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Streaming: Kaum Erfolg mit Blockbuster-Fortsetzungen?

Bekannte Streamer wie Amazon und Netflix produ­zieren selbst hoch­karä­tige US-Seri­enhits und sind damit sehr erfolg­reich. Bei Filmen sieht die Sache etwas anders aus, so hat Amazon gerade erst das Reboot eines 80er-Hits in den Sand gesetzt.
Von Björn König

Foto: Paramount Home Entertainment War 1988 ein großer Kinoerfolg: Eddie Murphy (l.) und Arsenio Hall in "Der Prinz aus Zamunda"
Foto: Paramount Home Entertainment
Für Eddie Murphy liefen die 1980er-Jahre als Schau­spieler wirk­lich gut. Mit Action­komö­dien wie "Beverly Hills Cop" und "Nur 48 Stunden" räumte der Komiker seiner­zeit an den Kino­kassen ab. Einer von Murphys belieb­testen Filmen war 1988 die Komödie "Der Prinz aus Zamunda" von Regis­seur John Landis. Dort verkör­perte er Prinz Akeem, der sich aus Zamunda auf den Weg in die USA macht, um seine Traum­frau zu finden. Die Para­mount-Produk­tion spielte damals bei einem Budget von nur 39 Millionen US-Dollar welt­weit 288 Millionen US-Dollar ein. Für dama­lige Verhält­nisse schon ein sehr ordent­liches Ergebnis. Es gibt also durchaus gute Gründe, warum sich Strea­ming-Dienste wie Amazon Prime Video und Netflix für solche Filme inter­essieren. Sie wollen mit Fort­set­zungen aus den 1980er-Jahren Kasse machen. So ganz einfach ist das aber offen­sicht­lich nicht, wie die beiden Streamer aktuell selbst unter Beweis stellen.

"Prinz aus Zamunda 2" fällt bei Publikum und Kriti­kern durch

Foto: Paramount Home Entertainment War 1988 ein großer Kinoerfolg: Eddie Murphy (l.) und Arsenio Hall in "Der Prinz aus Zamunda"
Foto: Paramount Home Entertainment
Amazon Prime Video schnappte sich die Rechte an der Fort­set­zung des 1980er-Hits "Der Prinz aus Zamunda", welcher ursprüng­lich von Para­mount Pictures für die Kino­ver­öffent­lichung geplant war. Aufgrund der Corona-Pandemie kam der Film aber erst gar nicht ins Kino, weshalb Amazon ihn in der Erst­ver­wer­tung streamen konnte. Da versteht es sich von selbst, dass man bei Amazon auch viel Werbung für den "Block­buster" machte. Die ganze Amazon-Inter­net­seite war in den Tagen vor dem Release regel­recht voll mit Werbung für den Film. Doch wie sollte es anders sein: Am Ende fiel die Fort­set­zung mit Pauken und Trom­peten sowohl bei Kriti­kern als auch Zuschauern durch. So zog beispiels­weise n-tv.de unter der Über­schrift "Eddie Murphy ist nur noch ein Statist" ein für Amazon bitteres Fazit: "Laue Gags, eine dümm­liche Story und Schau­spieler, die sich - genauso wie viele Zuschauer - fragen: Was soll der ganze Murks?" Bei Amazon hingegen will man sich den Flop offenbar zumin­dest bislang nicht einge­stehen und rührt weiterhin kräftig die Werbe­trommel, der Film wird sogar promi­nent als "Amazon Original" auf der Start­seite beworben, obwohl er ja wie gesagt nie als Strea­ming-Produk­tion geplant war.

Netflix versucht es auch

Ob das Nega­tiv­bei­spiel bei Netflix zum Umdenken führt, ist im Moment noch unklar. Fakt ist aber, der Streamer aus Los Gatos ist eben­falls an einem Reboot von Eddie Murphy-Filmen inter­essiert. Konkret geht es um den vierten Teil der "Beverly Hills Cop"-Reihe. Auch hier müsste man sich dann wieder mit Para­mount Pictures einigen, womög­lich würde der Film aber nach der Corona-Pandemie wieder direkt ins Kino kommen. Aller­dings gibt es hier mitt­ler­weile ein Problem, denn Para­mount will seine Filme spätes­tens 45 Tage nach Kino­start bei Para­mount+ streamen. Es könnte also gut sein, dass Para­mount viel­leicht gar kein Inter­esse mehr an einer Zusam­men­arbeit mit Netlfix hat und die gesamte Auswer­tung von Kino bis Strea­ming selbst über­nimmt. In jedem Fall ist das Risiko für die Para­mount-Mutter ViacomCBS groß, denn das Beispiel von Amazon hat gezeigt, dass allein ein Block­buster-Reboot noch lange nicht auto­matisch zu einem Erfolg im Strea­ming führt.

Eigen­pro­duk­tionen statt Reboots

Reboots von erfolg­rei­chen Block­bus­tern sind für Studios und Strea­ming-Dienste immer ein Risiko. Die Erwar­tungen des Publi­kums sind bei solchen Produk­tionen von Anfang an beson­ders hoch. Außerdem verliert ein Film, der gar nicht erst ins Kino kommt, für Zuschauer ohnehin noch zusätz­lich an Exklu­sivität. Wenn dann wie im aktu­ellen Fall noch eine schwache Hand­lung und nicht unbe­dingt die beste schau­spie­leri­sche Leis­tung hinzu­kommt, fällt so ein Film logi­scher­weise schnell beim Publikum durch. Für Amazon ist das nach­voll­ziehbar keine gute Werbung, auch wenn der Konzern ganz sicher nicht von Film­pro­duk­tionen und Prime Video abhängig ist. Strea­ming ist hier nur ein Zusatz-Bonbon, um mehr Kunden für Amazon Prime zu gewinnen. Von daher werden nun wohl auch kaum massen­haft Prime-Abon­nenten ihre Abos kündigen, um nicht die Versand­vor­teile zu verlieren. Bei Netflix sieht die Sache aber schon anders aus: Wenn dort die Inhalte nicht stimmen, springen Abon­nenten ab. Man wird in Los Gatos deshalb wohl pein­lich genau darauf achten, möglichst keine Produk­tionen in den Sand zu setzen.

Lesen Sie auch unser Inter­view mit Amazon Prime Video-Geschäfts­führer Dr. Chris­toph Schneider: "Origi­nals sind unser Aushän­geschild".

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