einrichten in der Kurzanleitung komplett beschrieben wird - die Anleitung bezieht sich aber nur auf den Fall, dass man das MobileDock mit der Basisstation eines Gigaset-Telefons koppelt. Für den Einsatz an einer FRITZ!Box sind weitere Schritte erforderlich. Dies erfuhren wir allerdings erst aus Nutzerberichten im Internet. Denn für den Betrieb an einem AVM-Router ist es nämlich notwendig, die MobileDock-App aus dem Appstore auf dem iPhone zu installieren.

Als wir die MobileDock-App installiert hatten, startete die komplette Konfiguration allerdings nochmals von vorne - die App wollte noch einmal die Verbindung zur DECT-Basis sowie zum iPhone einrichten. Als dies abgeschlossen war, bot uns die App ein Benutzungsprofil in Verbindung mit einer FRITZ!Box an. Erst als wir dieses auswählten, klappte die Weiterleitung an unsere mit der FRITZ!Box gekoppelten FRITZ!Fon-Telefone.

iPhone auf dem Gigaset MobileDock iPhone auf dem Gigaset MobileDock
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In der App gibt es hierzu verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten: Als Weiterleitungsdurchwahl wird standardmäßig **9 voreingestellt. In diesem Fall leitet das MobileDock über die FRITZ!Box die Anrufe an alle angeschlossenen DECT-Telefone weiter (nicht allerdings an Festnetztelefone, die per Telefonstecker an die FRITZ!Box angeschlossen sind). Möchte man eine Umleitung an nur ein Mobilteil, muss man dessen Durchwahl angeben. Diese steht in der Regel in der FRITZ!Box unter "Telefoniegeräte". Meist vergibt die FRITZ!Box automatisch Durchwahlen wie *610, *611 oder ähnlich.

Im Test funktionierte das alles problemlos. Allerdings reichen iPhone, Gigaset MobileDock und FRITZ!Box nicht die Rufnummer des Anrufers auf die DECT-Mobilteile weiter, in unserem Test stand auf dem Display nur der Name des MobileDock, den wir ihm in der FRITZ!Box zuvor zugewiesen hatten. Die Rufnummer wird nur an Gigaset-Mobilteile neuerer Generation übertragen. Die Sprachqualität war in allen unseren Test-Telefonaten stets in Ordnung, allerdings wurde die Sprache mit einer hörbaren Zeitverzögerung übertragen. Anschlüsse und Kabelführung auf der Unterseite Anschlüsse und Kabelführung auf der Unterseite
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Nachteile und Unzulänglichkeiten des Gigaset MobileDock

Der große Nachteil des Gigaset MobileDock besteht darin, dass es nur für auf dem iPhone oder Android-Smartphone eingehende Anrufe gedacht ist. Der Nutzer kann vom Smartphone aus über das MobileDock nicht abgehend über das Festnetz telefonieren. Das ist ein schwerwiegender Nachteil gegenüber den Apps von AVM und der Telekom.

Ein Versprechen kann Gigaset im Übrigen nicht einhalten: "Bei unzureichendem GSM-Empfang in Gebäuden durch DECT abgesichert" schreibt der Hersteller etwas großspurig auf der Webseite. Das ist natürlich Unsinn, denn das Smartphone muss zumindest einen geringen Mobilfunk-Empfang haben, damit das Telefonat überhaupt weitergeleitet werden kann. Als wir das iPhone in den Flugmodus versetzten und Bluetooth einzeln wieder einschalteten, kam keine Gesprächsübertragung zustande. Auch als wir bei gekoppeltem DECT und Bluetooth die SIM aus dem iPhone entnahmen, wurde das Telefonat nicht weitergeleitet und die Mailbox des Mobilfunkanschlusses ging ran. Ist im Inneren eines Gebäudes also tatsächlich kein Mobilfunknetz zu empfangen, muss das MobileDock zusammen mit dem iPhone am Fenster aufgestellt werden - das ist unpraktisch. Oder es führt eben doch nichts an der klassischen kostenpflichtigen Anrufumleitung durch den Mobilfunkbetreiber vorbei.

Die Bluetooth-Verbindung zu unserem iPhone war allerdings brüchig - immer wenn das iPhone den Bildschirm abgeschaltet hatte und wir entsperrten ihn wieder, musste die MobileDock-App wieder eine Verbindung herstellen. Das klappte nicht immer - oft mussten wir dazu nochmals die Power- oder Bluetooth-Taste am MobileDock drücken. Manchmal hängte sich die MobileDock-App auch auf und musste neu gestartet werden. Bluetooth- und DECT-Verbindung stehen Bluetooth- und DECT-Verbindung stehen
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Fazit: Unausgereift, teuer und damit unnötig

Das Gigaset MobileDock erfüllt zwar den Zweck, Anrufe auf dem Handy kostenlos auf gekoppelte DECT-Telefone weiterzuleiten - das war's aber schon. Der größte Nachteil der Lösung ist, dass der Nutzer darüber nicht mit dem Smartphone abgehend übers Festnetz telefonieren kann. Auch die Einrichtung über die FRITZ!Box und MobileDock-App ist zeitraubend, außerdem verliert die App zu oft die Bluetooth-Verbindung.

Für diesen mageren Funktionsumfang ist der Preis von 70 Euro viel zu hoch, selbst die 40 Euro, die das Gigaset MobileDock im freien Handel kostet, sind noch zu teuer, wenn Apps von AVM und der Telekom gratis sogar mehr Funktionsumfang bieten. Eine wirkliche Konkurrenz dazu hat Gigaset mit dem MobileDock also nicht erschaffen.

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