Comcast startet eigenes Betriebssystem für Smart TVs
Der Markt im Bereich Smart-TV-Betriebssysteme ist klar verteilt. Neben Android TV von Google hat auch Amazon eine eigene Benutzerfläche namens Fire TV, welche beispielsweise auf Grundig-Fernsehern verfügbar ist. Darüber hinaus gehören Samsung Tizen wie auch die LG webOS-Oberfläche zu den großen Marktteilnehmern im Bereich Smart TV. Doch schon bald könnte ein weiterer großen Player hinzukommen - und dieser ist nicht unbekannt.
Comcast mit eigenem Betriebssystem
Comcast X1 soll auf Smart TVs laufen
Bild: Comcast
Laut einem Bericht des Portals "Protocol" will Comcast sein bisher auf Set-Top-Boxen eingesetztes Betriebssystem an TV-Hersteller lizenzieren. Das Portal beruft sich auf bereits sehr konkrete Brancheninformationen. Demnach seien die TV-Hersteller in den vergangenen Monat schon bezüglich genauer Pläne in Kenntnis gesetzt worden.
Interessant wird nun die Frage sein, mit welchen Herstellern Comcast sein Betriebssystem zunächst auf den Markt bringt und ob neben den USA sofort auch andere Länder in Europa und Asien mit einbezogen werden. Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich, dass sich dieses Großprojekt nur auf die USA bezieht. Offenbar will Comcast in direkte Konkurrenz zu den großen Marktteilnehmern treten.
Zugriff auf eigene Inhalte
In den USA ist Comcast weit mehr als ein Kabelfernsehanbieter. Das Unternehmen zählt zu den größten Medienkonzernen der Welt und produziert entsprechende Inhalte. Dazu gehört beispielsweise das Hollywood-Studio Universal Pictures, das Nachrichtennetzwerk NBC News, der Pay TV-Sender Sky und der erst kürzlich gestartete Streaming-Dienst "Peacock". All diese Inhalte könnte Comcast in Zukunft exklusiv über seine neue Smart-TV-Plattform vertreiben und wäre damit in der Tat eine ernsthafte Konkurrenz zu den bisherigen Systemen, sofern man die Hersteller mit an Bord holen kann.
Da allerdings große Produzenten in der Regel entweder auf eine Kooperation mit Google setzen oder eigene Plattformen betreiben, wird man bei Comcast viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Vorstellbar wäre, dass die TV-Hersteller entsprechend attraktive Umsatzbeteiligungen für die Nutzung der X1-Plattform erhalten.
"Cord Cutter" stören Geschäft
Comcast kämpft in den USA mit sogenannten "Cord Cuttern". Dabei handelt es sich um Zuschauer, die Ihren vergleichsweise teuren Kabelanschluss samt kostenpflichtigen TV-Paketen kündigen und auf günstigere Streaming-Dienste umsteigen. Stattdessen greifen die Zuschauer auf Streaming-Sticks zum Beispiel der Marke Roku zurück. Eben diese Kunden möchte Comcast nun durch eigene Lösungen zurückgewinnen. Die Chancen dafür stehen offenkundig besser, wenn das Unternehmen ebenfalls eine eigene Software-Lösung auf TV-Geräten anbieten kann.
Sollte das Produkt auch in Europa an den Start gehen, wird man die Software sicherlich nicht 1:1 aus den USA übernehmen können. Hierzulande gehört beispielsweise die Sky-Q-Plattform zu Comcast. Vorstellbar wäre, dass diese möglicherweise ebenfalls als Grundlage für Smart TVs dient.
An dieser Stelle lesen Sie unseren Schnelltest zu Fire TV auf Grundig-Fernsehern.