Rückkaufportale

Im Interview: So bewertet "Flip4New" gebrauchte Handys

Online-Rück­kauf­portale sind beliebt, um beispiels­weise alte Smart­phones noch zu Geld zu machen. Wir haben uns gefragt: Wie funk­tioniert das eigent­lich? Flip4New-Geschäfts­führer Lennart Kleuser gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen des Bewer­tungs­systems.
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teltarif.de: Wie funk­tioniert das Bewer­tungs­system?

Lennart Kleuser: Es gibt spezi­elle Handy­tech­niker mit klaren Vorgaben. Der Tech­niker sieht übri­gens vor seiner Prüfung nicht, wie der Kunde das Smart­phone bewertet hat. Das Bewer­tungs­system ist tech­nischer und opti­scher Natur.

Zunächst wird das Gerät an eine Diagno­sesoft­ware ange­schlossen, die 54 auto­mati­sierte Prozesse durch­führt. Zu den wich­tigsten Krite­rien zählen Akku-Funk­tiona­lität und ob das Gerät einen Wasser­schaden oder einen Display­schaden gehabt hatte. Anschlie­ßend folgt die opti­sche Bewer­tung durch den Tech­niker. Dabei werden "Display", "Back­cover" und "Frame­work" unter­sucht.

Lennart Kleuser, einer von zwei Geschäftsführern von Flip4New Lennart Kleuser, einer von zwei Geschäftsführern von Flip4New
Bild: Flip4New
Die Unter­suchung findet unter natür­lichen Bedin­gungen statt. Wir verwenden also kein spezi­elles Licht und Kratzer werden auch nicht mit der Lupe gesucht. Die Bewer­tung erfolgt mit Blick auf das Gerät 30 bis 40 cm vom Körper des Tech­nikers entfernt. Der Tech­niker muss anhand seiner Einschät­zung vorge­gebene Fragen beant­worten. Dann berechnet die Soft­ware den Zustand des Geräts. Ein Kratzer auf dem Back­cover fällt nicht so stark ins Gewicht wie ein Kratzer auf dem Display.

Anschlie­ßend vergleicht die Soft­ware das Ergebnis mit der Kunden­bewer­tung. Geht das Smart­phone in den Weiter­verkauf, wird das Gesamt­paket natür­lich gesäu­bert, Kompo­nenten werden gerei­nigt und es wird bei Bedarf ein neues Netz­teil mit entspre­chendem USB-Kabel beigelegt. In Kürze werden wir unser Online-Bewer­tungs­system erwei­tern, damit der Kunde noch mehr Möglich­keiten hat, das Gerät, das er verkaufen möchte, zu bewerten. In Zukunft planen wir auch, die Optik von einer Soft­ware und nicht von einem Tech­niker bewerten zu lassen. Das hängt unter anderem mit der Bewer­tung der Tiefe von Krat­zern mit Hilfe eines Finger­nagels zusammen. Denn nicht jeder hat ja die gleiche Finger­nagel­länge.

teltarif.de: Was passiert mit Geräten, die nicht in den Wieder­verkauf gehen? (Wir haben beispiel­haft das Samsung Galaxy S10+ mit "Schlecht" und als nicht mehr einwand­frei benutzbar bewertet. Außerdem haben wir dem Gerät einen SIM-Lock beschert. Der uns ange­botene Preis betrug 50 Euro)

Lennart Kleuser: Wir kaufen auch Geräte an, die nicht mehr einwand­frei funk­tionieren und in schlechtem Zustand sind. Dann prüfen wir, inwie­fern das Gerät noch repa­riert werden und anschlie­ßend in den Weiter­verkauf gehen kann. Es kann ja durchaus sein, dass ein Gerät an mehreren Stellen defekt, das Display aber unbe­schadet ist. Entweder kann das Smart­phone repa­riert werden oder wir nutzen das Gerät als Ersatz­teil­lager und extra­hieren die Kompo­nenten, die noch brauchbar sind.

teltarif.de: Was passiert mit persön­lichen Daten, die auf dem Smart­phone zurück­geblieben sind?

Lennart Kleuser: Wir empfehlen grund­sätz­lich, persön­liche Daten zu löschen und das Gerät auf Werks­einstel­lungen zurück­zusetzen. Aber keine Sorge, sollte das nicht der Fall sein, werden wir das System in einem stan­dardi­sierten Verfahren berei­nigen und über­schreiben, sodass persön­liche Daten nicht mehr repro­duzierbar sind. Es kann sicher­lich mal vorkommen, dass Spei­cher­karten in den Slots vergessen wurden. Die können wir grund­sätz­lich aber nicht zurück­schi­cken, der Aufwand ist zu groß. Wir garan­tieren aber eine Vernich­tung des Mediums und der darauf befind­lichen Daten.

teltarif.de: Herr Kleuser, vielen Dank für das Gespräch.

Infos zu Flip4New

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Logo: Flip4New
Bevor Lennart Kleuser gemeinsam mit Michael Sauer Flip4New im Jahr 2009 in einem "Frank­furter Hinter­zimmer" grün­dete, war er als Invest­ment­banker bei der Deut­schen Bank in Frank­furt am Main und London tätig. Mitt­lerweile beschäf­tigt das Unter­nehmen nach eigenen Aussagen rund 70 Mitar­beiter und ist in sechs Ländern mit über 1200 Sales Points vertreten. Kunden, die gebrauchte Elek­tronik kaufen wollen, können das unter anderem über den eigenen Online-Shop machen.

Das Rück­kauf­portal [Link entfernt] akzep­tiert nicht nur Android-Smart­phones, sondern beispiels­weise auch iPhones, iPads, Android-Tablets, MacBooks, Note­books, Camcorder und Spie­lekon­solen.

Infor­mationen zu weiteren Rück­kauf­portalen lesen Sie in unserem Vergleichs­test.

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