10 Jahre iTunes-Store: Vom Nischenprodukt zum Erfolgs-Schlager
Mit 99-Cent-Songs zum größten Musikhändler der Welt - der iTunes Store wird 10 Jahre alt.
Screenshot vom iTunes Store
Vor zehn Jahren war die Musikindustrie verzweifelt.
Die CD-Verkäufe waren im Sinkflug. Im Internet grassierte die
Musik-Piraterie mit immer neuen Tauschbörsen. Und eigene Abo-Dienste
der Musikverlage im Netz fanden kaum Nutzer wegen komplizierter
Bedienung und umständlicher Kopierschutz-Auflagen.
Da kam Apple-Gründer Steve Jobs auf eine ebenso einfache wie naheligende Idee: Einen Internet-Shop für Musik, der einfach zu bedienen war und Musik in 99-Cent-Häppchen anbot, die auch für weniger betuchte Nutzer zu bezahlen waren. Am 28. April 2003 präsentierte Jobs den iTunes Music Store. Aus einem Angebot von zunächst gerade einmal 200 000 Songs entstand der größte Musikhändler der Welt und die Basis für Apples boomendes Download-Geschäft mit 500 Millionen zahlenden Kunden. Es lohnt sich bestimmt, an diesem Wochenende einmal im iTunes-Store vorbei schauen - gut möglich, dass es zum Jubiläum das eine oder andere Schnäppchen gibt.
Es war ironischerweise ausgerechnet der kleine Marktanteil von Apple, mit dem Steve Jobs die misstrauische Musik-Branche köderte. Schließlich begann damals erst der Siegeszug von Apples Musik-Playern der Marke iPod und die Macs machten gerade einmal fünf Prozent des PC-Geschäfts aus: "Wir erklärten, dass der Schaden ziemlich begrenzt wäre, wenn der Store floppt", erinnerte sich der im Oktober 2011 verstorbene Jobs in seiner Biografie. Er hatte sich zunächst dagegen gewehrt, den iTunes-Store auch Windows-Nutzern zugänglich zu machen - am Ende ebnete der Schritt auf die PC-Plattform den Weg zu Apples Dominanz im Musikmarkt.
Gegen Raubkopien helfen nur günstige Angebote
Mit 99-Cent-Songs zum größten Musikhändler der Welt - der iTunes Store wird 10 Jahre alt.
Screenshot vom iTunes Store
Der Schlüssel zum Erfolg war Jobs' Meisterleistung, die zerstrittenen großen
Musikkonzerne unter ein Dach zu bringen. Kaum jemand hielt das für
möglich, das Gelingen schockierte unter anderem Microsoft-Gründer Bill
Gates. Die Musik-Manager lernten bei den Verhandlungen den "guten"
und auch den "bösen" Steve kennen. "Ihnen geht wohl der Arsch auf
Grundeis, was?", fuhr der notorisch raubeinige Apple-Gründer die
Industrie-Kapitäne gleich beim ersten Treffen an. Später scheute er
dagegen keine Mühe, um die Manager zu umgarnen.
Jobs war überzeugt, dass das beste Mittel gegen Raubkopien eine einfache und günstige legale Alternative sein musste. Er setzte durch, dass die Songs quer durch die Bank 99 Cent kosteten und auch einzeln heruntergeladen werden durften. Diese Entscheidungen gaben auf Jahre den Ton für die Entwicklung des Musikgeschäfts an. Als Apple schließlich dem Drängen der Musik-Industrie nachgab und flexiblere Preise zwischen 69 Cent und 1,29 Dollar bzw. Euro zuließ, konnte Jobs als Gegenleistung das Ende des Kopierschutzes aushandeln.
Mittlerweile wurden bei Apple 25 Milliarden Songs heruntergeladen. Aktuell seien es 393 Lieder pro Sekunde, rechnet das Unternehmen vor. Das Angebot ist auf 26 Millionen Titel angewachsen. Mit dem iPhone kamen Apps hinzu, die ebenfalls milliardenfach heruntergeladen werden. Zum Start des iPad-Tablets folgten digitale Bücher. Das nächste große Kapitel von iTunes könnte das TV-Geschäft werden, wo Apple dem Vernehmen nach schon seit Jahren um Inhalte der großen US-Anbieter ringt. Allerdings konnte selbst Jobs mit all seinem Verhandlungsgeschick den Widerstand der Fernseh-Manager nicht knacken.
Wachsende Konkurrenz durch Streaming-Dienste
Doch gerade in der iTunes-Keimzelle, dem Geschäft mit Musik, gewinnt die Konkurrenz an Kraft. Mit dem Vormarsch von Smartphones und günstigeren Datentarifen werden einst verpönte Abo-Modelle attraktiv für Nutzer. Man muss dabei die Musik noch nicht einmal herunterladen - sie wird direkt aus dem Internet abgespielt. Solche Streaming-Dienste wie Spotify oder Rdio legen stetig zu. Im amerikanischen Online-Musikgeschäft sank der iTunes-Anteil den Marktforschern der NPD Group zufolge von 69 Prozent im Jahr auf 63 Prozent. Apple will laut Medienberichten mit einem eigenen Online-Musikradio dagegenhalten. Dieser werbefinanzierte Streaming-Dienst sollte eigentlich in diesem Jahr starten - allerdings machen die Musik-Konzerne wieder Schwierigkeiten. Offenbar fehlen dieses Mal die Überredungskünste von Steve Jobs.