Super-Marktmacht

Springer-Chef Döpfner: "Warum wir Google fürchten"

Springer-Chef Döpfner gesteht die totale Abhängigkeit seines Konzerns von Google ein und wirbt für eine freiwillige Selbstkontrolle des super-markt­beherrschenden Internet-Giganten.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Mathias Döpfner, Vorstandvorsitzender der Axel Springer SE erklärt, warum man Google fürchten muss. Mathias Döpfner, Vorstandvorsitzender der Axel Springer SE erklärt, warum man Google fürchten muss.
Bild: axelspringer.de/
Der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer, Mathias Döpfner, sieht die wachsende Macht des Internet-Konzerns Google mit Sorge. Google stelle ein "globales Netzmonopol" dar, ohne dass es transparente und faire Kriterien im Umgang mit Wettbewerbern gebe, schrieb Döpfner in einem offenen Brief an Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt. Der Text wurde in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht.

Döpfner antwortet damit auf einem Gastbeitrag von Schmidt in der FAZ, in dem der Google-Manager vor einer Woche unter der Überschrift Die Chancen des Wachstums bei den deutschen Mathias Döpfner, Vorstandvorsitzender der Axel Springer SE erklärt, warum man Google fürchten muss. Mathias Döpfner, Vorstandvorsitzender der Axel Springer SE erklärt, warum man Google fürchten muss.
Bild: axelspringer.de/
Verlagen für eine umfassende Zusammenarbeit geworben hatte. Schmidt hatte dabei mehrfach auf eine Partnerschaft mit dem Springer-Verlag zur automatisierten Werbevermarktung verwiesen.

Man könne die Kooperation zwischen Springer und Google "schizophren" nennen, schrieb Döpfner. "Oder liberal. Oder, und das ist die Wahrheit, um es mit einem Lieblingswort unserer Bundeskanzlerin zu sagen: alternativlos." Springer kenne keine Alternative, die auch nur ansatzweise vergleichbare technologische Voraussetzungen zur automatisierten Werbevermarktung biete. "Und wir dürfen auf diese Einnahmequelle nicht verzichten, weil wir das Geld dringend für technologische Zukunftsinvestitionen brauchen."

Google ist super-marktbeherrschend

Döpfner wandte sich in dem Brief auch gegen den Umgang von Google mit den Angeboten der Konkurrenz, zu denen auch Tochtergesellschaften des Springer-Verlags zählen. Google weise eigene Produkte bei der Online-Suche besser aus als die der Wettbewerber. Die Europäische Kommission zeige sich diesem Problem nicht gewachsen. Google wolle einen "Supra-Staat" errichten, seine Macht betreffe auch die Zukunft Europas. Döpfner räumte in seinem Beitrag ein, wie viele andere Medienhäuser "Angst vor Google" zu haben.

Döpfner zitiert Schmidt, um das Dilemma nicht nur der Verlage zu illustrieren:

"Wir sind überzeugt, dass Portale wie Google, Facebook, Amazon und Apple weitaus mächtiger sind, als die meisten Menschen ahnen. Ihre Macht beruht auf der Fähigkeit, exponentiell zu wachsen. Mit Ausnahmen von biologischen Viren gibt es nichts, was sich mit derartiger Geschwindigkeit, Effizienz und Aggressivität ausbreitet wie diese Technologieplattformen, und dies verleiht auch ihren Machern, Eigentümern und Nutzern neue Macht."

Die Diskussion über den ungeheuren Einfluss Googles sei also keine Verschwörungstheorie von Ewiggestrigen, sondern schlicht ein Fakt, an dem weder die Wirtschaft, noch die Politik vorbei komme. Es sei keineswegs so, dass wer Google kritisiere, das Internet kritisiere, so wie Google es immer darstelle. Im Gegenteil müsse jeder, der an einem intakten Internet Interesse habe, Google kritisieren. Google sei inzwischen nicht nur marktbeherrschend, sondern super-marktbeherrschend.

Ein Rezept, wie Googles Macht künftig kontrolliert werden solle, hat der Springer-Chef allerdings auch nicht. Er wirbt für eine freiwillige Selbstbeschränkung des Siegers, bevor die Zerschlagung Googles gefordert würde oder die Bürger Google die Gefolgschaft verweigern - sofern sie es überhaupt noch könnten. Döpfner räumt ein, dass sein Konzern es nicht mehr könne.

Streit um das Leistungsschutzrecht

Hintergrund des Schlagabtauschs ist das Leistungsschutzrecht (LSR) für Presseverlage in Deutschland. Das LSR war nach einer kontroversen Debatte vor einem Jahr im Bundestag verabschiedet worden und am 1. August 2013 in Kraft getreten. Es ermöglicht Verlagen, für die Veröffentlichung von Zeitungsartikeln im Web eine Lizenzgebühr zu erheben. Suchmaschinen dürfen jedoch "einzelne Wörter und kleinste Textausschnitte" lizenzfrei nutzen.

Für die Verlage steht nun die praktische Umsetzung des LSR an. Es wird erwartet, dass die von Springer, Burda und anderen Verlagen beauftragte Verwertungsgesellschaft VG Media in absehbarer Zeit einen Tarif für die Verwendung von Verlagsinhalten in Angeboten wie Google News veröffentlichen wird. Google lehnt Lizenzgebühren für die Veröffentlichung von Inhalten aus Zeitungsartikeln im Internet strikt ab.

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