Bewegungsdaten von Telefónica-Kunden für Verkehrsplanung
Bewegungsdaten von Telefónica-Kunden sollen zur Verkehrsplanung genutzt werden.
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Schon heute versuchen viele Städte, ihre Ampeln sinnvoll aufeinander abzustimmen. Was einst als "Grüne Welle bei 40 km/h" begann, ist heute oftmals eine
verkehrsabhängige Steuerung. "Detektoren in den Zufahrten ist inzwischen der Stand der Technik", sagt Martin Schmotz, der an der
TU Dresden zum Thema Verkehrsplanung forscht. Das Thema Verkehrsplanung wird auch auf der CeBIT, die ab kommendem Montag in Hannover stattfindet,
aufgegriffen. Die TU Dresden hat ihren Stand dazu in Halle 6, Stand B24. Einen Schritt weiter
als die Detektoren geht die intelligente, adaptive Steuerung. Hier wird
auf historische Verkehrsdaten zurückgriffen. Algorithmen analysieren die Daten und
versuchen, Muster darin zu erkennen. "Auf dieser Datenbasis erstellen sie Kurzzeitprognosen und passen
sich im Vorhinein auf die kommenden Situationen an", erklärt Schmotz. Bekannt ist das auch von manchen Navigations-Systemen, die keine
Echtzeitdaten bekommen, aber sich auf historische Daten beziehen.
"Die Erfassung des verkehrsmittelübergreifenden Mobilitätsverhaltens in Städten ist ein komplexes Unterfangen", erklärt Professorin Anette Weisbecker, stellvertretende Institutsleiterin des Fraunhofer IAO (Halle 6, Stand B36). Die heutige Verkehrsplanung beruht zu einem großen Teil auf manuellen Erhebungen in Form von Befragungen. Diese seien jedoch aufwendig und teuer.
Nutzerdaten von Telefónica für die Auswertung der Verkehrsbewegung
Bewegungsdaten von Telefónica-Kunden sollen zur Verkehrsplanung genutzt werden.
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Hier kommt nun der Mobilfunkanbieter Telefónica ins Spiel, der zunehmend aus den Bewegungsdaten seiner Kunden Kapital schlagen will und dazu mit Next sogar eine eigene
Firma gegründet hat. Zuletzt wurde bekannt, dass Telefónica Bewegungsdaten beispielsweise an Shoppingcenter verkauft um den Bewegungsfluss der Kunden im Center zu analysieren.
Das Fraunhofer IAO hat zusammen mit Telefónica eine Untersuchung gestartet, bei der die Mobilfunkdaten von Kunden innerhalb bestimmter Gebiete ausgewertet und in Relation zu den Verkehrsbewegungen gesetzt werden. "Gerade in urbanen Gebieten stehen wir im Bereich der Verkehrsplanung vor großen Herausforderungen. Digitale Lösungen können einen wichtigen Beitrag zum Wohl aller leisten. Der dafür nötige Datenschatz muss gehoben werden", sagt Florian Marquart, Geschäftsführer Telefónica Next für das Kompetenzfeld Advanced Data Analytics. Dass sich eines der führenden Forschungsinstitute für die Daten interessiere, bestätige das Potenzial von Mobilfunkdaten. "Das gibt uns wichtige Impulse für weitere Projekte im Bereich der smarten Analyse anonymer Daten."
Erstes Pilotprojekt in Stuttgart
Nach Angaben der Messe Hannover gab es bereits ein Pilotprojekt in Stuttgart. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Telefónica-Daten zeitlich und räumlich hochaufgelöst vorhanden seien und "neue Einblicke in die Einflussfaktoren des urbanen Verkehrs ermöglichen", wie Anette Weisbecker sagt. Die erfassten Daten würden vor der Auswertung anonymisiert, sodass kein Zusammenhang mit den Kunden hergestellt werden könne. Wohl aber geht aus den gesammelten Informationen hervor, welche Verkehrsmittel die Teilnehmer nutzen und welche Wege die Handynutzer einschlagen.
Kurzfristig sollen die Daten dazu dienen, bestehende Verkehrsmodelle zu prüfen und zu ergänzen. Mittelfristig sollen bessere Mobilitätssysteme geplant werden. "Mit Hilfe der Mobilfunkdaten wäre es möglich, kontinuierliche Informationen zur allgemeinen Verkehrsnachfrage zu gewinnen. Damit könnten wir unsere eigenen manuellen Verkehrserhebungen, die wir in größeren Abständen durchführen, ergänzen. Ein Vorteil dabei wäre, dass wir Kosten für punktuelle Erhebungen - beispielsweise bei bestimmten Ereignissen - einsparen könnten", sagt Thomas Hachenberger, Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart.
Telefónica-Kunden, die ihre Daten auch anonymisiert nicht für diese Zwecke zur Verfügung stellen wollen, können der Nutzung widersprechen.