Bewerbungsgespräch

Tipps & Tricks: Vorstellungsgespräch per Webcam richtig meistern

Vorstellungsgespräche per Video sparen Arbeitgebern und Bewerbern Zeit und Geld. Doch was gut klingt, hat im Detail oft viele Tücken. Nicht nur bei der Kameraeinstellung und der Beleuchtung ist einiges zu beachten. Hier kommen zehn wichtige Tipps.
Von dpa / Jennifer Buchholz

Bei Videotelefonie sollte man auch auf die Details im Hintergrund achten Bei Videotelefonie sollte man auch auf die Details im Hintergrund achten
Bild: dpa
Statt für ein Bewerbungsgespräch weit zu fahren, führt mancher Vor­stellungs­gespräche in­zwischen von zu Hause aus. Dienste wie Skype oder Google Hangouts machen das möglich. Gerade große Unternehmen nutzten inzwischen verstärkt diese Möglichkeit, sagt Gerhard Winkler, Karriere­berater aus Neuenhagen bei Berlin. Doch wie kann der Bewerber bei einem Vorstellungs­gespräch per Video einen guten Eindruck machen?

Vorher informieren

Bei Videotelefonie sollte man auch auf die Details im Hintergrund achten Bei Videotelefonie sollte man auch auf die Details im Hintergrund achten
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Es gibt noch keine allgemeinen Standards für Videointerviews - weder technisch noch inhaltlich. Daher sollten sich Jobsuchende vor einem Termin beim Arbeitgeber informieren, rät Winkler.

Wie läuft das Interview ab? Nutzt das Unternehmen eine Standardapplikation wie Skype oder eine eigene Software? Sitzt auf der anderen Seite ein Gesprächs­partner vor der Kamera? Oder nutzt das Unter­nehmen zeitversetzte Videointerviews? Bei dieser Variante geben Programmierer die Fragen und Antwortzeiten in eine Software ein. Dann folgt eine Einladung per E-Mail zum Interview. Der Bewerber erhält Login-Daten und entscheidet selbst, wann er das Interview durchführt. Die Antworten kann sich der Personaler dann später anschauen.

Professionelles Profil

Für Interviews per Skype oder Google Hangouts empfiehlt Winkler ein seriöses Profil mit vollem Namen und aktuellem Bewerbungs­foto. Beim Profiltext rät er zur Vorsicht: "Halten Sie sich bedeckt, was Ihre Wechselabsicht betrifft. Für Ihre Kollegen, Ihren Arbeit­geber wäre das eine heiße News." Öffentliche Profildaten, zum Beispiel das "Über mich" bei Skype, kann jeder Nutzer dieses Dienstes sehen, also auch Kollegen und Vorgesetzte.

Fakten statt Small Talk

In Videointerviews geht es schnell zur Sache. "Es gibt kaum Small Talk, das ist mehr ein Faktencheck als ein Gespräch", sagt Winkler. "Unternehmen wollen abgleichen, ob ein Bewerber dem An­forderungs­profil entspricht, bevor sie ihn einladen." Job­suchende sagen am besten klipp und klar, was für sie spricht. Weitläufige Antworten sollten sie vermeiden.

Passende Kleidung

Ebenso ernst sollten Bewerber die Wahl ihrer Kleidung nehmen. "Online gilt der gleiche Dresscode wie bei jedem Vorstellungs­ge­spräch", erklärt Sigrid Frank, Karriere­beraterin aus Paderborn. Was an­ge­messen ist, hänge von der jeweiligen Branche und Position ab. Einen Unter­schied gibt es allerdings: "Entscheidend ist, was der Gesprächs­partner zu sehen bekommt, also der Oberkörper. Daher spricht nichts dagegen, wenn jemand seine Lieblings­socken tragen möchte."

Keine Ablenkung

Webcams verraten mehr, als dem Kandidaten lieb ist. "Ich würde alles vermeiden, was den Gesprächs­partner ablenken oder irritieren könnte", sagt Frank. Sie empfiehlt einen neutralen und auf­geräumten Hinter­grund. Unbedingt verhindern sollten Bewerber störende Geräusche und über­raschende Gast­auf­tritte etwa von einem Familien­mitglied oder einem Haustier, das zur Tür hereinkommt.

Das richtige Licht

"Viele unter­schätzen die Wirkung des Lichts in einem Video­interview", warnt Frank. Licht von hinten macht den Bewerber zur Silhouette, von oben erzeugt es dunkle Augen­ringe, und von der Seite kann es theatralisch wirken. Die Expertin empfiehlt ein warmes Licht von vorne: Es sollte das Gesicht gleichmäßig ausleuchten, ohne zu blenden oder Schatten zu werfen.

Kamera auf Augenhöhe

Video­interviews erzeugen Emotionen beim Gegenüber - nicht immer sind es die richtigen. Der Blick leicht von unten in die Kamera wirkt unterwürfig, der Blick von oben eher arrogant. Daher sollten Bewerber die Kamera so einstellen, dass sie sich bei auf­rechter Haltung in Augen­höhe befindet, rät Frank.

Fester Blick in die Kamera

Gewöhnungs­bedürftig ist der direkte Blick in die Kamera. "Nur so hat der Ge­sprächs­partner den Eindruck, dass ihn der Bewerber direkt ansieht", erklärt Martina Lenz, Mediencoach aus Köln. Ein kurzer Blick auf den Monitor bei Fragen des Gegenübers wirke professionell. Wer hingegen ständig auf den Monitor schaut, erscheine unsicher. Ihr Tipp für den Blick in die Kamera - vor allem, wenn eine Software die Fragen stellt: "Stellen Sie sich hinter der Kamera eine echte Person vor, die Ihnen sympathisch ist, aufmerksam zuhört und bestätigend nickt."

Pannen meistern

Einen kleinen Hänger oder Aus­setzer kann jeder einmal haben. Doch in einem eng getakteten Videointerview fällt das deutlich auf. Damit keine peinlichen Pausen entstehen, rät Lenz, solche Situationen zu überspielen. Zum Beispiel durch Nachfragen: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe, können Sie das bitte noch einmal formulieren?" Zu oft sollte das jedoch nicht passieren, sonst fällt es unangenehm auf - und in zeit­versetzten Interviews haben Bewerber diese Möglichkeit überhaupt nicht. Umso wichtiger ist eine gute inhaltliche Vorbereitung.

Stress vermeiden

Vor­stellungs­gespräche erzeugen Stress, auch vor einer Webcam. Daher sollten Jobsuchende die Technik und die eigene Wirkung vor der Kamera mit Freunden testen, rät Lenz. Auch Sprechtempo und Lautstärke lassen sich so vorher überprüfen. Und wenn genau vor dem Interview das Lampenfieber einsetzt? "Lampenfieber sollten Bewerber als Freund sehen", sagt Lenz. "Der Adrenalinschub macht wach und hilft mir dabei, mein Bestes zu geben."

Aber auch in anderen Situationen wird Video-Telefonie mittlerweile eingesetzt. Lesen Sie dazu mehr in einer gesonderten Meldung.

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