Ericsson: AIR-Technik vereinfacht 5G-Ausbau
Wenn auf dem Hausdach wenig Platz ist, können AIR-Antennen-Systeme von Ericsson helfen.
Foto: Ericsson
Das Wort "Air" steht im englischen für "Luft", als Abkürzung kann es "Antenna Integrated Radio"-Lösungen (AIR) heißen. Das ist der Oberbegriff für eine neue Antennen-Technik-Familie des Netzwerkausrüsters Ericsson. AIR soll die Bereitstellung von 5G im "mittleren Frequenzband" (2100, 1800 oder 1500 MHz) auf begrenztem Platz am Mobilfunkstandort erlauben.
Platzsparende Aktiv-Antennen
Wenn auf dem Hausdach wenig Platz ist, können AIR-Antennen-Systeme von Ericsson helfen.
Foto: Ericsson
Die AIR-Produkte kombinieren Teile der "Radio"-Einheit (also der Funksender mit den Leistungsendstufen) mit passiver sowie aktiver Antennentechnologie. Die Vorteile: Die Komplexität am Standort und damit die Kosten werden geringer. Weil diese Antennenkästen wenig Platz brauchen, passen sie auch auf beengte Hausdächer. Das war bisher eine große Herausforderung für Mobilfunknetzbetreiber, die auf 5G tätig werden wollen.
Entwicklung der Kathrein-Sparte bei Ericsson
Entstanden sind diese Lösungen aus der erfolgreichen Integration der Sparte "Kathrein Mobile Communication" [Link entfernt] in den Ericsson-Konzern. "Kathrein" kennt so ziemlich jeder als Hersteller von Radio und TV-Empfangsantennen, Satellitenschüsseln, Frequenz-Weichen und so weiter. Dieses Traditionsunternehmen ist vor einiger Zeit bei Ericsson gelandet.
Bei AIR werden Teile der Funkeinheit sowie der Antennen in einem Gehäuse kombiniert. Es wird kein zusätzlicher physischer Platz benötigt. Wenn Mobilfunknetzbetreiber "Massive MIMO" verwenden, kann mit den neuen Lösungen das mittlere Frequenzband für 5G schnell und in größerem Maßstab eingesetzt werden.
Per Narvinger, Chef der Produkte für großflächige Versorgungsnetze bei Ericsson weiß, dass es oft "ein Platzproblem" ist. "An manchen Mobilfunkstandorten ist Größe buchstäblich alles. Mobilfunknetzbetreiber weltweit haben oft nur begrenzte Möglichkeiten, den von der Netzausrüstung genutzten Platz zu optimieren. Sie benötigen Lösungen, die in bestehende Standorte passen und dennoch eine hohe Leistung bieten."
7-fache Bandbreite?
Simulationshochrechnungen der Spezialisten bei Ericsson ergaben, dass die Aufrüstung mit AIR-Technologie zu einer bis zu siebenmal höheren mobilen Breitbandkapazität führen könnte, als mit den derzeit vorhandenen Multiband-Antennen. Diese Kapazitätsgewinne ergeben sich aus verbesserten Frequency Division Duplex (FDD) Spektraleffizienzen, neuen FDD-Frequenzen und zusätzlichen Massive MIMO "Mittel"frequenzen. Denn die neuen AIR-Lösungen erhöhen auch die 4G-Kapazität.
Partnerschaft mit Swisscom und Vodafone
Quasi seit Netzstart sind Swisscom (Schweiz) und die Vodafone Group (UK, D, E, I) zwei langjährige Ericsson-Partner, die mit dem Unternehmen an den neuen Lösungen gearbeitet haben.
Der Chef der Swisscom Mobile Daniel Staub ist stolz "als erster Anbieter in Europa die 5G-Technologie landesweit" einführen zu können. Bereits Ende 2019 habe man eine Bevölkerungsabdeckung von 90 Prozent erreicht. Die enge Zusammenarbeit mit Ericsson und der Einsatz von Hybrid AIR "haben uns geholfen, dieses Ziel zu erreichen. Wir stellen nun eine viel Midband-Kapazität bereit, wobei wir bestehende Standorte wiederverwenden und den zusätzlichen Platzbedarf minimieren."
Francisco Martin, Chef der Funkabteilung bei Vodafone berichtet, dass „Ericsson und Vodafone haben gemeinsam die Interleaved AIR Antennenplattform entwickelt" haben, welche eine wichtige Voraussetzung für die Einführung von 5G-Mittelband-Antennen sei, da sie sowohl ältere Frequenzen, als auch die neuen aktiven 5G-Antennen unterstütze.