Paketgröße

VPN im Bahn-WLAN: Darum kann die Verbindung scheitern

Seit einem Monat läuft das kostenlose WLAN der Bahn offiziell, doch bei der VPN-Nutzung für mehr Datensicherheit oder zum Arbeiten in Firmennetzen kann es zu Problemen kommen.
Von Thorsten Neuhetzki

WLAN-Buddies helfen beim WLAN im Zug WLAN-Buddies helfen beim WLAN im Zug
Foto: dpa
Seit genau einem Monat gibt es das kostenlose WLAN im ICE der Bahn offiziell. In den ersten 19 Tagen des Jahres waren dabei schon 1,5 Millionen Endgeräte eingebucht und 190 Millionen Onlineminuten generiert, wie teltarif.de vor kurzem berichtete. Doch nicht alle Dienste laufen derzeit im Bahn-WLAN reibungslos und nicht immer funktioniert das Surfen so schnell, wie erhofft.

teltarif.de unternahm am Wochenende zwei Testfahrten auf der Strecke zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet. Dabei trafen wir auf zwei unterschiedliche ICE-Generationen, den auf der Strecke üblichen ICE2 aber auch den Nachfolger ICE3. Positiv: In beiden Zügen war das neue WLAN vorhanden und das Einbuchen funktionierte. Doch die Performance war schlechter als versprochen. Mit im Schnitt nur 300 bis 600 kBit/s konnten wir surfen und verzeichneten auch sehr hohe Reaktionszeiten aus dem Netz. Der Ping lag oftmals bei mehreren hundert Millisekunden, was das normale Surfen sehr träge machte.

Eine Drosselung nach Erreichen der gewährten 200-MB-Grenze in der 2. Klasse kann dabei ausgeschlossen werden, da das Surfen von der ersten Minute nur auf diesem Niveau funktionierte. Fairerweise muss man aber auch erwähnen, dass es sich bei beiden Zügen um Rushhour-Verbindungen handelte und die Züge entsprechend voll waren. Ein ICE2 in Doppeltraktion transportiert bei Vollauslastung etwa 800 Fahrgäste. Surft nur die Hälfte von ihnen mit einem Gerät und den erwähnten 300 kBit/s im Netz, so müssen schon 120 MBit/s Bandbreite aus dem Zug über die Mobilfunknetze abtransportiert werden. Gerade in dünn besiedelten Regionen geraten die LTE-Netze, die dort zumeist nur auf 800-MHz-Frequenzen und maximal 50 MBit/s (nicht wie ursprünglich geschrieben 75 MBit/s) ausgebaut sind, schnell an ihre Grenzen - selbst wenn durch das neue Bahn-WLAN die Netze von Telekom, Vodafone und Telefónica gebündelt werden.

Positiv: Bei einer unserer Testfahrten sahen wir sogar einen "WLAN-Buddy", einen WLAN-Helfer der Bahn. Diese fahren seit einigen Tagen in der Bahn mit und sprechen Fahrgäste an und weisen sie auf das WLAN hin. Allerdings wurden wir mit zwei Smartphones und einem Tablet auf dem Tisch offenbar als kundige Person eingestuft und nicht angesprochen.

Probleme bei manchen VPN-Netzen

WLAN-Buddies helfen beim WLAN im Zug WLAN-Buddies helfen beim WLAN im Zug
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Die Bahn rät dazu, die eigene Online-Verbindung durch ein VPN-Netz abzusichern. Der Datentransfer zwischen dem eigenen Endgerät und dem WLAN-Router (und auch die weitere Verbindung ins Internet) ist dadurch vor Zugriffen von außen geschützt. Solche Virtuellen Privaten Netzwerke werden aber auch von Geschäftsreisenden genutzt, um sich in das Firmennetz einzuwählen und so zu arbeiten, als wäre man im Büro. Doch manche dieser VPN-Dienste funktionieren im neuen Bahn-WLAN nicht. In der Regel ist dann gar kein Verbindungsaufbau möglich. Ob das Netzwerk funktioniert oder nicht, liegt an der vom VPN verwendeten Paketgröße.

"Es gibt aktuell Probleme mit VPN-Netzwerken, die die Paketgröße nicht automatisch anpassen können", bestätigt uns ein Sprecher der Bahn. Die Paketgröße sei durch die Mobilfunkverbindung limitiert, aktuell funktionieren Paketgrößen unterhalb von 1300 Byte. Eine Anpassung des Wertes könne durch den Nutzer bzw. den Systemadministrator erfolgen. Das Problem entsteht offenbar dadurch, dass der Bahn-WLAN-Dienstleister für den Transport über die drei verschiedenen Mobilfunknetze einem IP-Paket weitere Bytes anhängen muss, um sie am Gateway in Aachen, von wo die Daten ins Internet geschickt werden, wieder zusammenbauen zu können. Diese zusätzlichen Bytes können bei einem großen VPN-Paketwert jedoch dazu führen, dass das Datenpaket generell zu groß für den Transport ist. Die Bahn arbeite jedoch daran, auch hierfür eine Lösung zu finden. "Die ersten Tests waren erfolgreich, so dass wir zuversichtlich sind, dies bald auf die Flotte ausrollen zu können", so der Sprecher abschließend.

Dass es jetzt kostenloses WLAN in der 1. und 2. Klasse gibt, ist auf den politischen Druck des Bundesverkehrsministeriums zurückzuführen. Dessen Minister Alexander Dobrindt will als nächstes den Regionalverkehr mit WLAN ausstatten. Wie er das zeitnah schaffen will, hat er uns am Rande einer Pressekonferenz gesagt.

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