Umbau

Telefónica will Spitzenreiter bei Netzqualität werden

Cayetano Carbajo, der Technische Vorstand von Telefónica, erläuterte beim Ericsson Innovation Day, wie das Telefónica-Netz der Zukunft beschaffen sein wird. Virtualisierung spielt eine große Rolle, doch auch die Netzqualität soll besser werden.
Vom Ericsson Innovation Day in Herzogenrath berichtet

Telefonica setzt auf Ericsson und virtualisiert o2-Netz Telefónica setzt auf Ericsson und virtualisiert o2-Netz
Bild: o2
Hoher Besuch beim Ericsson Innovation Day gestern in Herzogenrath bei Aachen: Cayetano Carbajo, Technischer Vorstand (CTO) von Telefónica Deutschland stellte seine Arbeit dem anwesenden Fachpublikum vor.

Cayetano Carbajo, der vorher für Telefónica in verschiedenen Positionen unter anderem als CTO in Mexiko tätig war, hat derzeit zwei Netze (o2 und E-Plus) und möchte nach Ende der Konsolidierung nur noch ein Netz haben. Mehr als 30 000 eNodeB (Basisstationen) sollen in drei Jahren "angefasst" werden. Von derzeit 40 000 Sendestandorten will Carbajo sein Netz auf 26 000 Sites reduzieren und sein Kern-Netzwerk konsolidieren. Die Qualität der Verbindungen soll optimiert werden, dabei wird die Zahl der Netzwerklieferanten von vier auf zwei reduziert, konkrete Namen nannte er zunächst nicht.

Die Zukunft des Netzes ist Virtualisierung

Telefonica setzt auf Ericsson und virtualisiert o2-Netz Telefónica setzt auf Ericsson und virtualisiert o2-Netz
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Telefónica sei als erstes Netz mit kommerziellem VoLTE-Betrieb in Deutschland gestartet, hier gebe es National Roaming zwischen E-Plus und o2, sowie "HD Voice extended" (verbesserte Sprachqualität) zu allen vorhandenen Netzen (auch anderer Anbieter wie Telekom, Vodafone etc.).

Im laufenden Betrieb würden die Abläufe geändert und neue, bessere Werkzeuge eingesetzt: "Wir müssen besser als gut sein", betonte Carbajo, der eine schnellere Auslieferung neuer Produkte und Dienste erreichen, die Effizienz und Zuverlässigkeit steigern und zugleich die Kosten senken will.

Carbajo hat bemerkt, dass es im Netz eine ganze Menge "Legacy" (technisches Erbe der bisherigen Betreiber) gibt, die sehr gutes Geld brächten, hier müsse sehr behutsam vorgegangen werden, um Kunden nicht zu erschrecken: "Darauf müssen wir aufpassen".

Die Zukunft des Netzes sieht Carbajo in der Virtualisierung. Dabei werden Netzfunktionen nicht von darauf spezialisierter Hardware bereitgestellt, sondern per Software dargestellt, diese Software kann bei Bedarf schnell umgestellt und erweitert werden. Alles was "sinnvoll" ist, soll virtuell werden. Die gesamten Netzfunktionen sollen über Software realisiert werden, der Fachmann spricht von Network Function Virtualisation (NFV) in einem Software Defined Network (kurz SDN). Dazu müssen die Netzkontrollebenen zentralisiert und eine neue Datenebene ausgerollt werden.

Die vorgefundene Infrastruktur basiere noch auf X86-Prozessor-Architekturen (bekannt aus der DOS/Windows-Ära) was viel Arbeitslast in der IT und im geschäftlichen Austausch von Daten (B2B) und bei der Virtualisierung der Funktionen bedeute.

Trennung von Netzlogik und Infrastruktur

Die Netzlogik und die Infrastruktur sollen voneinander entkoppelt werden, eine "vertikale Integration" aber vermieden werden (hierbei würden je nach Thema zwei Abteilungen das gleiche Thema aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten), während die Performance (während des Umbaus) gesichert bleiben müsse. Das neue künftige Netz soll so einfach wie möglich sein und ein neues Ökosystem fördern, der Support werde auf das bei Telefónica bereits bewährte "Unica"-System umgestellt. Das biete eine Lösung für interne IT, Unternehmen und Telco-Dienste. Es sei offen, modular aufgebaut, funktioniere mit Hardware verschiedener Marken und Hersteller ("multi-vendor"), entspreche dem Standard, sei sicher und flexibel. Ericsson werde Lieferant für dieses System sein, kündigte er an.

Carbajo hat klare Vorstellungen: In Zukunft werden sehr flexible Netze benötigt, weil heute niemand genau weiß, welche Dienste in fünf Jahren an die Kunden ausgeliefert werden. Das Maß aller Dinge sei die "E2E QoE", wörtlich übersetzt die Qualität der Ende-zu-Ende-Erfahrung.

Mit Virtualisierung und Cloud-Technologie könne die Zuverlässigkeit und Einfachheit des Betriebs gesteigert werden. Es werde massiv mehr Tests geben, nahezu alles solle automatisiert werden. Mit umfangreichen Analyse-Tools will Telefónica mehr über sein eigenes Netz erfahren (wie nutzen die Kunden das Netz, womit tun sie das...), um schneller auf neue Anforderungen reagieren zu können. Auf die Frage aus dem Publikum, worin sich Telefónica von anderen Netzen künftig unterscheiden wolle, antwortete er: "Es wird nicht so sehr um die maximale Geschwindigkeit, sondern um die Netzqualität beim Nutzer gehen." Hier peilt Carbajo einen Spitzenplatz an.

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