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"Mortal Kombat": WarnerMedia verärgert Kinobetreiber erneut

"Mortal Kombat" ist eine der bekann­testen Video­spiel-Verfil­mungen und wird mit Span­nung erwartet. Bei Kino­betrei­bern hätte der Block­buster für klin­gelnde Kassen gesorgt, doch in Deutsch­land bringt WarnerMedia ihn zuerst ins Strea­ming.
Von Björn König

Offi­ziell sollte "Mortal Kombat" am 6. Mai in den deut­schen Kinos starten. Auf die spek­taku­läre Neuver­fil­mung dieses gewalt­gela­denen Video­spiel-Epos hat sich so mancher Fan gefreut und auf der großen Lein­wand macht der Film umso mehr Spaß. Doch daraus wird (mal wieder) nichts. Das ist zunächst nicht die Schuld von WarnerMedia, denn die meisten Kinos sind aktuell aufgrund der Corona-Pandemie sowieso geschlossen. Aller­dings dürfte dieser Ausfall viele Kino­betreiber wirk­lich teuer zu stehen kommen. Das Mortal-Kombat-Fran­chise spielt nämlich inhalt­lich durchaus in einer Liga mit den Super­hel­den­filmen von Marvel. Und diese zählen an den Kino­kassen neben "Avatar" immerhin zu den kommer­ziell erfolg­reichsten Produk­tionen über­haupt.

"Premium-Down­load" und HBO Max

Bild: WarnerMedia "Mortal Kombat" feiert in Deutschland keine Premiere auf der Kinoleinwand
Bild: WarnerMedia
In den USA haben Abon­nenten bereits seit 23. April via HBO Max Zugriff auf den Block­buster. In Deutsch­land ist der Dienst aller­dings aktuell nicht verfügbar. Sowohl hier­zulande als auch in Öster­reich und der Schweiz wird der Film ab 13. Mai als soge­nannter "Premium-Down­load" zum Leihen oder Kaufen verfügbar sein. Das heißt im Klar­text: Fans müssen für den Streifen bei Apple, Amazon & Co. extra zahlen. Und wahr­schein­lich nicht zu knapp, denn WarnerMedia wird durch diesen Vertriebsweg seinen Ausfall an der Kino­kasse auch in Europa kompen­sieren wollen.

Immerhin hat WarnerMedia ange­kün­digt, den Film trotzdem ins Kino bringen zu wollen, wenn diese wieder öffnen. Doch das dürfte sich zum Flop entwi­ckeln, denn bis dahin hat vermut­lich jeder wirk­liche Fan den Action-Block­buster bereits gesehen. Entweder auf legalem Wege oder im für das Studio ungüns­tigen Falle auf einschlä­gigen Pira­terie-Portalen. Auch für Kino­betreiber in Deutsch­land ist das erneut ein Schlag ins Wasser, denn mit dem aktu­ellen Bond "No Time To Die" mussten sowohl große Multi­plex-Ketten als auch klei­nere Licht­spiel­häuser bereits auf einen der voraus­sicht­lich wich­tigsten Gewinn­bringer des Jahres verzichten.

Sky-Deal für Zuschauer ärger­lich

Für Zuschauer in Deutsch­land ist die Stra­tegie von WarnerMedia aber doppelt ärger­lich. Sie müssen nämlich nicht nur auf den Kino­start von "Mortal Kombat" verzichten, sondern bekommen den Film auch erst später und dann für mehr Geld zu sehen. HBO Max ist nämlich hier­zulande aufgrund von Lizenz­ver­trägen mit Sky vorerst nicht verfügbar. Während also US-Abon­nenten von HBO Max den Film früher und gratis bekommen, wird in Europa Kasse gemacht.

Das zeigt erneut deut­lich, dass den Studios nach wie vor eine einheit­liche Vertriebs­stra­tegie fehlt. Eine Situa­tion, in die sie sich aller­dings durch die Vergabe von Lizenzen an Dritt­anbieter selbst manö­vriert haben. Hätte WarnerMedia in Europa auf einen weiteren Vertrags­abschluss mit Sky verzichtet, wäre HBO Max hier­zulande wahr­schein­lich eben­falls bereits 2021 gestartet und man müsste nicht auf einen Vertrieb über Amazon und Apple setzen.

Kino­betreiber und Zuschauer unzu­frieden

Doch jetzt hat WarnerMedia sich sowohl bei den Kino­betrei­bern als auch Zuschauern in Europa ziem­lich unbe­liebt gemacht. Daran ändert selbst­ver­ständ­lich auch die Ankün­digung von WarnerMedia-Studios-CEO Ann Sarnoff Filme künftig wieder zuerst ins Kino bringen zu wollen nichts. Zumin­dest nicht so lange, wie diese nach wie vor aufgrund der Pandemie geschlossen bleiben. Selbst wenn Zuschauer für den Film zahlen wollen, müssen sie länger auf den Deutsch­land-Start warten.

Wenig Verständnis dürfte außerdem aufkommen, wenn WarnerMedia im Premium-Down­load mehr Geld als für ein Kino­ticket verlangt. Diese Stra­tegie löste bereits bei Disney erheb­liche Kritik aus, der Mickey-Mouse-Konzern hatte sich bei seinen Block­buster "Mulan" sowie "Raya und der letzte Drache" für ein ähnli­ches Vertriebs­modell unter der Bezeich­nung "Premier Access" entschieden. Ob Zuschauer dabei mitspielen, steht auf einem ganz anderen Blatt.

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