Zahlen

Vodafone: Wachstum durch (neue) Geschäftskunden

Wenn Voda­fone vom dritten Quartal spricht, sind andere Unter­nehmen bereits im vierten Quartal. Der Grund: Das Voda­fone-Geschäfts­jahr endet erst am 31. März. Heute wurden die Quar­tals­zahlen vorge­legt.
Von mit Material von dpa

Der welt­weit aktive Netz­betreiber Voda­fone hat heute aktu­elle Zahlen vorge­legt. Dabei gibt es bei Voda­fone eine Beson­der­heit: Das Geschäfts­jahr bei Voda­fone stimmt nicht mit dem laufenden Kalen­der­jahr überein. Das aktu­elle Geschäfts­jahr 2021/2022 beispiels­weise endet am 31. März 2022. Aktuell sind somit die Zahlen für das 3. Quartal, das am 31. Dezember 2021 geendet hat.

Deutsch­land und Afrika laufen gut

Eine Small Cell von Vodafone in Düsseldorf Eine Small Cell von Vodafone in Düsseldorf
Foto: Picture Alliance/dpa
"Bessere Geschäfte in Deutsch­land und in Afrika" trieben den briti­schen Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern Voda­fone an. Der welt­weite Gesamt­umsatz im dritten Geschäfts­quartal stieg demnach gegen­über dem Vorjah­res­zeit­raum um 4,3 Prozent auf knapp 11,7 Milli­arden Euro, wie das Unter­nehmen heute in London mitteilte.

Da die Anzahl der im Netz geschal­teten SIM-Karten heute nicht mehr viel aussagt, gilt längst der "Service-Umsatz" als wich­tiger Vergleichs-Indi­kator. In der Voda­fone-Gruppe wuchs er in den drei Monaten bis Ende Dezember aber weniger stark, wie die Deut­sche Pres­seagentur (dpa) fest­stellt. Aus Italien und Spanien hört man Klagen, dass die Geschäfte nicht so gut liefen. Auf diesen Märkten tobt schon länger ein erbit­terter Preis­krieg. In Spanien hat Voda­fone seine Marken-Shops geschlossen.

Ziele bestä­tigt

Die Ziele für das noch bis Ende März laufende Geschäfts­jahr hat die Voda­fone-Group bestä­tigt. Der aktu­elle Konzern- und bishe­rige Finanz­chef Nick Read peilt weiterhin ein berei­nigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschrei­bungen nach Leasing­kosten (berei­nigtes Ebitda AL) von 15,2 bis 15,4 Milli­arden Euro an. Der berei­nigte freie Mittel­zufluss (berei­nigter Free Cash Flow) solle mindes­tens 5,3 Milli­arden Euro betragen.

Zahlen von Voda­fone Deutsch­land

Voda­fone Deutsch­land ist eines der wich­tigsten Stützen, was gute Zahlen im Welt­kon­zern anbe­trifft. Die deut­sche Filiale mit Sitz in Düssel­dorf hat eben­falls ihre Zahlen vorge­stellt. Demnach gab es ein Plus von 1,1 Prozent auf 2,9 Milli­arden Euro beim Gesamt-Service-Umsatz. Darin sind die Umsätze aus Fest­netz- und Mobil­funk­ver­trägen, einschließ­lich TV-Empfang, Kauf von Endge­räten (Handys, Tablets, Soft­ware­lizenzen für Kunden etc.) zusam­men­gerechnet. Der Service-Umsatz alleine im Mobil­funk stieg "orga­nisch" um 1,7 Prozent, der im Fest­netz (Kupfer­zwei­draht, Koax­kabel, Glas­faser) um 0,7 Prozent. "Orga­nisch" bedeutet, das aus den Zahlen bestimmte Effekte heraus­gerechnet wurden, beispiels­weise durch die Corona Pandemie.

70.000 neue Mobil­funklauf­zeit­ver­träge

Voda­fone meldet in letzten Quartal 70.000 neue Mobil­funk-Vertrags­kunden – und rekla­miert für sich "mit über 62,3 Millionen die meisten SIM-Karten im Netz" zu haben. Das sind aber nicht alles SIM-Karten in dienst­lich oder privat genutzten Handys, Uhren, Tablets, Modems oder Smart­phones, sondern diese SIM-Karten stecken über­wie­gend in IoT (Internet of Things)-Geräten, in Fahr­zeugen (z.B. für eCall oder Daten­über­tra­gungen, Soft­ware­updates etc.) - oder gene­rell in Trackern, Sensoren für Standort, Tempe­ratur, Luft­druck von Contai­nern, Maschinen, LKWs, Schiffen und was auch immer.

Nimmt man alle Mobil­funk­ver­träge (auch Prepaid ist ein Vertrag), dann hat Voda­fone ca. 61 Prozent Lauf­zeit­ver­trags­kunden, dieser Wert ist in den letzten Quar­talen relativ stabil geblieben.

92.000 neue Prepaid-Karten

Bei Prepaid (z.B. CallYa) hatte Voda­fone im aktu­ellen Quartal 92.000 neue Karten akti­viert, im letzten Quartal waren es noch 143.000 neue Karten gewesen. Nun haben Prepaid-Karten den Vorteil, dass sie keine Lauf­zeit haben, von daher können diese Karten jeder­zeit in die Schub­lade gelegt werden. Bei den Netz­betrei­bern ist es üblich, längere Zeit nicht genutzte Karten aus der Statistik "auszu­buchen" und teil­weise dann auch im Netz auszu­schalten, wenn sie eine längere Zeit nicht mehr aufge­laden oder aktiv genutzt wurden. Genaue Regeln gibt es dafür nicht. Auch sorgen Sonder­aktionen wie kosten­lose Star­ter­sets oder erhöhtes Start­gut­haben immer wieder für Mitnah­meef­fekte, lang­fristig werden diese Karten eher selten genutzt.

Nach­frage nach Kabel-Glas­faser

Voda­fone stellt eine "weiterhin starke Nach­frage nach Kabel-Glas­faser­netz" fest und meldet hier deutsch­land­weit 19.000 Neukunden. Das erhöhe die Gesamt­zahl auf 8 Millionen Menschen, die nun in "Deutsch­lands größtem Gigabit-Netz" surfen.

Wo Voda­fone als einziger Anbieter in einem bestimmten Wohn­gebiet "schnelles" Internet über sein mit Glas­faser­stre­cken aufge­rüs­tetes Kabel-TV-Netz anbieten kann, buchen die Kunden das gerne und wech­seln dabei viel­leicht von einem bisher lang­samen Anbieter (z.B. Telekom) dorthin. Die Telekom oder andere Anbieter scheinen in solchen Gebieten auf einen eigenen Ausbau zu verzichten, da sich das für sie offenbar kaum noch rechnet.

5G für mehr als 50 Prozent

Voda­fone erklärt "5G für mehr als die Hälfte der Bevöl­kerung" anzu­bieten. Das 5G-Netz wachse "doppelt so schnell wie geplant". Dabei ist dieser Wert wie bei den Mitbe­wer­bern aber nur ein theo­reti­scher Maximal-Wert. Er unter­stellt in diesem Falle nämlich, dass jeder Bürger im Ausbau­gebiet Kunde von Voda­fone ist und ein 5G-fähiges Endgerät zur Verfü­gung hat.

Corona bringt Wachstum

Voda­fone sieht Mobile-Office, digi­tali­sierte Produk­tions­abläufe, Big Data in der Cloud als Wachs­tums­fak­toren, die durch die Corona-Situa­tion begüns­tigt wurden. Wer zu Hause arbeiten will oder muss, braucht dort schnelles Internet und Zugriff auf Daten­bestände in der Cloud, beson­ders, wenn an ständig wech­selnden Orten gear­beitet werden soll.

Geschäfts­kunden entde­cken Voda­fone (wieder)?

Das Umsatz­wachstum auf 2,9 Milli­arden Euro (im Vergleich zum Vorjah­res­zeit­raum) stamme von einem stei­genden Beitrag des Geschäfts­kunden-Segments: Immer mehr Privat-Unter­nehmen und auch die öffent­liche Hand setzten auf die "leis­tungs­starken Voda­fone-Netze". In der Historie war Mannes­mann D2-Privat direkt nach dem Netz­start (1992) im Geschäfts­kun­den­bereich sehr stark vertreten, weil es der erste Konkur­renz-Anbieter zur dama­ligen schwer­fäl­ligen Behörden-Telekom war. Die Vertreter des neuen Anbie­ters traten wesent­lich flexi­bler auf.

Heute scheint es oft eine Frage des Preises zu sein. Große Unter­nehmen schließen spezi­elle Rahmen­abkommen ab und inter­essieren sich dabei in erste Linie für den Preis. Die Mitar­beiter inter­essiert dann eher die Netz­ver­füg­bar­keit und Qualität vor Ort.

Hört man auf den Fluren der Unter­nehmen genauer zu, so werden öfters Klagen laut. So ist die Arbeits­gemein­schaft der Rund­funk­anstalten (ARD) von Telekom bundes­weit zu Voda­fone gewech­selt. Mitar­beiter und Redak­teure klagen seitdem über eine schlech­tere Erreich­bar­keit. Die Mitar­beiter der Deut­schen Bahn tele­fonieren dienst­lich mit Voda­fone, es soll aber viele Zugbe­gleiter geben, die privat eine Telekom- oder sogar eine o2 Karte mitführen. Das GSM-R-System der Deut­schen Bahn hat ein Roaming-Abkommen mit der Telekom, obwohl die Bahn-Gesell­schaft DBkom mit Arcor (heute Voda­fone) gemein­same Wurzeln hat.

Den notwen­digen Ausbau der Bahn­stre­cken haben die Chefs von Bahn und Telekom auf ihre gemein­same Agenda gesetzt.

Voda­fone und Telekom arbeiten zusammen

Erfreu­lich: Immer mehr Sende­sta­tionen von Voda­fone strahlen auch Signale der Telekom aus und umge­kehrt (soge­nanntes MOCN = Multi-Operator-Core-Network). Aus Bran­den­burg wird uns berichtet, dass Voda­fone hier beim Netz­ausbau vor Ort spürbar vor ihren Mitbe­wer­bern liege.

Konkrete Zahlen zum aktu­ellen Netz­ausbau von Voda­fone in der Fläche, den geplanten Inves­titionen in die Aufrüs­tung und Umrüs­tung des bestehenden Netzes, der Anzahl von neuen Stationen in bisher weißen Flächen ("Funk­löchern"), liegen uns nicht vor.

Beim Haupt-Konkur­renten Telekom sollen Kunden in den Shops noch besser beraten werden.

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