Räumlich

Musik auf dem Handy wird dreidimensional

PC-Software verleiht MP3s einen räumlichen Klang
Aus Hamburg berichtet Thorsten Neuhetzki

Tom Ammermann, Chef der New Audio Technology Tom Ammermann, Chef der New Audio Technology
Foto: New Audio Technology
"70 Prozent aller Musik wird per Kopfhörer gehört." Das sagt Tom Ammermann, Chef der New Audio Technology. Doch Musik und Hörspiele seien gerade auf dem Kopfhörer nur in Stereo-Sound abspielbar. Das sei auf die Dauer anstrengend für das Gehirn, da das natürliche Hören im natürlichen Umfeld dreidimensional sei. Hier will das Hamburger Unternehmen mit seiner Lösung ansetzen - im privaten wie im professionellen Bereich. Das Besondere dabei: Für Privatkunden will New Audio Technology seine Dienste weitgehend kostenlos anbieten, wenn es um die Aufarbeitung (Virtualisierung) bestehender Audioinhalte geht.

3D-Mischung für Endverbraucher kostenlos

Tom Ammermann, Chef der New Audio Technology Tom Ammermann, Chef der New Audio Technology
Foto: New Audio Technology
Im Endverbraucherbereich sind die Produkte sowohl auf den Erwerb und Konsum von 3D-Mischungen als auch schon bestehender Audio-Inhalte wie Musik und Filme ausgerichtet. Der Hörer soll also seine MP3s ebenso wie eine DVD auf dem Laptop unterwegs neu erleben können. Ziel ist es aber auch, die Filmschaffende und Musiker dazu zu bringen, dass sie Audiomaterial direkt in 3D produzieren, damit sie diese Inhalte entsprechend gleich in dieser Form anbieten können. Aber auch die technische Implementierung für Tablets oder Entertainment-Anlagen für Film, Musik und Spiele ist geplant und möglich.

Das wesentliche für den Zuhörer: Er braucht keine neuen Kopfhörer. Die Virtualisierung sorgt dafür, dass mit jedem Kopfhörer ein 3D-Eindruck entstehen kann. In der Tat konnten wir bei ersten Tests auf der IFA-Preview einen deutlich räumlicheren Klang erleben, als dieses bei einem unmittelbar danach abgespielten Signal der Fall war. Mit der kostenlosen Software soll der Nutzer die Möglichkeit bekommen, seine eigenen Audiosignale live zu virtualisieren. "Wir docken uns quasi vor die Audiokarte des PC", so Ammermann.

Nutzer kann Hörerlebnis in verschiedenen Räumen simulieren

Positionierung des Zuhörers im virtuellen Raum Positionierung des Zuhörers im virtuellen Raum
Grafik: New Audio Technology
Zusätzlich hat der Nutzer die Möglichkeit, den virtuellen Raum zu wählen. So kann er entscheiden, ob er die Musik gefühlt in einem Loft, einem kleinen Raum oder einem großen Zimmer wahrnehmen möchte. Möglich ist es auch, bei Hörbüchern den Sprecher "vor" den Zuhörer zu setzen statt ihn, wie bei Stereo, im Kopf klingen zu haben. Zusätzlich ist denkbar, dass Hintergrundgeräusche - etwas vom Strand oder Wald - zur Entspannung hinterlegt werden, so dass der Nutzer den Eindruck gewinnt, ihm wird am Strand etwas vorgelesen. Die Software sollen Nutzer einige Wochen nach der IFA kostenlos auf der Homepage herunterladen können.

Die Software ermöglicht dann auch einen Export als MP3. Wer seine Wunscheinstellungen am PC gefunden hat, kann die Lieder dann einfach exportieren und auf jedes beliebige Endgerät legen. Später will Ammermann die gleiche Technik auch direkt auf Handys bringen. Dann können etwa vom Handy abgespielte Songs oder aber Inhalte von Musik-Streaming-Diensten wie simfy oder Spotify sowie Filme auf Tablets in Echtzeit virtualisiert werden. Bis es soweit ist, wird es allerdings noch etwas dauern. Erste Demos, die den Unterschied zwischen Stereo und 3D zeigen sollen, hat Ammermann auf seiner Homepage hinterlegt. Sie sind über headphone-surround3d.com abrufbar.

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