Telekom will europaweite Anti-Terror-Initiative starten
Die Telekom will zur Terror-Bekämpfung den Verkauf von Prepaid-Karten beschränken.
Bild: teltarif.de / Marie-Anne Winter
Die Deutsche Telekom will eine europaweite Anti-Terror-Initiative starten, um den Missbrauch von vorausbezahlten
Mobilfunkkarten durch Terroristen einzudämmen. "Eine Registrierung mit Identifizierung sowie eine Limitierung der Kartenmenge
pro Kauf sind Möglichkeiten, die im politischen Diskussionsprozess erörtert werden sollten", sagt der für Datenschutz
zuständige Telekom-Vorstand Thomas Kremer gegenüber der WirtschaftsWoche.
Aufgeschreckt wurde die Telekom durch einen drastischen Missbrauchsfall in Ungarn. Dort hatten Hintermänner der Terrormiliz IS einen Vorrat von 200 000 Prepaid-Karten im Namen eines verstorbenen Obdachlosen angelegt. Einzelne Karten fanden die
Ermittlungsbehörden nach den Anschlägen in Paris und Brüssel in den Taschen der erschossenen Terroristen. Die meisten davon
verkaufte die Telekom-Tochter Magyar Telekom.
Für jedes Telefonat eine frische Nummer
Die Telekom will zur Terror-Bekämpfung den Verkauf von Prepaid-Karten beschränken.
Bild: teltarif.de / Marie-Anne Winter
Die Täter legen nach jedem Anruf eine neue Prepaid-Karte ins Handy - auf diese Weise können sie mit Komplizen
telefonieren, ohne dass das Gespräch abgehört wird, weil die entsprechende Mobilfunk-Nummer ja zuvor noch nicht verwendet wurde und den Ermittlern deshalb nicht bekannt ist. In einigen europäischen Ländern - etwa in Österreich, den
Niederlanden und Rumänien - ist das Beschaffen von neuen SIM-Karten besonders einfach: Dort können Prepaid-Karten ohne Vorlage des Personalausweises
bestellt werden.
Deutschland hat im vergangenen Sommer eine Identitätsprüfung beschlossen - dann dürfen Prepaid-Karten nur noch nach Vorlage eines gültigen Ausweises verkauft werden. Das Gesetz tritt aber erst am 1. Juli 2017 in Kraft. Doch ob derartige Maßnahmen die Sicherheit tatsächlich erhöhen, ist ungewiss: Terroristen, die in der Lage sind, sich illegal Waffen, Sprengstoff oder Fahrzeuge zu beschaffen, werden sicherlich auch Mittel und Wege finden, sich illegal SIM-Karten zu besorgen, etwa mit gefälschten Ausweisen. Andererseits zeigt das oben genannte Beispiel, dass eine Limitierung der Kartenmenge pro Kauf oder besser noch pro Person durchaus sinnvoll sein kann, weil sie einen möglichen Missbrauch zumindest erschwert. Wie genau die Initiative der Telekom konkret aussehen soll, ist allerdings noch nicht bekannt.