Internet für St. Helena: Vertrag mit Google unterzeichnet
Der Verlauf der Untersee-Glasfaserkabel des Google-Konzerns. Ein Ast des Equiano-Kabels wird eine Abzweigung nach St. Helena bekommen.
Grafik: Google / Regierung von St. Helena
Ein Weihnachtsgeschenk besonderer Art hat sich die Regierung der Atlantik-Insel St. Helena gemacht. Sie unterzeichnete verbindliche Vereinbarungen mit dem Google-Konzern über die Landung eines Untersee-Kabels "Equiano" auf St. Helena.
Damit ist die Insel St. Helena, wohin einst Kaiser Napoleon verbannt wurde, einen gewaltigen Schritt näher an der Bereitstellung der ersten Glasfaserverbindung von St. Helena nach Europa und Südafrika gekommen.
Für den Vorsitzenden des Wirtschaftsentwicklungsausschusses, Ratsmitglied Lawson Henry, ist das ein großer Schritt für St. Helena. Er dankte dem Regierungsteam und Google für die Erreichung dieses wichtigen Meilensteins. "Die Bereitstellung des Glasfaserprojekts wird der Schlüssel für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Insel sein, um Satelliten-Bodenstationen, Finanzdienstleistungen, Arbeiten von zu Hause aus, akademische Forschung und Konferenzen, neue Drehorte für Filme und den Tourismus auf der Insel zu entwickeln."
Der Verlauf der Untersee-Glasfaserkabel des Google-Konzerns. Ein Ast des Equiano-Kabels wird eine Abzweigung nach St. Helena bekommen.
Grafik: Google / Regierung von St. Helena
Abzweigung nach St. Helena
Die Abzweigung zwischen dem Hauptkabel des Equiano-Seekabels und der Insel wird 1140 km lang sein. Ziel ist es, das Kabel und das dazugehörige Hochgeschwindigkeits-Internet bis Anfang 2022 nach St. Helena zu liefern. Das Bereitstellen der Kabelverlegung, der Landestation und der zugehörigen Planungsgenehmigungen sowie die Arbeiten zum Starten des Dienstes erfolgen pünktlich. Dieses Kabel wird je nach Bedarf von einigen hundert Gigabit bis zu mehreren Terabit Kapazität liefern können.
Bevor die Unterschrift unter das Abkommen erfolgen konnte, waren fast acht Jahre Lobbyarbeit für St. Helena notwendig.
Was passiert mit dem Monopol-Anbieter?
Jetzt gibt es nur noch ein kleineres Problem: Das Monopol des bisherigen Allein-Anbieters von Telekommunikationsdienstleistungen Sure South Atlantic Ltd (eine hundertprozentige Tochter von Batelco aus Bahrein) auf St. Helena endet am 31. Dezember 2022. Die über die neue Glasfaser schier unbegrenzt mögliche Bandbreite stellt für den bisherigen Telekommunikations-Monopol-Anbieter eine massive Bedrohung seiner Einnahmequellen dar.
Grenzenloses Breitband verdrängt klassische Anbieter
Wie andere gesättigte TK-Märkte auf der Welt gezeigt haben, führt grenzenloses Breitband zu einer Verlagerung von herkömmlicher Telefonie hin zu kostenlosen Messenger-Diensten wie Skype oder WhatsApp, während die Verbraucher sicher auch versuchen werden, den teuren Pay-TV-Dienst von Sure durch günstigere Streaming-Angebote wie Netflix und YouTube zu ersetzen.
Das Unternehmen "Sure" würde über die Glasfaser zu einer Datenpumpstation degradiert und massiv Einnahmen an die bereits genannten OTT-(Over-the-Top)-Anbieter verlieren. Es besteht somit das Risiko, dass Sure entweder für diesen neuen extrem schnellen Internetzugang viel zu viel verlangen oder versuchen könnte, populäre OTT-Dienste zu blockieren oder wenigstens zu drosseln.
Monopol beenden?
Ähnlich wie es die Cook-Inseln kürzlich anlässlich der ersten direkten Kabelversorgung dort getan haben, möchte auch St. Helena das Telekommunikations-Monopol beenden.
Eine spezielle Klausel in der Telekommunikationslizenz erlaubt es dem Noch-Monopolisten, für den Fall des Lizenzverlustes eine Entschädigung für all seine Vermögenswerte (installierten Anlagen und Netze) auf der Insel fordern zu können. Das könnte die Regierung von St. Helena wahrscheinlich nochmals einige Millionen kosten, falls sie das Monopol wirklich beenden möchte.