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Fußball-WM: Verzögerung bei Internet-Streaming verringern

Wer die Fußball-WM per Internet verfolgt, muss je nach Provider mit Latenzen, Übertragungsverzögerungen oder ständigem Buffern rechnen. So kann es passieren, dass die Nachbarn bis zu zwei Minuten früher über Tore jubeln. Man könnte das Probleme aber minimieren.
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Internet-TV-Zuschauer sehen die Spielszenen oft mit langer Verspätung Internet-TV-Zuschauer sehen die Spielszenen oft mit langer Verspätung
Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Das Phänomen ließ sich zuletzt wunderbar beim Champions League-Finale zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool beobachten: Eine Gruppe junger Fußballfans, die auf dem Nachbarbalkon das Finale am Tablet per Webstreaming schauten, kommentierten erst mit fast zweiminütiger Verspätung die entscheidenden Spielszenen und jubelten weit später über die Tore als Zuschauer, die über Satellit, Kabel oder DVB-T2 das Finale am heimischen TV schauten.

Die Fußball-Weltmeisterschaft wird zwischen dem 14. Juni und 15. Juli weltweit wieder Millionen Menschen zum Public Viewing, in Sportbars und vor den heimischen Fernseher locken. Auch über das Internet wird das wichtigste sportliche Turnier der Welt intensiv verfolgt. Es gibt eine Vielzahl von Online-Anbietern für TV-Streaming: Im deutschsprachigen Raum bieten sowohl etablierte Fernsehsender wie ARD, ZDF, ORF und SRF über ihre Mediatheken als auch kostenpflichtige Portale wie Zattoo oder MagineTV die Möglichkeit, das Geschehen auf dem Rasen über Mobilgeräte live mitzuverfolgen. Da manche Spiele der WM am Nachmittag übertragen werden und nicht jeder Fan es rechtzeitig zum Anpfiff nach Hause schafft, kann Streaming die bevorzugte Wahl sein. Ob im Büro mit den Kollegen, auf der Heimfahrt in der U-Bahn oder auf der Parkbank im Schatten – die TV-Bilder sind über das Internet auf Laptop, Tablet oder das Mobiltelefon abrufbar.

Repertoire der Online-TV-Anbieter sollte bedarfsgerecht überprüft werden

Internet-TV-Zuschauer sehen die Spielszenen oft mit langer Verspätung Internet-TV-Zuschauer sehen die Spielszenen oft mit langer Verspätung
Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Auf was bei der Vorbereitung zu einem perfekten Streaming-Erlebnis zu achten ist, erklärt Steve Miller-Jones, Senior Director Product Management bei Limelight Networks, ein Anbieter für die Auslieferung von digitalen Inhalten: "Die renommierten Provider unterscheiden sich mit ihrem Angebot an Live-Spielen zum Teil deutlich in Bildqualität, Senderverfügbarkeit und Preis". Je nach Vorliebe sollte der Kunde den für sich besten Anbieter auswählen, der bei den individuell bevorzugten Sendern am besten abschneidet. Keinesfalls sollte bei der Kaufentscheidung nur die Gesamtzahl der über den Online-TV-Anbieter abrufbaren Sender ausschlaggebend sein. Vielmehr sollten auch die Anzahl der in HD-Qualität abrufbaren Sender sowie die Art des Endgeräts beachtet werden. Im Fall der Weltmeisterschaft sollten die übertragenden Kanäle auf jeden Fall in HD bereitstehen.

Auf eine stabile Übertragung achten

Bei einem WM-Spiel ist Live-Streaming in Echtzeit das Nonplusultra: "Nichts ist ärgerlicher als Latenzen, Übertragungsverzögerungen oder ständiges Buffern", sagt Miller-Jones. Gerade in Abfragespitzen müsse der Streamingdienst eine stabile Übertragungsrate garantieren können, sodass der Zuschauer den Geschehnissen auf dem Rasen in Nahezu-Echtzeit folgen kann. Anbieter, die ihre Inhalte per Chunked Streaming senden, haben oft mit dem Problem zu kämpfen, dass Dateninhalte unterwegs quasi verloren gehen. Dies kann zu kurzen Aussetzern im Bild führen. Anbieter, die die TV-Bilder stattdessen per Web Real Time Communication(WebRTC) ausliefern, können dagegen mit Latenzen im Bereich von nur 400 bis 600 Millisekunden glänzen. Der Unterschied zum Chunked Streaming liegt außerdem in der Direktübertragung, bei der keine Übertragungsverluste entstehen – egal von wo auf der Welt der Inhalt abgerufen wird.

Den Partner des Online-TV-Anbieters unter die Lupe nehmen

Die Qualität der gesendeten Bilder hängt neben der Art des Streamings – Chunked oder WebRTC – auch von der zugrundeliegenden Betreiberplattform ab. Viele Anbieter arbeiteten mit Partnern zusammen, die den Datenverkehr über öffentliche Netzwerke laufen lassen. "Damit sind sie besonders anfällig für Verzögerungen und Ausfälle", so Miller-Jones. Die Alternative seien Anbieter von privat betriebenen Glasfasernetzwerken, die TV-Bilder verlässlich und in HD-Qualität in Echtzeit liefern und dem Zuschauer so einen virtuellen Sitzplatz im Stadion bescherten.

Doch, selbst wenn diese Details befolgt werden, wird am Endgerät des Kunden aufgrund der Rechenleistung des Prozessors kein Echtzeitstreaming möglich werden. Die Latenzzeit kann nur verringert werden. Somit wird es auch bei der WM wieder das bekannte Echo beim Torjubel geben: Zunächst von den nur noch wenigen verbliebenen analogen Kabel-TV-Zuschauern, dann von den DVB-T2-, DVB-S- (Satellit) und DVB-C-(Kabel)-Zuschauern und zum Schluss von den Internet-Streamern. Wer sich beim Fußballerlebnis nicht durch die Nachbarn verunsichern lassen will, sollte Kopfhörer verwenden.

Zum Eröffnungsspiel am Donnerstag hatten wir verschiedene Streaming-Dienste getestet. Welche dabei die kürzesten zeitlichen Verzögerungen bieten und welcher Dienst am besten abgeschnitten hat, lesen Sie im Vergleich der Streaming-Dienste zur Fußball-WM.

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