Maut

Nächste Bewährungsprobe für die LKW-Maut

Erweiterte Software für die On-Board-Units muss eingebaut werden
Von dpa / Björn Brodersen

Beim Lkw-Mautsystem auf deutschen Autobahnen läuft der Countdown für die nächste Bewährungsprobe. Vom kommenden Montag an können sich Spediteure in der Werkstatt eine neue Software auf die Bordcomputer ihrer Lastwagen spielen lassen. Dafür haben sie gut fünf Monate Zeit, bevor die erweiterte Version am 1. Januar aktiviert wird - und die satellitengestützte Technik wie ursprünglich geplant ihre volle Leistungsfähigkeit bekommt. Die On-Board-Units (OBU) in den Führerhäuschen sollen dann automatisch auch neue Anschlussstellen, zusätzliche mautpflichtige Straßen und flexible Tarife verarbeiten.

Sechs Montage nach dem Beginn der Gebührenerfassung für schwere Lastwagen ist die Operation OBU 2.0 für das Betreiberkonsortium Toll Collect die nächste Etappe. Denn mit den Grundfunktionen läuft das System seit Neujahr weitgehend problemlos, nachdem sich der Start wegen vorheriger Pannen um 16 Monate verzögert hatte. Nun steht aber noch einmal eine Großaktion an: Rund 450 000 Lastwagen, die schon mit einem Mautcomputer unterwegs sind, müssen bis Jahresende in eine der 1 900 Servicestellen kommen - die jetzige Software gilt 2006 nicht mehr.

Kosten entstehen den Spediteuren für den OBU-Einbau nicht

Ein Gedränge in letzter Minute wollen die Planer dabei vermeiden. "Wer zuerst kommt, fährt am besten", wirbt Toll Collect bereits bei seinen registrierten Nutzern und lockt sogar mit einem Gewinnspiel: Bei Software-Wechsel bis zum 31. Oktober ist mit etwas Glück ein Wochenende bei einem europäischen Truckrennen zu haben. Ohnehin mache ein baldiger Werkstatt-Termin für viele Fuhrunternehmer Sinn, heißt es auch beim Deutschen Speditions- und Logistikverband. Denn in der ruhigeren Ferienzeit lasse das Tagesgeschäft mehr Zeit. Über die automatische OBU laufen inzwischen 85 Prozent aller Mauteinbuchungen.

Überhaupt soll der Datentausch den Spediteuren vergleichsweise wenig Aufwand bereiten: Die OBU bleibt eingebaut, die neue Software soll in etwa einer Stunde überspielt sein, Kosten entstehen nicht. Alle künftigen Änderungen bei Tarifkonditionen der Maut sind dann drahtlos per Mobilfunk aktualisierbar, versprechen die Techniker. Nach den leidvollen Erfahrungen in der Vorlaufphase der vergangenen Jahre haben sie die Version 2.0 über Monate getestet und in 2 000 Lastwagen erprobt. "Sie ist voll einsatzbereit", sagt Toll-Collect-Geschäftsführer Christoph Bellmer.

Technik soll zum Exportschlager werden

Von einem glatten Übergang zur zweiten Stufe der Technik hängt für das Maut-Konsortium um die Deutsche Telekom und DaimlerChrysler [Link entfernt] viel ab. Denn nur in der ausgereiften Variante, die auch andere Dienste etwa zum Flottenmanagement oder Diebstahlsicherungen ermöglicht, hat die Technik "Made in Germany" das Zeug zum Exportschlager. Und auf internationale Aufträge sind die Konzerne angewiesen, nachdem die Entwicklung schon mehr als eine Milliarde Euro gekostet hat. In Tschechien steht eine Ausschreibung an. Und auch in Großbritannien soll das System bei Überlegungen für eine allgemeine Maut ins Rennen gehen. In Deutschland rechnen die Partner nicht vor 2016 mit Gewinn.

Schon vorher muss sich die Technik aber weiter im Alltag bewähren. Dabei steht noch nicht fest, wie die neuen Möglichkeiten der Software vom nächsten Jahr an konkret genutzt werden: Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) will im Herbst festlegen, wo auch Bundesstraßen "bemautet" werden, auf denen Trucker derzeit der Autobahngebühr von 12,4 Cent je Kilometer ausweichen. Bei einigen Spediteuren halten sich hartnäckige Zweifel, ob bei Kontrollen nicht zu viele Lkw durch die Maschen schlüpfen. Der Ausgang eines Schiedsverfahrens, bei dem der Bund von den Toll-Collect-Gesellschaftern 4,6 Milliarden Euro wegen des verspäteten Mautstarts einfordert, ist ebenfalls ungewiss. Zuversichtlich kalkuliert derweil schon Finanzminister Hans Eichel (SPD). Im Entwurf des Haushalts 2006 veranschlagt er Maut-Einnahmen von 3,3 Milliarden Euro - 300 Millionen mehr als für dieses Jahr.

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