Telekom: 5G für 90 Prozent der Bevölkerung bis Jahresende
Die Telekom will ihre Kunden zu Fans machen.
Grafik: Deutsche Telekom
Die Telekom hat ihr 5G-Ausbauziel für das laufende Jahr nach oben geschraubt. Der Netzbetreiber mit Sitz in Bonn möchte so bald wie möglich 90 Prozent der Menschen ("Bevölkerung") in Deutschland mit 5G versorgen. In einer Telefonpressekonferenz, an der teltarif.de teilnahm, stellten Telekom Deutschland Chef Srini Gopalan zunächst auf Deutsch und später auf Englisch gemeinsam mit seinem Kollegen Walter Goldenits das Ausbauprogramm der Telekom vor.
Das Zwischenziel konnten die Technik-Teams der Telekom bereits jetzt erreichen: Eine 5G-Abdeckung von 80 Prozent der Bevölkerung. Damit könnten - Stand Ende März - mehr als 66 Millionen Menschen im Land das 5G-Netz der Telekom nutzen, sofern sie eine Mobilfunk-SIM-Karte der Telekom besitzen, einen 5G-fähigen Vertrag bei der Telekom gebucht und ein passendes Endgerät zur Hand und konfiguriert haben.
5G funkt schon in rund 5.000 Städten und Gemeinden
Die Telekom will ihre Kunden zu Fans machen.
Grafik: Deutsche Telekom
„Die großflächige Versorgung der deutschen Bevölkerung ist das Ergebnis unserer Erfahrung, unserer technischen Kompetenz und unseres Willens, 5G zum Erfolg zu machen. Wir haben angekündigt und wir haben geliefert – schneller als geplant“, so Telekom Deutschland-Vorstand Srini Gopalan. „Der Erfolg macht uns so stark, dass wir bereits heute einen neuen Meilenstein festlegen: 90 Prozent 5G-Abdeckung für die Menschen in Deutschland bis Ende dieses Jahres.”
Der Ausbaustand in Deutschland
Alternative Verlegemethoden könnten Kosten senken.
Grafik: Deutsche Telekom
Über 50.000 Antennen funken nun bereits mit 5G in ganz Deutschland. Bei 5G kombiniert die Telekom den Ausbau auf zwei Frequenzbändern. Auf der relativ "reichweitenstarken" Frequenz bei 2,1 GHz (Band "n1") werden hohe mobile Bandbreiten insbesondere in ländliche Gebiete gebracht. Zusätzlich bietet die Frequenz 3,6 GHz (Band "n78") "Highspeed 5G" dort, wo ein hoher Bedarf an Daten auf kleinem Raum besteht. Dort "oben" sind Spitzengeschwindigkeiten von über einem Gigabit pro Sekunde möglich. "Highspeed 5G" auf 3,6 GHz bietet die Telekom jetzt in über 30 deutschen Städten an. Eine Auftrennung der Ausbaukarten in die verwendeten Frequenzbereiche gibt es jedoch nicht.
Neu sind nach Auskunft der Telekom 3,6-GHz-Standorte in der Metropolregion Rhein-Ruhr wie zum Beispiel in Bochum dazu gekommen. Außerdem gebe es "Highspeed 5G" jetzt auch in Emden, in Ingolstadt und in Dresden.
Wann kommt 5G-SA?
Bei der technologischen Weiterentwicklung von 5G sieht sich die Telekom führend. Im März gelang den Technikerinnen und Technikern der erste unterbrechungsfreie 5G Standalone (SA) Video-Call in Deutschland. Mit 5G Standalone will das Unternehmen zukünftig auch die Infrastruktur im Kernnetz vollständig auf eine neue, Cloud-basierte 5G-Architektur umrüsten. Diese Weiterentwicklung von 5G ist die Voraussetzung für neue Einsatzmöglichkeiten wie Network Slicing oder Edge Computing.
Stellt sich die Frage, wann private Endkunden mit 5G-SA telefonieren können. Dies, so entschuldigte sich Technik-Geschäftsführer Goldenits in der Telefonpressekonferenz, sei eines der "heißesten Geheimnisse der Telekom derzeit" und das wolle man noch nicht verraten. Sein neuer Deutschland-Chef, Srini Gopalan, kann berichten, dass 5G-SA bereits erfolgreich in den USA ausgerollt wurde.
Auch die Frage, ob bereits verkaufte 5G-fähige Mobiltlefone auch 5G-SA können oder nach einem Software-Update dazu in der Lage sein werden, kann man noch nicht beantworten. Goldenits gibt aber das Versprechen ab, dass es für bei der Telekom gekaufte 5G-Endgeräte eine Lösung geben werde. Bei Geräten die unabhängig gekauft wurden, könne man das nicht versprechen.
Auf Nachfrage deutet Gopalan vage an, dass 5G SA in den nächsten 2 Jahren wohl kommen werde. Zunächst soll die Stand-Alone-Technologie mit besseren Latenzzeiten (kürzeren Pings) und der Möglichkeit des Network-Slicings an Industrie und Großkunden, beispielsweise in Campus-Netzen "geliefert" werden.
Auch LTE wächst weiter
Neben dem Auf- und Ausbau des 5G-Netzes investiert die Telekom weiter in ihr LTE-Netz. Allein in den zurückliegenden Wochen habe das Unternehmen über 2.500 Antennen im gesamten Bundesgebiet modernisiert, um den Kunden Mobilfunk-Geschwindigkeiten von bis zu 300 MBit/s anbieten zu können. „Der Wunsch nach mehr Bandbreite bei Smartphone-Nutzern ist weiterhin stark. Diesem Wunsch kommen wir nach und bauen unser Mobilfunknetz weiter mit voller Kraft aus – in ländlichen Regionen wie in Ballungsräumen, sowohl LTE als auch 5G“, so Walter Goldenits. Die Telekom versorgt als einziger Anbieter bereits 98,7 Prozent der Bevölkerung Deutschlands mit LTE.
Glasfaser-Ausbau hochfahren
Das sind die Glasfaser-Ausbau-Pläne der Telekom.
Grafik: Deutsche Telekom
Beim Festnetzausbau hat die Telekom in diesem Jahr Glasfaser als Schwerpunkt. Gopalan betont, dass ja heute bereits schon 600.000 Kilometer Glasfaser verlegt seien. In vielen Fällen fehlten nur noch die 200-400 Meter vom Verteilerkasten (FTTC) mit Glasfaser bis hin zum Kunden (FTTH/FTTB). Nach einem Jahresziel von 1,2 Millionen Glasfaser-Haus-Neuanschlüssen soll sich das Ausbauvolumen jedes Jahr verdoppeln, so dass 2024 schon mehr als 10 Millionen mit Glasfaser erreichbar sind. Endziel ist dann, bis 2030 allen deutschen Haushalten direkte Glasfaseranschlüsse (Fiber to the Home = FTTH) anzubieten – gemeinsam mit anderen Unternehmen. Auf dem Weg dorthin plant die Telekom, bis 2024 in über 600 Kommunen direkte Glasfaseranschlüsse eigenwirtschaftlich auszubauen.
“FTTH ist der Schlüssel für den nächsten Digitalisierungsschub. Dafür haben wir unsere Prozesse optimiert“, betont der Deutschlandchef in einem eigenen Mix auf englisch mit deutschen Begriffen, für die es wohl kein englisches Pendant gibt.
„Mit 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unserer Fiber Factory bringen wir die Glasfaser direkt dorthin, wo sie zukünftig immer mehr benötigt wird: In Haushalte, Unternehmen und Schulen, in die Stadt und aufs Land.“
Allein im vergangenen Jahr hätten rund 600.000 Haushalte die Möglichkeit bekommen, sich für einen FTTH-Anschluss zu entscheiden. Bis 2024 sollen es zehn Millionen Haushalte sein, und ab dann sollen weitere 2,5 Millionen FTTH-Haushalte pro Jahr dazukommen.
Gopalan sieht drei Bausteine für den Erfolg der Glasfaser-Strategie. „Wir profitieren von unseren Investitionen in Glasfaser in den vergangenen Jahren, da wir für FTTC (Fiber to the Curb = FTTC) Glasfaser bereits nahe an die Gebäude verlegt haben. Zweitens haben wir viele loyale Kunden, die immer höhere Bandbreiten wünschen. Und das natürlich von uns. Drittens ist der Ausbau mit Glasfaser entscheidend für die Digitalisierung Deutschlands. Die politischen Entscheidungsträger sind sich dessen bewusst. Wir glauben deshalb an ein positives Umfeld mit Ausbauerleichterungen und schnelleren Genehmigungen.“
Berlin als Glasfaser-Hauptstadt
Gopalan nannte erste Details zum Glasfaser-Ausbau in Berlin. Dort sollen bis Ende 2027 eine Million Haushalte einen Glasfaseranschluss der Telekom bekommen können. Als Geschwindigkeit wird zunächst "bis zu einem Gigabit pro Sekunde" angepeilt. Die ersten 600.000 Haushalte will die Telekom bis Ende 2025 direkt mit Glasfaser versorgen. Konkret nannte Goplan die Stadtteile Spandau, Mitte, Pankow, Lichtenberg sowie Industriegebiete in Reinickendorf, Zehlendorf oder Köpenick, wo bald die Fasern leuchten sollen.
Telekom setzt auf Kooperationen
Mit diesen Partnern arbeitet die Telekom bereits zusammen.
Grafik: Deutsche Telekom
Wie schon berichtet, spielt beim Glasfaserausbau die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen eine große Rolle: Mit den bundesweiten Wettbewerbern Telefónica, Vodafone und 1&1-Versatel hatte sich die Telekom ohne Eingriff der Bundesnetzagentur auf eine langfristige Zusammenarbeit geeinigt. Im "Commitment-Model" nutzen die Unternehmen Kupfer- und Glasfaserleitungen der Telekom. Während Carrier-Kunden vom großflächigen Netz der Telekom profitieren, kann die Telekom ihre Infrastruktur besser auslasten und die möglichen Einnahmen in den weiteren Netzausbau reinvestieren.
Gopalan erwähnte die Kooperationen mit anderen Netzanbietern wie Stadtwerke Münster, NetCologne oder die Partnerschaft mit EWE zur Gründung des Joint Ventures Glasfaser Nordwest sowie die öffentlich-private Partnerschaft in der Gigabitregion Stuttgart. Bei verschiedenen regionalen Partnern kauft die Telekom ihrerseits Netzdienstleistungen ein, wo die Telekom sonst selbst kein passendes Netz anbieten könnte.
Mehr Flexibilität und Digitalisierung der Bürokratie
Die Telekom hat klare Anforderungen an den Netzausbau
Grafik/Foto: Telekom
In einem flammenden Appell plädierten Gopalan und Goldenits für eine "Zeitenwende bei der Digitalisierung" die fortschrittliche Technik und flexible Antworten braucht. „Was uns beim Ausbau zusätzlich hilft, sind zum einen schnellere Genehmigungen. Zum anderen würde die Akzeptanz von alternativen Verlegemethoden jenseits des Tiefbaus vieles vereinfachen und beschleunigen“, wiederholte Goldenits die Forderungen der Branche.
Im klassischen Tiefbau kostet der Meter in Deutschland im Schnitt 85 Euro, beim Bauen in Mindertiefe hingegen rund 65 Euro und via oberirdische Leitungen nur rund zehn Euro. „Gleichzeitig bauen wir mit diesen alternativen Methoden mindestens drei Mal schneller aus als mit klassischen Methoden. Ins Gigabit-Zeitalter kommen wir nicht mit Trippelschritten und auch nicht mit einem 'das haben wir schon immer so gemacht'. Es gibt Lösungen, und diese würden wir sehr gerne nutzen dürfen“, so Goldenits.
Durch eine Digitalisierung der Verwaltung sollten Genehmigungsverfahren viel schneller werden, doch bei den Behörden gäbe es noch gewaltige Bedenken. Für Glasfaserausbau in nur einer Straße seien teilweise 23 verschiedene Genehmigungen erforderlich.
Der konkurrierende Netzbetreiber Telefónica ist der Ansicht, dass das neue TKG gegen EU-Recht verstößt.