Buchmesse

Buchbranche formiert sich gegen Amazon und E-Book-Flats

Im Dauerstreit zwischen Amazon und der Buchbranche deutet sich auf der Buchmesse eine leichte Entspannung an. Derweil rüstet der deutsche Dachverband in der Auseinandersetzung mit dem Online-Riesen weiter nach.
Von Jennifer Buchholz mit Material von dpa

Auf der Buchmesse diskutieren die Verlage über die Geschäfte von Amazon Auf der Buchmesse diskutieren die Verlage über die Geschäfte von Amazon
Bild: dpa
Amazon ist auf der Frankfurter Buchmesse gar nicht vertreten. Doch auch ohne eigene Präsenz gibt der amerikanische Online-Konzern den Takt vor. Zur weltgrößten Bücherschau hat Amazon, das gerne Händler und zugleich Verleger sein will, wie erwartet seine E-Book-Flatrate angekündigt. Beim Dienst Kindle Unlimited sollen die Nutzer für einen monatlichen Betrag von 9,99 Euro Zugang zu einer Auswahl digitaler Bücher haben.

Buchbranche überlebt nicht mit Flatrate-Angeboten

Auf der Buchmesse diskutieren die Verlage über die Geschäfte von Amazon Auf der Buchmesse diskutieren die Verlage über die Geschäfte von Amazon
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Es sind aber bisher wenige deutsche Verlage, die bei Amazon mitmachen - und dann auch mit älteren Titeln ("Backlist"). Etwa Bastei Lübbe, einer der deutschen Vorreiter im E-Book-Geschäft. Deutschlands Verlage tasten sich an das neue Feld nur zö­ger­lich heran. Bisher weiß niemand, ob sich beim Abo von digitalen Büchern wirk­lich etwas ver­dienen lässt. Ohnehin gibt es neben Amazon bereits andere Firmen wie Skoobe oder Readfy, die mehr Titel im Programm haben. "Die Buchbranche wird nur mit Flatrate-Angeboten nicht überleben können", sagt ein rang­hoher Verlags­manager.

Amazon wiederum kann seine Flatrate-Initiative mit dem seit Monaten auch in den USA tobenden Streit über Rabatte für E-Books verknüpfen. In knall­harten Ver­handlungen hat Amazon versucht, den Verlagen bei E-Books 50 Prozent Rabatt abzutrotzen - genauso viel wie bei den gedruckten Büchern. Dies hat zum Kleinkrieg mit dem US-Verlag Hachette und mit Bonnier (Ullstein, Carlsen) in Deutschland geführt, deren gedruckte Bücher zum Teil bei Amazon ausgelistet wurden. Bei digitalen Büchern gelten 30 Prozent, inoffiziell aber 35 bis 40 Prozent, wie Branchenkenner sagen.

Unter dem Eindruck der Proteste von Verlagen und mehr als 1 000 Autoren scheint Amazon jetzt aber zum Einlenken bereit, heißt es aus Insider-Kreisen. Unter den deutschen Verlagen will in Frankfurt niemand offiziell über die Beziehungen zum wichtigen "Handelspartner" Amazon reden, weder Branchenführer Random House (Bertelsmann) noch andere führende Publikumsverlage.

Bastei Lübbe, einer der größten Publikumsverlage im Land, hat sich vor der Buchmesse mit Amazon geeinigt. "Wir wollen digital wachsen, gerade auch im Ausland", sagte der Vorstandschef des börsen­notierten Verlags, Thomas Schierack, auf der Frankfurter Buchmesse. Mit dem weltweit größten Vertreiber von E-Books müsse deshalb kooperiert werden.

Buchpreisbindung in Deutschland

Wie alle Verkäufer profitiert auch Amazon von der Buchpreisbindung in Deutschland, die auch für digitale Bücher gilt. Zugleich ist dies aber Amazons größtes Problem, da Wachstum über Preiskriege nicht erzielt werden kann. Der Marktanteil des Online-Riesen liegt deshalb nach Schätzungen bei E-Books in Deutschland nur bei rund 40 Prozent. In den USA hält Amazon dank kräftiger Preis­nachlässe 60 Prozent, in Großbritannien sogar 90 Prozent.

Außerdem hat sich in Deutschland als Alternative zu Kindle der von großen Buch­handels­ketten vertriebene E-Book-Reader Tolino (Thalia, Weltbild, Hugendubel) etabliert. Diese kündigten auf der Buchmesse an, künftig mit dem Buchgroßhändler Libri zu kooperieren. Über Libri können auch kleinere Buchhändler ins Tolino-Boot kommen.

Branche will Beratungskompetenz stärken

Fluch oder Segen der Buchbranche: E-Book-Flatrates Fluch oder Segen der Buchbranche: E-Book-Flatrates
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Zusätzlich versucht der Dachverband der Branche, die Beratungskompetenz der Sortimenter zu stärken. Geplant ist ein Online-Datenpool zu den lieferbaren Büchern. "Der Händler soll auch bei Titeln, die er nicht im Laden hat, eine gute Beratung bieten", sagt Ronald Schild vom Börsen­verein des Deutschen Buchhandels. Auch bei den Kundenrezensionen soll Amazon mit Hilfe einer Datenbank, in der sich Leser aller Buch­handlungen beteiligen, das Wasser abgegraben werden.

Amazon forciert unterdessen seinen Selbstbedienungs-Verlag Kindle Direct Publishing. Dort können Autoren ihre E-Books auf der Kindle-Plattform veröffentlichen - und erhalten den im herkömmlichen Verlagsgeschäft unvorstellbaren Anteil von 70 Prozent der Einnahmen. Zugleich müssen sie sich aber um alles, von der Korrektur bis zur Werbung, selbst kümmern. Nach Amazon-Angaben machen die Direkt-Bücher rund die Hälfte der in Deutschland gelesenen Kindle-E-Books aus.

Auch bei anderen Plattformen können Nutzer ihre Bücher in Eigenregie ver­öffentlichen. HIerzu zählen beispielsweise Epubli, Xinxii, Tredition, Bookrix, Create Space und Lulu.

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