Retro-Messe

Telekom & Co. auf Hannover Messe: Ist die CEBIT noch zu retten?

Sagt man Hannover, meint man oft "Messe". Aus der Hannover Messe wurde 1986 die CEBIT ausgegründet. Kommt sie bald wieder zur Mutter aller Messen zurück?
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Die Messe in Hannover gibt es seit 1947. Schon 1970 wurde die Halle 1 für die Unterausstellung "CeBIT" (Centrum Büro Informations Technik) eröffnet und ab 1986 startete die CeBIT sogar als eigene Messe. 1995 stellte Bill Gates in Hannover sein neues Betriebssystem Windows 95 vor, 755 000 Besucher kamen damals zur CeBIT. Danach gingen die Besucherzahlen immer weiter zurück. Im letzten Jahr waren es nur noch 200 000 Besucher. Wie viele mögen es 2018 sein? Hat sich die CeBIT schlicht überlebt?

Ist die CeBIT/CEBIT noch zu retten?

Umgefallene Buchstaben: Zufall oder Absicht? Die Hannover Messe bleibt die "Mutter aller Messen". Umgefallene Buchstaben: Zufall oder Absicht? Die Hannover Messe bleibt die "Mutter aller Messen".
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Für dieses Jahr dann die Ankündigung, den Termin der neuen CEBIT (mit neuer Schreibweise) in den Sommer zu verlegen. Ausgerechnet oder vielleicht auch nur zufällig parallel mit der Fachmesse Anga Com in Köln, wo sich ursprünglich nur Kabel-Fernseh-Netzbetreiber und Programmveranstalter treffen. Nur inzwischen ist die Angac Com zum wichtigen Treffpunkt der Tele­kommuni­kations­branche geworden, wo auch klassisches Festnetz und Mobilfunk vorbeischauen. Kaum ein Aussteller wird Lust haben, beide Messen parallel zu besuchen oder zu bestücken.

CEBIT zurück zur Mutter?

Die Fachbesucher kommen aus aller Herren Länder Die Fachbesucher kommen aus aller Herren Länder
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Seit dem "Niedergang" der Messe CEBIT wird immer wieder die Vermutung laut, die Untermesse CEBIT könnte wieder zur "Mutter" zurückkehren, da wo vor über 30 Jahren alles begann, auf die klassischen Hannover Messe (Industrie).

teltarif.de war dieses Jahr in Hannover und traf bekannte Journalistenkollegen, die sich eigentlich auf den TK-Bereich fokussieren, wohl aber mit den gleichen Gedanken gekommen waren.

Die Hannover Messe findet auf dem weitläufigen Messegelände, gemeinsam mit der Untermesse "CeMAT" statt, dazu gleich noch mehr. Nahezu alle Messehallen waren auch dieses Jahr wieder gut gefüllt. Die Hallen geräumig, die Gänge breit. Man kann in Ruhe an den Ständen stehen bleiben und schauen oder fachsimpeln. Es gibt aber keinen Stress, wie man ihn sonst von Messen her kennt. Mag sich der Besucher nicht weiter "informieren" lassen, bleibt das Standpersonal durchweg freundlich, "wünscht noch eine schöne Messe" und weiter gehts.

Deutsche Telekom zeigt Flagge - Telefónica gemeinsam mit Huawei

Am T erkennbar: Stand der Deutschen Telekom in Halle 6 Am T erkennbar: Stand der Deutschen Telekom in Halle 6
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Im Telekommunikationssektor hat die Deutsche Telekom wieder einen eigenen Stand. Dieses Jahr in Halle 6, wenn auch nicht so groß, wie von der CEBIT gewohnt. Der Schwerpunkt der Telekom liegt beim Thema Digitalisierung, Messen, Erfassen, übertragen, Steuerungen, alles in der (Telekom-)Cloud. Mobil- oder Festnetztelefone findet man Stand nicht, das Interesse des Fachpublikums ist dennoch groß. Die Telekom-Tochter T-Systems befindet sich laut einer Messe-Präsentation des neuen Chefs im tiefgreifenden Wandel.

Vodafone, einst Nummer Eins und lange Nummer zwei im deutschen Mobilfunk, spricht zwar über die Digitalisierung und meint damit auch die Industrie, ist aber bei der "Weltleitmesse der Industrie", die "anschaulich die Zukunft unserer Fabriken" zeigt, nicht mit einem eigenen Stand vertreten. Vodafone habe aber den Start der Hannover Messe genutzt, teilt das Unternehmen mit, "um erste Städte Niedersachsens schon jetzt für die digitale Revolution in der Industrie zu rüsten" – und damit bereit zu machen für die zahlreichen Innovationen, die auf dem Messegelände erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert werden.

Telefónica (o2) ist ebenfalls nicht mit eigenem Stand vertreten, präsentiert aber zwei Projekte: Eine Zusammenarbeit mit dem Netzwerkausrüster Huawei beim Internet der Dinge. Huawei wird die NB-IoT-Technik an o2 liefern. Originell ist die Fabrik aus der Schachtel ("Factory in the Box"), die gemeinsam mit Nokia entwickelt wurde und die wir noch separat vorstellen werden.

Cloud und Internet of Things - überall

Huawei ist - gemeinsam mit Intel - weltweit aktiv. Die Anzeigen verändern sich permanent. Huawei ist - gemeinsam mit Intel - weltweit aktiv. Die Anzeigen verändern sich permanent.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Cloud, die Internet-Wolke, wo alles gespeichert werden soll und Internet of Things in der Cloud of Things, das sind die Kernthemen der Tele­kommuni­kations­branche. In vielen Fällen sollen Informationen über das Netz übermittelt werden, ohne viel Strom zu verbrauchen. Die Sensoren sind mit einer Batterie ausgerüstet, die 8 bis 10 Jahre (!) halten soll - für geplagte Smartphone-Nutzer, die nach einem halben oder dreiviertel Tag an die Steckdose müssen, der absolute Traum. Ein Sensor am Stand der Telekom meldet 29 Grad Raumtemperatur.

Legendär: Halle 26

Hallo 26, die ehemalige Hochburg der Telekommunikation, heute beherbergt sie die Fachmesse für Logistik: CeMAT Hallo 26, die ehemalige Hochburg der Telekommunikation, heute beherbergt sie die Fachmesse für Logistik: CeMAT
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Beim Einritt in die Messehalle 26 werden wehmütige Erinnerungen an die Boomphase des Mobilfunks wach, als wirklich alle Hersteller von Telekommunikationsprodukten und Zubehör einschließlich der Netzbetreiber in dieser Halle zu finden waren, jetzt befindet sich dort die CeMAT, die "Weltleitmesse für Intralogistik". Man findet Gabelstabler, Reifenstapel und alles, was es braucht, um Waren von A nach B zu bringen, zu verpacken, auszupacken, zu steuern und zu dirigieren. Selbst die Halle 27 - einst eine Versuchshalle für neue Ideen und Startups, ist mit Ausstellern gut gefüllt.

Ein Fazit

Dieser Traktor steht am Stand von ... Microsoft. Das Thema heißt: Cloud. Dieser Traktor steht am Stand von ... Microsoft. Das Thema heißt: Cloud.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Hannover Messe Industrie funktioniert, weil sie sich auf das Thema Industrie und Produktion, z.B. aus Metall oder Kunststoff, auf Strom (Stromversorgungen, Steuerungen und so weiter) konzentriert. Das interessiert die Fachbesucher. Für die TK-Branche wäre hier zu dieser Zeit kaum noch Platz. Von daher bliebe für die CEBIT weiterhin Raum, wenn es gelingt, einen passenden kollisionsfreien Termin zu finden und die ITK-Branche davon zu überzeugen, dass es sich wirklich lohnt, hier Flagge zu zeigen. Der Besucher wüsste dann, dass er dort alle relevanten Anbieter auf einer Messe finden kann.

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