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VDSL Vectoring: "Luxusausbau" der Telekom bringt laut VATM viele Nachteile

Der VATM bezeichnet den geplanten VDSL-Vectoring-Ausbau im Nahbereich der Vermittlungsstellen aus Luxusausbau. Ein Positionspapier spricht sich vehement gegen den Ausbau aus. Wir fassen die wichtigsten Argumente des Verbandes zusammen.
Von Thorsten Neuhetzki

Positionspapier des VATM Positionspapier des VATM
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Am vergangenen Freitag fand vor der Beschlusskammer 3 der Bundesnetzagentur in Bonn die mündliche Anhörung zu einem Antrag der Deutschen Telekom statt (wir berichteten), von dem die Wettbewerber befürchten, dass er bei einer Genehmigung den Breitbandmarkt in Deutschland nachhaltig verändert. Die Telekom will auch den Nahbereich der knapp 8 000 Vermittlungsstellen (Hvt) mit VDSL Vectoring versorgen und den Ausbau alleine vornehmen. Nun, nach der Anhörung, geht die Lobbyarbeit über die wir bereits vor der Anhörung berichtet haben, unverändert weiter. Der Redaktion von teltarif.de liegt nun ein Positionspapier des Wettbewerbsverbands VATM vor.

In diesem Papier, in dem der von der Telekom geplante Ausbau im Nahbereich als "Luxusausbau" bezeichnet wird, heißt es, dass eine solche Maßnahme in Kombination mit einem Exklusiv-Ausbau der Telekom "den größtmöglichen Schaden für alle alternativen Ausbaustrategien zur Folge" hätte. Das bedeute in Zukunft "das Aus" oder aber mindestens "die weitgehende Unwirtschaftlichkeit" für private Investoren, Stadtwerke, regionale und kommunale Betreibermodelle und auch das Aus für die Aufrüstung auf echte Glasfasernetze mit FTTH/B.

Zudem würden von den Wettbewerbern errichtete "massive Glasfaserstrukturen" entwertet oder von der Telekom überbaut. Im Positionspapier ist davon die Rede, dass fast 4 000 Hvt von den Wettbewerbern mit Glasfaser erschlossen wurden. Das deckt sich grob mit den Zahlen der Telekom, wonach es in 4 253 Hvts Kollokationen gibt.

Befürchtung: Glasfaser wird mit schlechterer Technik überbaut

Positionspapier des VATM Positionspapier des VATM
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Ferner seien "zehntausende Kabelverzweiger" (Kvz) im ländlichen Bereich nach einem Herauslösen des Nahbereichs als isolierter Betrieb nicht mehr sinnvoll zu betreiben. Auch beklagt der VATM, dass die Wettbewerber in Teilen echte Glasfasernetze bis zu den Kunden gebaut haben, die Telekom diese aber nicht als Vorleistung nutzt, sondern ein eigenes Netz "mit schlechterer Technik überbaut". Das von der Telekom angebotene Ersatzprodukt auf Bitstream-Basis bezeichnet der VATM in seinem Papier als "völlig inakzeptabel". Es sei etwa doppelt so teuer, qualitativ nicht ausreichend und entspreche auch nicht den EU-Vorgaben.

Der VATM stellt ferner den Nutzen des beabsichtigten Ausbaus für die Bevölkerung in Frage. Alle Wettbewerber würden heute schon 60 Prozent des fraglichen Gebietes mit Datenraten von 50 MBit/s oder mehr versorgen und nur 25 Prozent der fraglichen Kvz lägen im ländlichen Raum. Der Verband unterstellt der Telekom, dass sie sich mit dem Ausbau nicht um die Abdeckung der Bevölkerung mit schnellem Internet kümmert, sondern vor allem ein Wettbewerbsproblem hat und mit einem Vectoring-Ausbau den Kabelnetzbetreibern und FTTH/B-Anbietern Paroli bieten will - auch wenn sie weiter unter deren angebotener Bandbreite bliebe. Gleichzeitig blockiere die Telekom mit einem Vectoring-Ausbau aber das zukunftsfähigere FTTB, dessen Ausbau sich dann noch weniger lohne. Ein weiteres Problem zeige sich in Großstädten: Dort seien die Hvt-Nahbereiche so dicht beieinander gelegen, dass bei einem Exklusiv-Ausbau der Telekom ein VDSL-Ausbau für Wettbewerber faktisch kaum noch möglich sei.

Die Vectoring-Problematik und die offene Ausgangslage wird sich wohl noch einige Wochen oder gar Monate hinziehen. Für Ende April wird mit einem Entscheidungsentwurf der BNetzA gerechnet, der dann erneut kommentiert werden kann. Eine finale Entscheidung ist kaum vor Sommer zu erwarten. Auch das sehen die Wettbewerber kritisch, dann sie spüren eine massive Verunsicherung der Investoren.

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