Urteilsbestätigung

EU-Urteil: Microsofts Übernahme von Skype ist rechtens

Das Gericht der Euopäischen Union bestätigt das Urteil der EU-Kommission, dass Microsoft keinen Vorteil durch den Zukauf des Videotelefonie-Dienstes Skype erhalten hat. Der Kläger Cisco ist mit der Entscheidung unzufrieden.
Von dpa / Jennifer Buchholz

Skype verschafft Microsoft keinen wirklichen Vorteil, da sich der Sektor schnell ändert, laut Gericht. Skype verschafft Microsoft keinen wirklichen Vorteil, da sich der Sektor schnell ändert, laut Gericht.
Bild: dpa
Die milliarden­schwere Übernahme des Inter­net­telefonie-Dienstes Skype durch Microsoft ist nach einem Urteil des Gerichtes der Europäischen Union rechtens. Der Zusammen­schluss schränke weder den Wettbewerb auf dem Markt der Internetkommunikation für Privat­kunden noch für Geschäfts­kunden ein, urteilte das EU-Gericht heute in Luxemburg. Die Richter wiesen damit die Klage des amerikanischen IT-Konzerns Cisco Systems und der italienischen Firma Messagenet ab (Rechtssache T-79/12). Sie können die Übernahme jetzt noch vor der nächsten Instanz, dem Europäischen Gerichts­hof, anfechten.

Microsoft hatte Skype im Mai 2011 über­nommen und dafür 8,5 Milliarden Dollar (6,2 Milliarden Euro) gezahlt. Die EU-Kommission prüfte die Aus­wirkungen auf Konkurrenten und gab grünes Licht für den Zukauf. Gegen diese Ent­scheidung hatten die Konkurrenten geklagt. Es war der größte Zukauf in Microsofts Firmengeschichte. Mit Skype können Nutzer kostenlos über das Internet chatten und telefonieren, auch mit Video­übertragung.

Urteil wird größtenteils positiv aufgenommen

Skype verschafft Microsoft keinen wirklichen Vorteil, da sich der Sektor schnell ändert, laut Gericht. Skype verschafft Microsoft keinen wirklichen Vorteil, da sich der Sektor schnell ändert, laut Gericht.
Bild: dpa
Microsoft zeigte sich erfreut über die Entscheidung des Gerichts. "Wir sind zufrieden damit, dass das EU-Gericht die frühere Entscheidung der EU-Kommission bestätigt hat", schrieb der US-Konzern. Auch die Brüsseler EU-Behörde begrüßte die Entscheidung, die ihren Beschluss von 2011 bestätige.

Dagegen äußerte sich der Verlierer Cisco unzufrieden. Ein Unter­nehmens­sprecher sagte auf Anfrage: "Cisco ist enttäuscht, dass das Gericht die Kommission nicht aufgefordert hat, die Anforderungen über die Inter­operabi­lität bei der Microsoft/Skype-Übernahme erneut zu prüfen." Im Interesse von Kunden und Verbrauchern hoffe Cisco, dass Microsoft sich weiter für eine offene, miteinander vernetzte Video­telefonie-Gemeinde einsetzen werde.

Schnelle Veränderungen in der IT-Branche mindern primäre Vorteile

Laut Gericht konnte Microsoft durch den Zukauf zwar seinen Markt­anteil im Segment Video­telefonie für Privatkunden auf 80 bis 90 Prozent ausbauen. Der Sektor verändere sich aber schnell und solch ein hoher Marktanteil könne schnell wieder verloren gehen, argumentierten die Richter. Zudem sei Microsoft bei neuen IT-Plattformen wie Tablets und Smartphones, die immer wichtiger würden, wenig präsent. "Bei einer Erhöhung der Kommunikations­preise könnten sich PC-Nutzer daher alternativen Platt­formen zuwenden", schrieb das Gericht.

Im Bereich der Geschäfts­kommunikation kam das EU-Gericht zum selben Ergebnis. Microsoft habe nicht die Möglichkeit, mit seinem Produkt Lync den Wettbewerb in diesem Bereich zu beschränken. Lync stehe anderen großen Konkurrenten gegenüber, etwa dem Unternehmen Cisco, das "allein schon einen größeren Marktanteil hat als Microsoft." Cisco ist unter anderem mit seiner Lösung TelePresence auf dem Markt der Videokonferenzsysteme präsent.

Mehr zum Thema Skype