Neue Google-Suche mit Spracheingabe kennt Vorlieben der Nutzer
Neue Google-Suche kommt mit Spracheingabe
Screenshot: teltarif.de via Chrome Support
Für viele Internet-Nutzer ist die Suche von Google synonym mit dem Eintippen
eines Begriffs in einen einfach gestalteten Suchschlitz. Das wird
sich ändern. Das Unternehmen stellte auf der Google I/O unter anderem auch seine neu
gestaltete Suche vor, die wie beim Dienst Google Now
nun auch die Engabe via Sprachbefehle erlaubt.
Künftig werden Suchabfragen immer öfter - auch auf dem Desktop-Computer - in gesprochener Sprache erfolgen. Im hauseigenen Browser Chrome öffnet der Befehl "Okay Google" das virtuelle Ohr. Danach kann man der Suchmaschine wie einem Menschen mündlich eine Frage stellen: "Wie ist das Wetter in Berlin?". Google versteht dann auch die Abschlussfrage "Und in München?" richtig, obwohl in dem Kurzsatz das Wort "Wetter" gar nicht mehr auftaucht. Voraussetzung für die Nutzung der Spracheingabe ist die neueste Version von Chrome sowie ein (im PC integriertes) Mikrofon. Mehr dazu, verrät Google auf einer separaten Seite.
Neue Google-Suche kommt mit Spracheingabe
Screenshot: teltarif.de via Chrome Support
Google-Manager Amit Singhal sieht damit "das Ende der Suche - wie
wir sie kennen" in naher Zukunft kommen. Das liegt zum einen an dem
Wissensschatz, der sich inzwischen in den Google-Servern angehäuft
hat und über Technologien wie den "Google Knowledge Graph" effizient
abgerufen werden kann. Hat der Nutzer Kontakte, Termine oder andere Pläne
bei Google gespeichert, soll Chrome mit der Sprachein- und ausgabe wie ein
persönlicher Assistent funktionieren. Dazu kommt aber auch eine "soziale"
Komponente, da der US-Konzern fast alles über die Vorlieben seinen
Anwender weiß - zumindest wenn diese bereit sind, diese mit ihm zu
teilen. Das führt dazu, dass es künftig nicht mehr eine einzige
universelle Internet-Suche gibt, sondern unzählige verschiedene
Suchergebnisse, die stets auf die Präferenzen der User angepasst
sind.
Anwender-relevante Ergebnisse auf vielen Ebenen
Diese "soziale" Ebene legt Google künftig über quasi alle seine Produkte. So zeigen die neu gestalteten Google Maps einem Kunstliebhaber einen Stadtplan mit allen Galerien und Museen, während einem Shopaholic dagegen bevorzugt Boutiquen und Kaufhäuser auf denselben Kartenausschnitt gezeichnet werden.
Für die Google-Anwender heißt dies zunächst, dass die Dienste des Internet-Giganten im Zweifelsfall noch praktischer werden als sie es heute ohnehin schon sind. Gleichzeitig müssen sich die User aber auch vor Augen halten, wie sehr sie sich vom Wohl und Wehe eines einzelnen Unternehmens abhängig machen und welche Datenschätze sie diesem Konzern anvertrauen.
Larry Page über Zukunftsvisionen und Beziehungen
Diese Befürchtungen dürften auch der Grund dafür gewesen sein, dass Google-Chef Larry Page sich zum Ende der Keynote mit der grundsätzlichen Frage beschäftigte, welche Ängste neue Technologien wie die Cyberbrille Google Glass bei Menschen auslösen können. Page räumte ein, dass die rasanten Veränderungsprozesse Menschen in eine unkomfortable Lage versetzten. "In der Technologie(entwicklung) sollten wir einige sichere Plätze haben, an denen wir neue Dinge ausprobieren und herausfinden können, wie der Effekt auf die Gesellschaft und auf die Menschen ist. Dazu sollten wir nicht gezwungen sein, diese Neuheiten auf der ganzen Welt auszurollen."
Auch auf die weiter andauernden Rechtsstreitigkeiten zwischen großen Unternehmen ging Page ein. "In jeder Geschichte, die ich über Google lese, geht es um uns gegen irgendein anderes Unternehmen. Das finde ich nicht sehr interessant. Wir sollten großartige Sachen entwickeln, die es nicht gibt." Mit negativer Einstellung sei kein Fortschritt zu erzielen. Die ersten Neuheiten der Konferenz lieferten allerdings kurz davor auch Beispiele für Google-Dienste, die in das Geschäft anderer Unternehmen schneiden können. So startete der Internet-Riese einen Streaming-Musikdienst, der mit heutigen Anbietern konkurriert.
Zugleich war Page nicht gut auf einige andere Unternehmen der Branche zu sprechen. Dem Software-Riesen Oracle, der Google mit dem Vorwurf von Patentverletzungen beim mobilen Betriebssystem Android vor Gericht gezerrt hatte, hielt er vor: "Geld ist für sie offenbar wichtiger als Zusammenarbeit." Microsoft kritisierte Page, weil der Windows-Riese jüngst einseitig Googles Messaging-Dienst in seine Software eingebunden habe, ohne seinen eigenen zu öffnen. "Wir brauchen Interoperabilität - und nicht dass eine Firma zum eigenen Vorteil gemolken wird."