DAB+ im Auto: Darum ist der Empfang oft so schlecht
Das terrestrische Digitalradio findet immer mehr Anklang. Vor allem unterwegs ist DAB+ eine gute Alternative zum Streaming, ist der Empfang doch auch ohne aktive Internet-Verbindung und damit möglicherweise verbundenen Kosten - je nach Mobilfunktarif - möglich. Nun haben wir darüber berichtet, dass der DAB+-Empfang in vielen Autos zu wünschen übrig lässt.
Oft wird der Empfang sogar softwareseitig verschlechtert. Unterschreitet das empfangene Signal einen Mindestpegel, so wird das Audiosignal stumm geschaltet, obwohl das eingestellte Radioprogramm eigentlich noch zu hören wäre. Erst bei noch viel schwächerem Empfang käme es zu Aussetzern.
Angesprochen auf diesem Umstand geben sich die Pressestellen der Automobilherstellern nach den Erfahrungen der teltarif.de-Redaktion sehr bedeckt. Entweder das Problem wird abgestritten oder die Frage wird erst gar nicht beantwortet. Anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main haben wir bei Mercedes Benz nachgefragt - und eine plausible, wenn auch für die Nutzer nicht zufrieden stellende Aussage erhalten.
Mercedes-Pressestelle: "Nutzer fühlen sich durch kurze Aussetzer gestört"
Mercedes Benz auf der IAA in Frankfurt am Main
Foto: teltarif.de
Aufgrund des digitalen Empfangsprinzips bei DAB und DAB+ sei
der Übergangsbereich zwischen Empfang und Empfangsverlust im Vergleich zu analogem Radio
sehr schmal, so die Pressestelle des Unternehmens. "Wenn man entlang dieses Grenzbereichs
unterwegs ist, dann kommt es vor, dass in kurzen Abständen (alle paar Sekunden) der digitale
Empfang (und dadurch auch der Ton) weg und wieder da ist", heißt es weiter. Dieses Verhalten
werde von den meisten Kunden als sehr störend empfunden.
Um den kurzen Aussetzern entgegenzuwirken, setzten manche Hersteller darauf, früher als eigentlich nötig den Ton zu unterbrechen, um die kurzen Unterbrechungen zu vermeiden. Dabei könne es vorkommen, dass diese bewusst herbeigeführten Unterbrechungen etwas zu großzügig ausgelegt seien. "Bei Mercedes setzen wir auf Optimierung dieser Mute-Schwellen im Verbund mit unseren Zulieferern, um diese Problematik zu vermeiden. Das Ziel ist, die Mute-Schwellen möglichst niedrig anzusetzen, um nicht unnötig früh den Ton zu unterbrechen."
Wünschenswert wäre es allerdings, dass dieses Muting - ganz gleich, bei welchem Hersteller - auch abschaltbar wäre. Nutzer, die lieber bestmöglichen Empfang haben und mit möglichen kurzen Aussetzern bei der Audio-Wiedergabe leben können, hätten so einen echten Mehrwert. Auf der anderen Seite hätten Anwender, die sich durch die Unterbrechungen des Empfangs gestört fühlten, keinen Nachteil.
Automatischer Wechsel zwischen verschiedenen Empfangswegen
DAB+-Empfang mit Mercedes-Autoradio
Foto: teltarif.de
Die Mercedes-Benz-Pressestelle verweist zudem auf eine Funktion, die auch bei Autoradios
anderer Hersteller üblich ist. Unterbrechungsfrei sei der automatische Wechsel auf
UKW-Empfang möglich. Das funktioniert natürlich nur dann, wenn
das gehörte Programm neben DAB+ auch auf UKW sendet - und gar nicht mehr, wenn in einigen
Jahren die analogen Hörfunksendungen vielleicht ganz wegfallen.
Eine weitere Maßnahme sei der parallele der Einsatz mehrerer DAB-Empfänger, die einen unterbrechungsfreien Wechsel auch zwischen verschiedenen Ensembles ermöglichen. Davon profitieren Nutzer, die ein Programm hören, dass in mehreren Multiplexen ausgestrahlt wird. Genutzt werde dann jeweils das bestmögliche Signal.
In einer weiteren Meldung haben wir bereits berichtet, wie DAB+ ins Auto kommt.