Streaming: Topmanager rechnen 2022 mit Überraschungen
Die Streaming-Branche ist kräftig in Bewegung, und im Jahr 2022 wird der Markt nochmals richtig durcheinander gewirbelt. Diese Einschätzung teilen unisono zehn Topmanager, welche der US-Wirtschaftssender CNBC anonym befragte.
Wir haben die wichtigsten Punkte nochmals zusammengefasst und schätzen ein, welche davon tatsächlich Realität werden könnten.
Roku übernimmt Lionsgate
Apple-Chef Tim Cook setzt mit "Ted Lasso" auf Eigenproduktionen
Foto: Christopher Polk/Variety
Das US-Studio Lionsgate denkt über die Zukunft seiner Streaming- und Pay TV-Sparte "Starz" nach. Im Raum stand dabei eine Abspaltung bzw. der Verkauf entsprechender Aktivitäten in den USA, betroffen wäre aber somit voraussichtlich ebenfalls das internationale Geschäft. Hintergrund ist dabei vor allem eine aus Sicht des Managements zu niedrige Kapitalmarktbewertung des Segments. Ein anonym befragter Topmanager spekulierte nun bei CNBC, dass der US-Hardwarehersteller Roku die Film- und TV-Produktion von Lionsgate übernimmt.
Unsere Einschätzung: Durchaus möglich. Roku verfügt über eine Marktkapitalisierung von fast 32 Milliarden US-Dollar, Lionsgate ist auf der anderen Seite mit nicht einmal vier Milliarden US-Dollar bewertet. Finanziell wäre die Übernahme also kaum ein größeres Problem. Darüber hinaus setzt Roku zunehmend auf eigene Inhalte für seine Streaming-Plattform Roku TV. Dafür hatte das Unternehmen bereits die mittlerweile eingestellte Streaming-Plattform Quibi geschluckt. Mit Lionsgate könnte das Unternehmen in diesem Bereich noch deutlich stärker wachsen. Beide Konzerne ergänzen sich gut.
ViacomCBS fusioniert oder wird verkauft
Zwei der von CNBC befragten Manager gehen davon aus, dass ViacomCBS im Jahr 2022 fusioniert oder verkauft wird. Bereits im vergangenen Jahr haben sich ViacomCBS und Comcast auf eine strategische Kooperation geeinigt, konkrete Gespräche über einen Zusammenschluss blieben allerdings sehr wage und scheiterten wohl auch an politischen bzw. regulatorischen Bedenken. Wie wahrscheinlich ist, dass sich dies im kommenden Jahr ändert?
Unsere Einschätzung: Eher unwahrscheinlich. ViacomCBS-Chefin Shari Redstone und CEO Bob Bakish hatten bereits mehrfach öffentlich bekundet, dass ViacomCBS zunächst organisch wachsen will und an der eigenen Ausrichtung arbeitet. Eine Fusion sei demnach zumindest vorerst nicht geplant. Im Moment ist das Unternehmen außerdem vor allem mit dem globalen Rollout seines Streaming-Dienstes Paramount+ beschäftigt. Auf mittlere Sicht stellt sich aber durchaus die Frage nach einer Zukunft von ViacomCBS. Der Medienkonzern ist trotz attraktiver Assets wie dem Filmstudio Paramount Pictures deutlich zu klein, um mit Disney, WarnerMedia/Discovery oder Amazon/MGM mithalten zu können. Vielleicht kommt ein Verkauf also doch schneller als erwartet.
Apple kauft ein Filmstudio
Eine der spannendsten Prognosen in der Befragung war, ob Apple 2022 ein Filmstudio kauft. Und da kommen wieder die üblichen Verdächtigen Lionsgate, ViacomCBS (Paramount Pictures) sowie Comcast (Universal Pictures) in den Sinn. Doch wie realistisch erscheint eine solche Akquisition? Finanziell könnte Apple eine Übernahme aus der Portokasse stemmen, schließlich gehört das Unternehmen aus Cupertino ganz generell zu den wertvollsten Konzernen der Welt.
Unsere Einschätzung: 50/50. Apple baute seinen Streaming-Dienst Apple TV+ in der Tat aus. Eigenproduktionen wie "Ted Lasso" mit Jason Sudeikis erfreuen sich bei Fans großer Beliebtheit. Dass Apple Streaming wichtig ist, zeigte auch schon von Anfang an die Verpflichtung des ehemaligen HBO-Chefs Richard Plepler. Allerdings kamen im vergangenen Jahr ebenso Gerüchte auf, dass Apple kein großes Interesse mehr an der Produktion eigener Inhalte hätte.
Letztendlich ist Streaming ein extrem kostenintensives Geschäft und man darf auch nicht vergessen, dass Apple nach wie vor in erster Linie Hardwarehersteller ist. Ein Kauf von ViacomCBS oder Lionsgate wäre dennoch für Apple mit Blick auf den potenziellen Nutzen vergleichsweise lohnenswert und im konkreten Falle sogar recht günstig.
ViacomCBS: US-Medienkonzern will keine Fusion.