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Streaming: Disney+ soll erwachsener werden

Disney-Chef Bob Chapek gab dem Wall Street Journal in der vergan­genen Woche ein ausführ­liches Inter­view zur Konzern­stra­tegie und insbe­son­dere auch weiteren Plänen für Disney+. Dabei ging es auch um poli­tische Themen.
Von Björn König

Im Rahmen eines ausführ­lichen Inter­views bei der WSJ Tech Live Confe­rence stellte sich Disney-CEO Bob Chapek durchaus brenz­ligen Fragen. Vor allem auch, ob der Mickey-Mouse-Konzern "zu woke" sei und sich die Agenda links­akti­vis­tischer Bewe­gungen zu eigen mache. Darauf gab er eine diplo­mati­sche Antwort und auch die Pläne für Disney+ wirken für den fami­lien­freund­lichen Medi­enkon­zern eher unge­wöhn­lich.

Content für "viel­fäl­tige Gesell­schaft"

Bild: Pixar Kontroverse Szene aus Pixars Animationsfilm "Lightyear"
Bild: Pixar
Während die CEOs von Warner Bros. Disco­very und Para­mount in der Vergan­gen­heit kriti­sche Distanz gegen­über einem zu links­libe­ralen Zeit­geist offen­barten, sieht Disney-Chef Bob Chapek die Entwick­lung eher prag­matisch. "Wir möchten, dass unsere Inhalte die reiche, viel­fäl­tige Welt wider­spie­geln, in der wir leben. Aber ich finde das auch aus kommer­zieller Sicht gut, denn dann spricht man ein möglichst großes Publikum an", so Chapek.

"Ich denke, Disney ist ein Unter­nehmen, das hundert Jahre über­lebt hat, indem es sich um sein Publikum geküm­mert hat, und es wird die nächsten hundert Jahre gedeihen, indem es sich um sein Publikum kümmert." Der Manager unter­strich in diesem Zusam­men­hang glei­cher­maßen die Inter­essen der Schau­spieler im Disney­land Florida zu wahren, dort steht der Mickey-Mouse-Konzern beson­ders unter Beschuss des repu­bli­kani­schen Gouver­neurs Ron DeSantis.

"Ligh­tyear" auf dem Index

Außer­halb der USA ging Chapeks Stra­tegie jedoch nicht auf. Der Pixar-Anima­tions­film "Ligh­tyear" landete aufgrund seines offenen Umgangs mit Homo­sexua­lität kurzer­hand in 14 Ländern auf dem Index und wurde aus den Kinos verbannt. Das war zumin­dest für Länder wie Saudi-Arabien keine Über­raschung, Warn­hin­weise hingen aller­dings auch vor einem Kino in Okla­homa.

Ob nun allein die poli­tische Debatte und Verbote in isla­mischen Ländern dem Film scha­deten, ist unklar, dennoch galt er als teurer Flop, wie auch der "Holly­wood Reporter" zusam­men­fas­send beur­teilt. Es zeigt sich aber immer deut­licher, dass Disney bei vielen Block­bus­tern nicht mehr den Nerv seiner Zuschauer trifft. Dies­bezüg­lich konnte Chapek bislang nicht umsteuern.

Mehr Inhalte für Erwach­sene

Verluste bei Anima­tions­filmen will der CEO nun offen­sicht­lich mit einem erwach­senen Publikum kompen­sieren, vor allem beim Strea­ming-Dienst Disney+ sollen sich verstärkt entspre­chende Inhalte finden. "Wenn Fans und unser Publikum ihre Kinder abends ins Bett bringen, nachdem sie Pinoc­chio, Dumbo oder Little Mermaid gesehen haben, werden sie wahr­schein­lich keinen weiteren Anima­tions­film mehr schauen. Sie wollen dann etwas für sich", so Chapek.

Dass Disney ein erwach­senes Publikum erreicht, zeigt unter anderem auch der Erfolg seines zweiten Strea­mers "Hulu", der sich in den USA stark posi­tio­niert hat. Auch in Deutsch­land wurde der Erwach­senen­bereich "Star" inner­halb von Disney+ sukzes­sive ausge­baut. Hier wird somit voraus­sicht­lich auch in Zukunft ein stär­kerer Fokus auf Genres wie Drama­serien, Science-Fiction und Horror liegen.

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