Stromproduktion

JAQ: Die Brennstoffzelle für die Notfall-Ladung

Das Smartphone auch ohne Steckdose aufladen? Moderne Technik macht es möglich. Jedoch sind Zweifel am Erfolg der Technologie angebracht. Wir zeigen Ihnen an einem aktuellen Beispiel, warum.
Vom MWC in Barcelona berichtet

JAQ-Brennstoffzelle (Modell) mit eingeschobener PowerCard JAQ-Brennstoffzelle (Modell) mit eingeschobener PowerCard
Bild: teltarif.de
15 Jahre ist es her, da berichteten wir über eine Direktmethanol-Brennstoffzelle, die mit einer Methanol-Patrone einem Handy bis zu drei Monate Standbyzeit ermöglichen sollte. Damals waren die 3G-Netze gerade in der Entwicklung. Nun sind seitdem nicht nur die 3G-Netze erfolgreich eingeführt worden, sondern auch die 4G-Netze. Die Brennstoffzelle harrt hingegen immer noch dem kommerziellen Durchbruch. Den verkündet nun ein Startup namens myFC aus Schweden.

JAQ-Brennstoffzelle (Modell) mit eingeschobener PowerCard JAQ-Brennstoffzelle (Modell) mit eingeschobener PowerCard
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Noch dieses Jahr will myFC eine Brennstoffzelle namens JAQ in Schweden, Deutschland, Frankreich, den USA und Japan auf den Markt bringen. Der nötige Wasserstoff soll aus flachen Tanks bezogen werden, die PowerCards genannt werden. Aus Sicherheitsgründen enthalten diese den Wasserstoff nicht direkt, sondern ein Natriumsalz, das bei Reaktion mit Wasser den Wasserstoff freigesetzt. Ist die Reaktion einmal durch Einschieben in die JAQ-Zelle gestartet worden, kann man den Tank erst wieder entnehmen, wenn er leer ist. Die produzierte Strommenge von 2,8 Ah reicht aus, um ein handelsübliches Smartphone einmal aufzuladen. Für die nächste Ladung braucht man einen neuen Tank.

Für die 200 Gramm schwere Brennstoffzelle, die zusammen mit einem Satz von PowerCards verkauft wird, wird ein Preis von 99 US-Dollar oder niedriger angestrebt. Da hierzulande noch die Mehrwertsteuer hinzukommt, ist ein Verkaufspreis von 99 Euro realistisch. Einzelne Tanks sollen um die 1,50 US-Dollar bzw. Euro kosten. Nach Angaben des Herstellers sind die Tanks auch für den Transport in Flugzeugen zugelassen. Man dürfe damit aber keine Lithium-Akkus an Bord aufladen - das sei im Flugzeug wegen der damit verbundenen Gefahren (viele Brand-Zwischenfälle mit Lithium-Akkus traten beim oder kurz nach dem Laden auf) generell verboten, auch bei Nutzung der an manchen First- oder Business-Class-Sitzen vorhandenen Stromanschlüsse.

Markt?

PowerCard (Modell) PowerCard (Modell)
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Die Frage, warum sich der Nutzer statt einer Brennstoffzelle für 100 Euro nicht ein batteriebetriebenes Notfall-Ladegerät für ein paar Euro kauft, haben wir nicht gestellt, denn wir haben keine sinnvolle Antwort auf diese Frage erwartet. Die Batterie-Variante kostet nämlich nicht nur viel weniger als die Brennstoffzelle, sie wiegt auch weniger. Statt einer PowerCard müssen, um dieselbe Strommenge zu produzieren, vier schnöde AA-Zellen eingelegt werden, die zwar etwas mehr wiegen (ca. 100 Gramm statt 60 Gramm), was aber vom Gewichtsvorteil beim Ladegerät selber mehr als wettgemacht wird. Beim Discounter um die Ecke kostet ein Satz mit 4 AA-Batterien sogar deutlich unter 1,50 Euro. Am Kiosk am Zielort kostet so ein Satz möglicherweise zwischen 5 und 10 Euro - aber das ist immer noch besser als die PowerCard, die man dort nämlich gar nicht bekommen wird.

Am Stand hatte myFC übrigens keine Prototypen dabei, sondern nur MockUps. Nicht nur die offensichtlich noch nicht allzu weit fortgeschrittene Entwicklung, auch das mehr als fragliche Geschäftsmodell lassen an einer erfolgreichen Einführung dieses Jahr zweifeln. Aber wir werden selbstverständlich weiter über die Entwicklung der mobilen Brennstoffzelle berichten. Wenn 2024 die ersten Spezifikationen künftiger 6G-Netze geleakt werden, dann kommt bestimmt auch die Brennstoffzelle. Dann sogar wirklich.

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