Fernsehen

Comcast: Sky Deutschland verliert Eigenständigkeit

Seit der Über­nahme von Sky durch den US-Medi­enkon­zern Comcast bleibt in Unter­föh­ring kein Stein mehr auf dem anderen. Dabei wird deut­lich, dass die Ameri­kaner nicht mehr viel Wert auf ein eigen­stän­diges Sky Deutsch­land legen.
Von Björn König

In der Fach­presse pfeifen es die Spatzen schon länger von den Dächern: Sky Deutsch­land verliert im Comcast-Konzern immer mehr an Eigen­stän­dig­keit. In wich­tigen Manage­ment-Posi­tionen gab es bereits Abgänge, auch struk­turell wird das Unter­nehmen neu geordnet. In diesem Zusam­men­hang spielen vor allem die briti­sche und italie­nische Einheit von Sky eine zuneh­mend wich­tigere Rolle. Sky-Chef Davesh Raj sieht in der neuen Orga­nisa­tion die Chance, inter­national schlag­kräf­tiger aufzu­treten und Syner­gien auszu­spielen. Doch was bedeutet dies lang­fristig für Sky Deutsch­land?

Comcast steht unter Druck

Foto: Philipp Rathmer/Sky Sky Content-Chefin Elke Walthelm ist mittlerweile auch Managing Director bei NBCUniversal Global Networks Deutschland
Foto: Philipp Rathmer/Sky
Der US-Medi­enkon­zern steht schon seit längerer Zeit an verschie­denen Baustellen unter Druck. Auch wurde die Über­nahme von Sky unter Bran­chen­beob­ach­tern schon 2019 kritisch gesehen. Kritik gab es zum Beispiel an der über­höhten Kauf­summe, Sky wäre letzt­end­lich nur ein "teurer Trost­preis" für Comcast. Diese Aussage spie­gelt sich eben­falls am Akti­enmarkt wider, so bemän­gelte Analyst Steven Cahall der US-Groß­bank Wells Fargo, dass Sky und Comcast über wenig Syner­gien verfügen, zumal das Unter­nehmen mit "Peacock" selbst bereits einen eigenen Strea­ming-Dienst betreibe.

Immerhin konnte Sky kürz­lich bei den Abon­nen­ten­zahlen wachsen, auch wenn die deut­sche Einheit dabei sicher­lich eine unter­geord­nete Rolle spielte. Wie sich das Pay-TV-Geschäft hier­zulande in Zukunft entwi­ckelt, steht ohnehin in den Sternen. Vor allem der starke Wett­bewerb mit US-Strea­mern setzt dem Konzern erheb­lich zu, beim Thema Sport­rechte musste man in der Vergan­gen­heit eben­falls herbe Nieder­lagen einste­cken. Als neue Zugpferde sollen vor allem eigene Origi­nals und die Formel 1 dienen.

Entschei­dung bis 2025

Welche Chancen sich weiterhin ergeben, dürfte spätes­tens im Jahr 2025 klar sein. Bis dahin rechnen viele Markt­beob­achter mit einem Start von HBO Max in Deutsch­land. Noch ist die WarnerMedia-Tochter eines der wich­tigsten Content-Zugpferde für den Pay-TV-Anbieter. Doch auch hier scheint der Glanz zu verblassen, denn Zugpferde wie "Game Of Thrones" sind mitt­ler­weile abge­dreht und locken deshalb keine Zuschauer mehr vor den Bild­schirm.

Sky Content-Chefin Elke Walt­helm bekam inner­halb von Comcast zumin­dest mehr Verant­wor­tung. Parallel zu ihrer Tätig­keit in der Geschäfts­füh­rung von Sky ist sie nun auch noch Mana­ging Director bei NBCUniversal Global Networks Deutsch­land. Unter diesem Dach betreibt Comcast in Deutsch­land unter anderem seine linearen Pay-TV-Sender 13th Street, SyFy oder Universal TV. Doch auch über deren Rolle dürfte man sicher­lich im Kontext einer Neuaus­rich­tung von Sky und dem Start des inter­natio­nalen Strea­mers disku­tieren.

Fazit

Die Entwick­lung ist eindeutig. Sky Deutsch­land wird immer mehr zu einer Filiale von Comcast. Entschei­dungen fallen nicht mehr in Unter­föh­ring, sondern in London und Phil­adel­phia. Die Kommu­nika­tion nach außen fällt in diesem Zusam­men­hang spär­lich aus. So äußert sich Sky zum Beispiel über­haupt nicht zu weiteren Zukunfts­plänen nach einem poten­ziellen Wegfall des Output-Deals mit WarnerMedia. Auch Comcast-Chef Brian Roberts hielt sich bei der Vorstel­lung der Quar­tals­zahlen zum Thema Sky bedeckt.

Zwar betonte man die posi­tive Entwick­lung bei den Abon­nen­ten­zahlen, über eine Inte­gra­tion des geplanten Strea­ming-Dienstes in Sky gab es jedoch vorerst keine Infor­mationen. Außerdem war die zuvor genannte Analys­ten­kritik kein wesent­liches Thema. Mittel­fristig werden aber auch die Aktio­näre von Comcast genauere Pläne vom Manage­ment in Phil­adel­phia hören wollen. Bis jetzt wirkt der Kurs für Sky Deutsch­land zumin­dest sehr unsi­cher.

Comcast-Quar­tals­zahlen: Mehr Abos bei Sky und Wachstum im Strea­ming.

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