Auswahl

Welche Bandbreite für welche Internet-Anwendung?

Je nach Nutzung sollte auch der Upstream beachtet werden
Von Ralf Trautmann

Ein bedeutendes Kriterium für die Wahl eines Zugangs mit hoher Bandbreite, wie die ADSL2+-Variante mit 16 MBit/s, ist die parallele Nutzung verschiedener Internet-Dienste. So sollten Wohngemeinschaften oder Familien mit nur einem Anschluss, aber mehreren PCs auf eine ausreichende Übertragungs-Kapazität achten, da das Surfen sonst schnell zur Qual wird.

Darüber hinaus sind schnellere Anschlüsse vor allem bei einem ausgiebigem Abruf von Multimedia-Inhalten interessant, da der dauerhafte Download von MP3- und vor allem Videodateien nur bei ausreichend hoher Bandbreite in erträglicher Geschwindigkeit möglich ist: Der Abruf eines Films mit einer Größe von einem Gigabyte, realistischer Wert für einen 90-Minuten-Spielfilm in guter Qualität, würde über einen 1-MBit/s-Zugang zumindest rechnerisch rund 135 Minuten dauern. Über einen 16-MBit/s-Zugang ließe sich dies schon in rund 8,5 Minuten realisieren. In der Praxis muss natürlich auch der jeweilige Server mitspielen, so dass diese Werte nur unter optimalen Bedingungen gelten.

Bei Video-on-Demand dagegen ist die Geschwindigkeit wiederum eine Frage des Komforts: Hier werden die Daten in der Regel in einer Qualität zwischen 800 und 2500 kBit/s per Streaming übertragen und zunächst solange gepuffert, bis eine flüssige Wiedergabe möglich ist. Professionelle Anbieter überprüfen dabei die beim Endkunden zur Verfügung stehende Bandbreite und passen die Qualität der Übertragung automatisch an. Somit ist der Videoabruf zumindest theoretisch mit jeder Bandbreite möglich, bei niedrigen Geschwindigkeiten verzögert sich so "lediglich" der Start sowie unter Umständen die Qualität des Filmes. In der Praxis ist bei Zugängen unter 2 MBit/s eine sinnvolle Nutzung allerdings kaum mehr möglich, so dass auch manch ein Anbieter die Übertragung bei zu geringen Bandbreiten verhindert.

Fernsehen über das Internet

Triple Play Während bei Video-on-Demand kurze Wartezeiten kein Problem sein dürften, muss IPTV, das heißt Fernsehen über das Internet, in Echtzeit übertragen werden. Wer einen einfachen Live-TV-Stream haben will, kommt bei den von verschiedenen Sendern auf ihren Homepages angebotenen Varianten allerdings schon mit einer geringen Breitbandzugang aus, da die Übertragung hier meistens mit rund 300 kBit/s erfolgt. Die Qualität ist somit allerdings auch entsprechend dürftig. Wer dauerhaft über das Internet fernsehen will, wird daher bei solchen Streams schnell den Spaß verlieren.

Für einen hochwertigen Fernseh-Empfang über DSL sollte bei der Bandbreite daher nicht geknausert werden: Bei Geschwindigkeiten unter 6 MBit/s sind - je nach Anbieter - Aussetzer bei der Übertragung möglich. Bei Internet-Zugängen über Kabel-Anschlüsse kann dieses Problem dagegen zumindest nicht bei per IPTV bereitgestellten Sendern auftreten: Der Fernsehempfang erfolgt hier unabhängig vom gewählten Downstream für die Internet-Nutzung.

Telekom: Bald Stand-alone-VDSL?

Anbieter für qualitativ hochwertiges IPTV über DSL sind allerdings noch rar gesät: So ermöglichen lediglich zwei Unternehmen den TV-Empfang im Rahmen ihrer Triple-Play-Pakete, bei denen Fernsehen, Surfen und Telefonieren über das Internet abgewickelt wird. HanseNet, regionaler Anbieter in Hamburg und Lübeck, bietet Triple Play dabei nicht nur mit einem 16-MBit/s-Anschluss, sondern auch in Kombination mit einem 4-MBit/s-Zugang, hier wird allerdings für den TV-Zugang bei Bedarf zusätzliche Bandbreite geschaltet. Die Telekom bietet ihr T-Home genanntes Produkt dagegen in zwölf Städten über das VDSL-Netz, bei dem je nach Verfügbarkeit die Wahl zwischen einer 25 MBit/s- und einer 50 MBit/s-Variante besteht. Wer sich für ein solches Paket entscheidet, braucht sich daher zumindest über eine ausreichende Bandbreite keine Gedanken zu machen.

Da die Buchung eines VDSL-Anschluss an T-Home gebunden ist, dürfte die Hi-Speed-Variante trotz technischer Verfügbarkeit durch die hohen Entgelte nur für wenige Nutzer interessant sein. Mittelfristig wird das Unternehmen die Zugänge wohl aber auch ohne T-Home vermarkten, die entsprechenden Datenblätter [Link entfernt] mit Tarifen für den Stand-alone-VDSL-Zugang sind zumindest schon seit längerem auf der Telekom-Homepage abrufbar. Anwendungen, die eine solch hohe Datenübertragung erfordern, sind heutzutage allerdings noch spärlich.

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