JAQ: Die Brennstoffzelle für die Notfall-Ladung
JAQ-Brennstoffzelle (Modell) mit eingeschobener PowerCard
Bild: teltarif.de
15 Jahre ist es her, da berichteten
wir über eine Direktmethanol-Brennstoffzelle, die mit einer
Methanol-Patrone einem Handy bis zu drei Monate Standbyzeit ermöglichen
sollte. Damals waren die 3G-Netze gerade in der Entwicklung. Nun sind
seitdem nicht nur die 3G-Netze erfolgreich eingeführt worden, sondern
auch die 4G-Netze. Die Brennstoffzelle harrt hingegen immer noch dem
kommerziellen Durchbruch. Den verkündet nun ein Startup namens
myFC aus Schweden.
JAQ-Brennstoffzelle (Modell) mit eingeschobener PowerCard
Bild: teltarif.de
Noch dieses Jahr will myFC eine Brennstoffzelle namens JAQ
in Schweden, Deutschland, Frankreich, den USA und Japan auf
den Markt bringen. Der nötige Wasserstoff soll aus flachen Tanks
bezogen werden, die PowerCards genannt werden.
Aus Sicherheitsgründen enthalten
diese den Wasserstoff nicht direkt, sondern ein Natriumsalz, das bei
Reaktion mit Wasser den Wasserstoff freigesetzt. Ist die Reaktion einmal
durch Einschieben in die JAQ-Zelle gestartet worden, kann man den Tank
erst wieder entnehmen, wenn er leer ist. Die produzierte Strommenge
von 2,8 Ah reicht aus, um ein handelsübliches Smartphone einmal
aufzuladen. Für die nächste Ladung braucht man einen neuen Tank.
Für die 200 Gramm schwere Brennstoffzelle, die zusammen mit einem Satz von PowerCards verkauft wird, wird ein Preis von 99 US-Dollar oder niedriger angestrebt. Da hierzulande noch die Mehrwertsteuer hinzukommt, ist ein Verkaufspreis von 99 Euro realistisch. Einzelne Tanks sollen um die 1,50 US-Dollar bzw. Euro kosten. Nach Angaben des Herstellers sind die Tanks auch für den Transport in Flugzeugen zugelassen. Man dürfe damit aber keine Lithium-Akkus an Bord aufladen - das sei im Flugzeug wegen der damit verbundenen Gefahren (viele Brand-Zwischenfälle mit Lithium-Akkus traten beim oder kurz nach dem Laden auf) generell verboten, auch bei Nutzung der an manchen First- oder Business-Class-Sitzen vorhandenen Stromanschlüsse.
Markt?
PowerCard (Modell)
Bild: teltarif.de
Die Frage, warum sich der Nutzer statt einer Brennstoffzelle für
100 Euro nicht ein batteriebetriebenes Notfall-Ladegerät für ein
paar Euro kauft, haben wir nicht gestellt, denn wir haben keine
sinnvolle Antwort auf diese Frage erwartet. Die Batterie-Variante
kostet nämlich nicht nur viel weniger als die Brennstoffzelle, sie wiegt
auch weniger. Statt einer PowerCard müssen, um dieselbe Strommenge
zu produzieren, vier schnöde AA-Zellen eingelegt werden, die zwar
etwas mehr wiegen (ca. 100 Gramm statt 60 Gramm), was aber
vom Gewichtsvorteil beim Ladegerät selber mehr als wettgemacht wird.
Beim Discounter um die Ecke
kostet ein Satz mit 4 AA-Batterien sogar deutlich unter
1,50 Euro. Am Kiosk am Zielort kostet so ein Satz möglicherweise
zwischen 5 und 10 Euro - aber das ist immer noch besser als die
PowerCard, die man dort nämlich gar nicht bekommen wird.
Am Stand hatte myFC übrigens keine Prototypen dabei, sondern nur MockUps. Nicht nur die offensichtlich noch nicht allzu weit fortgeschrittene Entwicklung, auch das mehr als fragliche Geschäftsmodell lassen an einer erfolgreichen Einführung dieses Jahr zweifeln. Aber wir werden selbstverständlich weiter über die Entwicklung der mobilen Brennstoffzelle berichten. Wenn 2024 die ersten Spezifikationen künftiger 6G-Netze geleakt werden, dann kommt bestimmt auch die Brennstoffzelle. Dann sogar wirklich.