Mobiles Internet

5G: o2 drosselt Performance bei fast allen Tarifen

o2 bietet die maxi­male Surf-Geschwin­dig­keit im 5G-Netz derzeit nur für wenige Kunden an. Ausge­rechnet reine Daten­tarife werden künst­lich gedros­selt.
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5G-Netzstart von o2 im Oktober 2020 mit Markus Söder und Markus Haas 5G-Netzstart von o2 im Oktober 2020 mit Markus Söder und Markus Haas
Foto: Telefónica
Als die Deut­sche Telekom und Voda­fone vor zwei Jahren mit der Vermark­tung ihrer 5G-Netze star­teten, mussten die Kunden bestimmte Tarife oder Optionen buchen, um Zugang zum neuen Netz­stan­dard zu bekommen. Erst zur IFA 2019 wurden zusätz­liche Kosten für die 5G-Frei­schal­tung fallen­gelassen. 2020 kam die Vermark­tung für Prepaid­kunden hinzu - hier jedoch wieder nur gegen Extra-Kosten.

o2 star­tete mit 5G erst im Herbst 2020. Eigene Tarife für den neuen Netz­stan­dard hat die Telefónica-Marke nicht einge­führt. Anders als bei Telekom und Voda­fone gibt es aber auch keine Frei­schal­tung in fast allen aktu­ellen Smart­phone- und Daten­tarifen. Zunächst bekamen die aktu­ellen Tarife mit einer monat­lichen Grund­gebühr von mindes­tens 39,99 Euro 5G-Zugang.

Jetzt wurde die Frei­gabe auf Verträge ab 29,99 Euro Monats­gebühr erwei­tert und auch Bestands­kunden in passenden, halb­wegs aktu­ellen Preis­modellen können den Zugang zum 5G-Netz bekommen. Für Prepaid­kunden bietet o2 die Nutzung des 5G-Netzes - anders als seine beiden Mitbe­werber - nach wie vor nicht an.

Telefónica gegen "Wett­rüsten"

5G-Netzstart von o2 im Oktober 2020 mit Markus Söder und Markus Haas 5G-Netzstart von o2 im Oktober 2020 mit Markus Söder und Markus Haas
Foto: Telefónica
Im Vergleich zu den Mitbe­wer­bern geht o2 auch unge­wöhn­lich mit der maxi­malen Daten­über­tra­gungs­geschwin­dig­keit über 5G um. Schon 2017 verkün­dete Telefónica-Chef Markus Haas, sein Unter­nehmen mache das "Wett­rüsten" um immer höhere Daten­über­tra­gungs­geschwin­dig­keiten nicht mit. So begrenzte Telefónica die Band­breite im LTE-Netz auf 225 MBit/s im Down­stream.

Telekom und Voda­fone spra­chen von "LTE max" und meinten damit zwischen 300 und 500 MBit/s. Zum Teil wurden diese Über­tra­gungs­geschwin­dig­keiten in der Praxis sogar über­troffen. Für 5G spre­chen Telekom und Voda­fone von "Gigabit-Geschwin­dig­keit". Wir haben bei Tests knapp 1 GBit/s im Down­stream erlebt. Leser berich­teten sogar von teil­weise deut­lich mehr als 1 GBit/s bei Speed­tests.

Die "Wett­rüst-Verwei­gerung" von Telefónica gilt offenbar neben LTE auch für den 5G-Stan­dard, denn zum Start im Herbst bot das Unter­nehmen maxi­male Down­stream-Geschwin­dig­keiten von bis zu 300 MBit/s an. Dass es sich dabei um eine gewollt gedros­selte Band­breite handelt, zeigte sich im Test in Köln, wo unmit­telbar nach dem Start eines Down­load-Tests rund 500MBit/s ange­zeigt wurden. Nach wenigen Sekunden pendelte sich die Daten­rate bei etwa 320 MBit/s ein.

Maximal 500 MBit/s im Down­stream

Mitt­ler­weile gibt es immerhin bis zu 500 MBit/s im Down­stream bei o2 - aller­dings nur im Tarif o2 Free Unli­mited Max und auch nicht für alle Kunden, sondern nur für dieje­nigen, die einen neuen Vertrag abge­schlossen haben oder in die aktu­elle Tarif­gene­ration gewech­selt sind. Dabei hat der Münchner Provider gegen­über dem bishe­rigen Tarif auch gleich die monat­lichen Grund­kosten um 10 Euro auf 59,99 Euro erhöht.

In allen anderen Verträgen - selbst in den aktu­ellen Daten­tarifen - bietet o2 weiterhin "nur" 300 MBit/s im Down­stream an. Keine Frage, das ist mehr als jeder VDSL-Vecto­ring-Anschluss im deut­schen Fest­netz kann. Es ist aber eben auch weniger als das, was die Mitbe­werber von Telefónica ihren Kunden anbieten.

Gigabit erst mit 5G Stan­dalone

Erst für 5G Stan­dalone spricht Telefónica-Tech­nik­chef Mallik Rao von Gigabit-Geschwin­dig­keiten. Das ist zumin­dest für den ersten Schritt der Einfüh­rung des von LTE unab­hän­gigen 5G-Netzes unlo­gisch. Durch den Wegfall der 4G-Kompo­nente verbes­sern sich die Reak­tions­zeiten, während die Daten­über­tra­gungs­raten zunächst sinken, wie sich auch in unserem Test von 5G Stan­dalone im Voda­fone-Netz gezeigt hat.

Mit der Bünde­lung mehrerer 5G-Träger (Carrier Aggre­gation) lässt sich die Band­breite später wieder erhöhen. Doch diese Technik gibt es bislang in keinem der drei deut­schen Mobil­funk­netze. Es kann daher noch etwas dauern, bis die Gigabit-Geschwin­dig­keit im o2-Netz wirk­lich ankommt.

Bis es so weit ist, könnte der Provider aber zumin­dest für alle Kunden, die aktuell bis zu 300 MBit/s zur Verfü­gung haben, die maxi­male Surf-Geschwin­dig­keit auf 500 MBit/s erhöhen. Insbe­son­dere für Tablet- oder Note­book-Nutzer ist es kaum vermit­telbar, warum sie anstelle eines reinen Daten­ver­trags einen Smart­phone-Tarif abschließen müssen, um die maxi­male, derzeit ange­botene Perfor­mance zu bekommen.

Einziges für 5G Stan­dalone frei­geschal­tetes Smart­phone auf dem deut­schen Markt ist das Oppo Find X3 Pro (die Samsung-Galaxy-S21-Reihe folgt). Wir haben den Hand­held im Rahmen einer weiteren Meldung einem Test unter­zogen.

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