So wollen Privatradios ihre Programme personalisieren
FFH+-Technik bald bei weiteren Programmanbietern
Foto: FFH
Vor zwei Jahren hat der landesweite hessische Privatsender Hit Radio FFH eine Technik vorgestellt, mit der Hörer das Programm ihres Lieblingsprogramms personalisieren können. Die redaktionellen Inhalte des Hauptprogramms werden mit der FFH+ genannten Technologie mit einer beliebigen Musikfarbe kombiniert. So hört der Nutzer die Nachrichten, die Moderation und weitere Beiträge aus dem Hauptprogramm des Veranstalters - aber eben mit der von ihm bevorzugten Musikfarbe.
FFH+-Technik bald bei weiteren Programmanbietern
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Hit Radio FFH strahlt sein Hauptprogramm mittlerweile in fünf verschiedenen Versionen aus. "Während alle die gleiche Sendung hören, läuft beim einen ein aktueller Hit, gleichzeitig beim Nachbarn aber ein Titel aus den 80ern und bei Freunden ein Rock-Hit", beschreibt der in Bad Vilbel ansässige Veranstalter die technischen Möglichkeiten. Seit Ende vergangenen Jahres kommt die Technik auch bei der Oldiewelle harmony.fm zum Einsatz. Hörer können so die Songs aus den 80er Jahren durch Musiktitel aus den 70er- oder 90er-Jahren ergänzen.
Jetzt gibt es erste Anfragen anderer Radioveranstalter, die die Simulcast Replacer genannte Software ebenfalls nutzen möchten. Die Landesanstalt für Medien NRW fördert das Entwicklungsprojekt im Rahmen ihres Programms "Audio Innovation". Das ist gleichzeitig der Startschuss für die Entwicklung eines Cloud Service, den FFH allen interessierten Radiosendern zugänglich machen will. In Zusammenarbeit mit Radio NRW und weiteren Partnern soll in den kommenden Wochen ein Prototyp für den Simulcast-Replacer-Service entstehen.
Das ist die Besonderheit der FFH-Technik
Hit Radio FFH beschreibt auch, wie die Technik funktioniert: "Die Software Simulcast Replacer tauscht in Echtzeit im Liveprogramm (Simulcast) Musiktitel aus. Dabei bleiben alle redaktionellen Inhalte wie Beiträge, Moderationen, Interviews, Nachrichten, Wetter, Service erhalten. So entstehen aus einem Radio-Vollprogramm mehrere musikalische Varianten mit den gleichen Wort-Inhalten."
Vorteil gegenüber vielen anderen Webchannels, wie sie fast alle größeren Privatsender heutzutage im Angebot haben: Hörer bekommen nicht nur einen Musikteppich mit ihrer bevorzugten Programmfarbe, sondern auch die Inhalte aus dem Hauptprogramm des Veranstalters. Zudem kann ein solches "Plus-Programm" mit jedem Streaming-Gerät genutzt werden - vom Smartphone über das Tablet bis zum Smart Speaker oder WLAN-Radio.
Der Hörer muss zudem nicht selbst aktiv werden und beispielsweise über eine App Musiktitel überspringen. Nachteil: Es wird zumindest derzeit bei FFH nicht das gesamte Musikprogramm ausgetauscht, sondern nur einzelne Songs. Wer Titel aus den 80er Jahren bevorzugt, muss so dennoch zwischendurch Chart-Hits "ertragen" und umgekehrt. Doch angenommen wird das Angebot. "Bei Hit Radio FFH machen die Plus-Kanäle inzwischen zehn Prozent der Reichweite aus", so der Marktführer unter den hessischen Hörfunkveranstaltern stolz. Die Plus-Programme von harmony.fm hätten mittlerweile das Web-only-Angebot überholt.
104.6 RTL Berlin hatte seine Morning Show eine Zeitlang komplett mit unterschiedlichen Musikfarben angeboten, den Service aber wieder eingestellt.