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Test: HD-Voice im Telekom-Netz mit LTE nicht kompatibel

Wer LTE nutzt, muss auf HD-Voice oft verzichten. Wir berichten über unsere Erfahrungen im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom, zeigen auf, welche Unterschiede es bei E-Plus gibt und wie man HD-Voice in jedem Fall nutzen kann.
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Drei deutsche Mobilfunk-Netzbetreiber bieten HD-Voice an Drei deutsche Mobilfunk-Netzbetreiber bieten HD-Voice an
Foto: E-Plus
Mit HD-Voice soll sich die Sprachqualität bei Handy-Gesprächen deutlich verbessern. Das klappt in der Theorie sehr gut. Die Praxis sieht allerdings oft anders aus, wie sich auch im Test der teltarif.de-Redaktion gezeigt hat. So wird HD-Voice ausschließlich bei netzinternen Gesprächen genutzt. Obwohl mit der Deutschen Telekom, Vodafone und E-Plus immerhin drei der vier deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber den sprachqualitätsverbessernden Codec einsetzen, profitiert man nur bei Anrufen innerhalb des eigenen Netzes von HD-Voice.

Datenblätter

Die Deutsche Telekom bietet HD-Voice auch für ihre All-IP-Anschlüsse im Festnetz an. Allerdings können Mobilfunk-Kunden des Unternehmens dennoch nicht mit HD-Voice ins Festnetz telefonieren. Darüber hinaus funktioniert der Codec nur im UMTS-Netz, nicht über GSM. Dabei müssen beide Gesprächspartner während des Telefonats im 3G-Netz eingebucht sein. Verliert einer von beiden das UMTS-Signal, so dass sich das Handy ins GSM-Netz einbucht, so ist HD-Voice nicht mehr verfügbar.

Drei deutsche Mobilfunk-Netzbetreiber bieten HD-Voice an Drei deutsche Mobilfunk-Netzbetreiber bieten HD-Voice an
Foto: E-Plus
Künftig soll die verbesserte Sprachqualität auch im LTE-Netz angeboten werden. Aktuell gibt es Voice-over-LTE (VoLTE) allerdings nur in Form von Tests. Wann der Dienst für Endverbraucher startet, ist derzeit noch nicht bekannt, zumal es noch keine Smartphones gibt, die die Telefonie im LTE-Netz unterstützen.

Kein HD-Voice dank CSFB ins GSM-Netz

Derzeit wirkt sich die LTE-Nutzung für HD-Voice sogar negativ aus, wie sich im teltarif.de-Test im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom gezeigt hat. Wird ein LTE-fähiges Smartphone mit einer für 4G freigeschalteten SIM-Karte verwendet, so bucht sich das Handy ins schnelle Datennetz ein, sofern dieses am Aufenthaltsort verfügbar ist. Bei Telefonaten - egal ob eingehend oder ausgehend - erfolgt eine automatische Umschaltung ins GSM- oder UMTS-Netz, wo das Gespräch dann geführt werden kann. Anschließend schaltet das Smartphone wieder auf LTE zurück, so dass der schnelle mobile Internet-Zugang wieder zur Verfügung steht.

o2 schaltet bei dieser Circuit Switched Fallback (CSFB) genannten Technik generell ins GSM-Netz um. Bei Telekom und Vodafone sind GSM und UMTS denkbar. Wie sich bei unserem Test am vergangenen Wochenende im Telekom-Netz gezeigt hat, erfolgt die Umschaltung aber selbst bei sehr gutem UMTS-Empfang am Aufenthaltsort des Kunden in fast allen Fällen ins GSM-Netz. Dadurch ist keine Verbindung in HD-Voice-Qualität möglich. Zudem wird die Datenverbindung getrennt, während es über UMTS möglich wäre, Telefonie und mobiles Internet parallel zu nutzen.

Wir haben den Test mit einem Blackberry Q10, einem Samsung Galaxy Note 3 und einem Samsung Galaxy S4 durchgeführt und kamen mit einer einzigen Ausnahme immer zum Ergebnis, dass sich das zunächst im LTE-Netz eingebuchte Handy bei einem eingehenden Telefonat ins GSM-Netz umgebucht hat. Nach der Sprachverbindung wurde jeweils innerhalb von ein bis zwei Sekunden auf LTE zurückgeschaltet.

So können Sie HD-Voice auch in LTE-versorgten Regionen nutzen

Um HD-Voice nutzen zu können, mussten wir verhindern, dass sich das Smartphone ins GSM-Netz einbucht. Dazu wählten wir am Blackberry Q10 die Netzstandards 4G/3G aus. Bei den Samsung-Geräten lässt sich sogar explizit der WCDMA-Standard - also UMTS - auswählen. Nun war es möglich, HD-Voice zu nutzen, wobei diese manuelle Netzstandard-Wahl kaum jemand vornehmen wird, um von einer besseren Sprachqualität zu profitieren.

Manuelle Netzstandard-Wahl beim Samsung Galaxy Note 3 Manuelle Netzstandard-Wahl beim Samsung Galaxy Note 3
Foto: teltarif.de
Besser wäre eine bevorzugte Umschaltung von LTE ins UMTS-Netz, sobald ein Telefonat geführt wird. Diese Regelung konnten wir bei einem weiteren Test im E-Plus-Netz registrieren. So war es auch bei Nutzung des LTE-Standards für den mobilen Internet-Zugang möglich, automatisch im UMTS-Netz von HD-Voice zu profitieren.

Ein Branchen-Insider erklärte gegenüber teltarif.de, warum die Netzbetreiber die Nutzer per CSFB lieber ins GSM-Netz schicken: "Angenommen, der Kunde befindet sich am Rande der UMTS-Funkversorgung. Dann schaltet das Handy innerhalb weniger Sekunden zuerst von LTE auf UMTS und dann auf GSM um. Dabei entsteht ein hoher Signalisierungsaufwand, der das Netz belastet." Somit werden die Kunden wohl mit den beschriebenen Einschränkungen leben müssen, solange die CSFB-Technik noch genutzt werden muss, um es während der LTE-Nutzung für den Internet-Zugriff überhaupt zu ermöglichen, eingehende und ausgehende Telefonate zu führen.

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