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Nvidia: Tegra X1 macht im Auto Supercomputern Konkurrenz

Nvidia hat auf der CES den neuen Chip Tegra X1 vorgestellt. Der soll so schnell sein wie ein 15 Jahre alter Supercomputer. Er soll für visuelle Berechnungen prädestiniert sein und Nvidia damit ein ganz neues Absatzfeld erschließen: Der Chip-Hersteller hofft darauf, mit seinem neuen Chip in selbstfahrenden Autos unterzukommen.
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Nvidia schlägt mit dem Tegra K1 sogar einen Supercomputer. Nvidia schlägt mit dem Tegra K1 sogar einen Supercomputer.
Bild: teltarif.de
Nvidia stellt unverdrossen jedes Jahr eine neue Generation seiner mobilen Chipsätze vor. So auch auf der CES 2015: Der Chipsatz Tegra X1 soll in einigen Bereichen die doppelte Leistung bieten als der Vorgänger und gleichzeitig energiesparender sein.

Eine wichtige Neuerung: Statt auf selbst entwickelte Rechenwerke (Codename Denver) setzt Nvidia auf das Chipdesign von ARM. Der Tegra X1 enthält vier A57 und vier A53 CPU-Kerne. Diese sind 64-Bit-fähig. Angaben zur Taktfrequenz macht Nvidia noch nicht.

Beim dazugehörigen Grafikprozessor (GPU) kommt die Architektur Maxwell zum Zuge - bekannt von aktuellen PC-Grafikkarten. 256 Kerne sind an der Berechnung von 3D-Bildern beteiligt. Zum Vergleich: Beim Vorgänger waren es 192. Die Grafikperformance will Nvidia gegenüber dem Vorgänger Tegra K1 verdoppelt haben.

Nvidia kündigte an, dass der Tegra X1 bereits im ersten Halbjahr 2015 erhältlich sein werde. Die Rechenleistung des Gesamtpakets sei in etwa mit einem Supercomputer vor 15 Jahren vergleichbar. Der habe während des Betriebs inklusive Kühlung eine Million Watt verbraucht - Nvidias Chip verbraucht dagegen nur rund 10 Watt.

Chip: Nvidia Tegra X1 mit Maxwell-Grafik und ARM-CPU

Nvidia schlägt mit dem Tegra K1 sogar einen Supercomputer. Nvidia schlägt mit dem Tegra K1 sogar einen Supercomputer.
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Die Technik-Spezialisten von Anandtech.com haben bereits einen genauen Blick auf die Architektur des Nvidia-Chips geworfen. Demnach hat Nvidia bei der CPU an einigen Stellen für Optimierungen gegenüber ARMs Standard-Chip-Design gesorgt. Eine mögliche Erklärung für den Verzicht auf die eigenen Denver-CPU-Kerne des Tegra K1 sei, dass es dem Hersteller nicht gelungen sein könnte, die Denver-Architektur auf den geplanten 16-Nanometer-Herstellungs­prozess einzustellen.

Nvidia habe begonnen, seine (Desktop-)Grafikchips früher im Entwicklungsprozess auf mobile Nutzung zu optimieren. Das sorge in Desktop-Rechnern für niedrigeren Stromverbrauch. Außerdem sei es aufgrund dieser Maßnahme möglich, früher Hochleistungschips in mobile Chipsätze zu implementieren.

Insgesamt handele es sich beim Tegra X1 jedenfalls um einen großen Schritt nach vorne, so Anandtech.com zusammenfassend. Abzuwarten bleibe lediglich, ob Nvidia für die neue Chip-Generation genügend Hersteller von Geräten gewinnen kann.

Neues Einsatzgebiet: Nvidia drängt ins Autogeschäft

Nvidia will mit seinen Chips ins Auto. Nvidia will mit seinen Chips ins Auto.
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Nvidia will eine Schlüsselrolle in zukünftigen Autos übernehmen. Der Konzern stellte auf der CES in Las Vegas einen Computer vor, der besonders schnell und präzise Objekte in seiner Umgebung erkennen soll. Das System "Nvidia Drive PX" unterscheide zum Beispiel schnell zwischen Fußgängern und Radfahrern und könne auch einzelne Automodelle auseinanderhalten, erläuterte Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang.

Der Autocomputer ist dafür mit reichlich Rechenleistung ausgestattet und kann gleichzeitig Bilder von bis zu zwölf Kameras verarbeiten. Die Erkennung der Umwelt gilt als eine Schlüssel-Funktion, damit selbstfahrende Autos den Weg in den Alltag finden können. Nvidia spricht von "neuralen Netzen", die sich bei der Auswertung der Bildinformationen an der Funktionsweise des menschlichen Gehirns orientierten. Unter den Partnern aus der Autoindustrie ist der deutsche Hersteller Audi, der gerade ein selbstfahrendes Fahrzeug eine Entfernung von fast 900 Kilometern von dem Entwicklungslabor in Kalifornien nach Las Vegas zurücklegen lässt. Für Entertainmentzwecke kommt der Rechner "Nvidia Drive CX" zum Einsatz. Dieses System soll auch einen smarten, digitalen Spiegel ermöglichen. Mit einer 360-Grad-Ansicht des Autos sei es möglich, das Problem von toten Winkeln zu lösen.

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